SPD-Kandidat für Neuss Seine Mutter wusste es in Kindertagen: „Daniel Rinkert will in den Bundestag“

Neuss · Das einzige Thema, über das Daniel Rinkert, SPD-Bundestagskandidat im Wahlkampf nicht gern spricht: Der junge Sozialdemokrat, der in Berlin mitmischen will, ist erst 29 Jahre alt. Seiner Meinung nach kein Nachteil: Im Gespräch mit dem Stadt-Kurier spricht er über seine Motivation, warum er sich das Direktmandat sichern könne und verrät, was er zum Thema Sicherheit zu sagen hat...

Daniel Rinkert (rechts), SPD-Bundestagskandidat, im Gespräch mit der Kurier-Redaktion.

Foto: Foto: Thomas Broich

Erst 29 Jahre ist Daniel Rinkert alt — jetzt möchte er für den Wahlkreis Neuss, Grevenbroich, Dormagen und Rommerskirchen nach Berlin, um dort die Bundespolitik mitzugestalten. Seine Mutter berichtet, dass er bereits als Kind davon sprach, dass er später einmal in den Bundestag wolle. Rinkert ist deutlich jünger als direkte Konkurrenten wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Er ist dennoch gewiss: "Ich kann mir das Direktmandat sichern." Diese Selbstsicherheit rührt vor allem vom starken Rückhalt in seiner Partei her. Gerade auch die jüngere Generation der Sozialdemokraten sehen in Rinkert eine Art Galionsfigur. Der junge Jurist erzählt: "Ich habe viel positives Feedback bekommen, sowohl aus den eigenen Reihen, als auch aus der Bevölkerung in meinem Wahlkreis. Ich glaube, ich mache einen guten Job als Kommunalpolitiker. Ich kann den Anspruch, Kümmerer im Wahlkreis zu sein, auch für eine größere Region schaffen."

Als "Kümmerer" ist er auch beruflich unterwegs. Wollte er ursprünglich noch Lehrer werden, verschlug es ihn schließlich doch zu den Juristen. In der Kanzlei Leifeld, Niechoj, Scholten, in der er tätig ist, setzt er sich für Arbeitnehmerinteressen ein und will so auch neben seinem politischen Ehrenamt den "kleinen Leuten" helfen. Trotz der aktuellen Stimmungslage in Deutschland, der schlechten Umfrageergebnisse von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und starker Auftritte von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigt sich Rinkert kampfeslustig und siegessicher. Mit seinem Wahlkampfteam ist er viel unterwegs — sowohl auf den Straßen, als auch in den sozialen Netzwerken, was für Aufmerksamkeit sorge. Und gerade die brauche die Wahl dringend: Das Wählerpotenzial läge sowohl bei der CDU als auch bei der SPD bei 40 Prozent — das Problem sei, die Leute an die Wahlurne zu bewegen, ist sich der Jurist sicher. Deshalb gehe er von Tür zu Tür, höre sich die Sorgen der Bürger an. Ein Problem, das viele für die SPD sehen, mache Rinkert keine Sorgen: Die offen ablehnende Haltung der Parteispitze gegen Türkei-Präsident Erdogan und seine Politik könne in Deutschland lebende Türken zu anderen Parteien treiben. "Viele haben mir im Wahlkampf gesagt, dass sie gerade über diese klare Kante froh sind", weiß Daniel Rinkert.

Apropos klare Kante: Der 29-Jährige hat auch zu Putin eine deutliche Meinung. "Wer völkerrechtswidrig ein Land annektiert, kann nicht von Sanktionen entlastet werden", stellt Rinkert fest, möchte aber dennoch sowohl mit Russland als auch der Türkei im Dialog bleiben. Den Dialog sieht er auch in der Region als eines der wichtigsten Mittel an. Themen von hohem Stellenwert sind für ihn die Altschulden von Grevenbroich, der Strukturwandel weg von der Kohle, Investitionen in Verkehrswege, beitragsfreie Kitas und genügend OGATA-Plätze.

Die letzten zwei Wochen vor der Wahl bezeichnet der junge Politiker als "spielentscheidend". Also geht er in die Offensive. Sein Rezept: die Unterschiede zwischen Christ- und Sozialdemokraten in den Vordergrund stellen. Auch wenn viele seiner sozialdemokratischen Kollegen in der Republik es vehement ablehnen, könnte sich der 29-Jährige im Bundestag grundsätzlich eine rot-rot-grüne Koalition vorstellen. Rinkert: "Wenn sich die Linke klar zur NATO und zur Europäischen Union bekennt, sehe ich kein Problem. Ich kann mir aber genauso gut eine Ampelkoalition mit der FDP vorstellen. Ich bin kein Freund von großen Koalitionen. Große Koalition heißt für mich: große Kompromisse. Das sieht man beispielsweise beim Mindestlohn, den wir zwar erreicht haben, aber mit vielen Ausnahmen."

Wahlkampfthemen von vor zwei Jahren, wie zum Beispiel Flüchtlinge, verschwinden zunehmend aus der öffentlichen Diskussion — der Sozialdemokrat erklärt, wie er dazu steht: "Wir müssen europäische Fördermittel, Sprachkurse und einen sozialen Arbeitsmarkt nach wie vor angehen — gerade in den Kommunen, wo Integration dank vieler Ehrenamtler bereits geschieht." Beim Thema Sicherheit, vor allem auch vor Terror, ist für ihn klar: Gefährder müssen schneller abgeschoben oder wenn das nicht geht, zumindest in deutschen Gefängnissen untergebracht werden — eine weitere klare Kante des 29-Jährigen.

Damit Rinkert selbst ohne Direktmandat in den Deutschen Bundestag einziehen kann, braucht die SPD zwischen 23 und 33 Prozent bei der Wahl im September — für Daniel Rinkert keine Frage: Das klappt! Ist er erst einmal dort, möchte er sich unter anderem im Ausschuss für Kultur und Medien engagieren. "Ich verschwende ans Verlieren keinen Gedanken", sagt Rinkert, bevor er sich wieder auf den Weg macht — von Tür zu Tür eben.

(Kurier-Verlag)