Sieben Fakten über das Sappeur-Korps Dinge, die sich sonst keiner zu fragen traut

Es gibt wohl kein Korps, um das sich so viele Geschichten ranken: Die Sappeure sind selbst für manch langjährigen Schützen ein Mysterium. Grund genug, einmal genauer nachzuhaken. Wir vom Stadt-Kurier haben Hauptmann Rolf Busch Fragen gestellt, die vielen Neussern auf der Seele brennen.

Rolf Busch ist Hauptmann des Sappeur-Korps und bereits seit 1980 Mitglied. Der 67-Jährige fand den Weg in das Schützenwesen vor 50 Jahren über Freunde in der Schule. Damals gehörte er dem Gildezug „Erfttrabanten“ an. Zehn Jahre später wechselte er zu den Sappeuren, die zu dieser Zeit mit den „Erfttrabanten“ das Zuglokal „Im Kessel“ an der Krefelder Straße teilten. Von den Uniformen und der eingeschworenen Truppe fasziniert, zog es ihn in das kleine Korps. Heute haben die Sappeure ihren Sitz im „Vogthaus. Weil er einmal aussetzte, feiert Busch erst im kommenden Jahr goldenes Jubiläum.

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Und es gab einige Überraschungen.

Warum ist das Sappeur-Korps so klein?

Hierfür gibt es laut Busch eine ganz einfache Begründung. Die Satzung gibt es schlichtweg vor. So darf die Zahl von 24 Mitgliedern nicht überschritten werden. Das hat mit der Historie zu tun, denn damals war es üblich, dass es nur wenige Sappeure im Regiment gab. Sie gingen mit ihren Beilen vorneweg, um mögliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder Sappen (Gräber) herzurichten.

Wie kann man bei den Sappeuren Mitglied werden?

"Ganz einfach", betont der Hauptmeister. Wer Interesse hat, kann die Mitglieder ansprechen, dann gibt es erstmal ein kurzes Kennenlernen. Um alle Abläufe kennenzulernen, macht der "Neue" zunächst ein Jahr als Gast mit. "Wir gucken dann gemeinsam, ob es passt und dann steht einer Aufnahme nichts mehr im Wege", so Busch.

Wie groß ist der Andrang von potenziellen Mitgliedern?

"Überschaubar", sagt Busch. Aufgrund vieler Vorurteile seien viele Neusser abgeschreckt. "Dabei sind wir alle auf dem Boden geblieben und freuen uns sogar über Verstärkung, da uns einige Mitglieder aufgrund von Krankheit oder anderen privaten Gründen verlassen mussten", betont der Hauptmann.

Welches Vorurteil stört die Sappeure am meisten?

"Es gibt Menschen, die meinen, wir seien ein elitärer Verein und eine Mitgliedschaft unbezahlbar", weiß Busch. Tatsächlich sind die Beiträge bei den Sappeuren nicht höher als in anderen Korps. Und die Uniform wird allen Mitgliedern sogar gestellt. "Wir können und wollen nicht verlangen, dass Interessenten die rund 3.000 Euro investieren, ohne zu wissen, ob unser Korps wirklich was für sie ist", meint der Hauptmann. Dass Sappeure ständig Wache stehen müssten und viele Verpflichtungen hätten, sei ebenfalls ein Ammenmärchen. "Wenn ein Sappeur eine Viertelstunde Wache steht, ist das schon lang", erklärt der Schütze. Und die Korps-Mitglieder wechseln sich auch noch ab. Ein weiteres Gerücht will Busch aus der Welt schaffen: "Dass ein Sappeur zwei Fässchen Bier bechern können muss, ist falsch. Manch einer trinkt noch nicht mal einen Tropfen."

Was hat es mit den auffälligen Uniformen auf sich?

Die sind laut Busch eine Abwandlung der Uniformen aus der Napoleonischen Zeit. Ganz ähnliche sind im französischen Kriegsmuseum zu finden. Die weißen Lederschürzen und die auffälligen, bunten Kopfbedeckungen waren als Hingucker für die Paraden zu hohen Feiertagen gedacht. Normalerweiße trugen die Sappeure braune Halbschürzen, um sich bei der Arbeit die Uniform nicht zu sehr zu beschmutzen.

Die Bürsten auf dem Kopf gibt es in verschiedenen Farben, die für die jeweilige Einheit stehen — ähnlich wie bei der englischen Garde mit ihren Bärenfellmützen. Auch diese haben an der Seite in der Regel farbige Federn. Die auffällige Kopfbedeckung der Neusser Sappeure ist übrigens eine spezielle Sonderanfertigung.

Wie ist das Korpsleben bei den Sappeuren?

"Wir haben monatlich eine Versammlung und über das Jahr hinweg einige schöne Veranstaltungen. Am Sonntag vor dem Schützenfest beispielsweise laden wir traditionell zum Frühschoppen mit Festmesse, Freibier und Marschmusik ein", sagt Busch. Da ist unter den 200 Gästen auch die gesamte Schützenprominenz dabei. Im Herbst wird ein Kameradschaftsabend veranstaltet, an dem immer ein Film über das gemeinsame Sappeur-Jahr gezeigt wird. Und dann gibt es natürlich auch eine Weihnachtsfeier und vieles mehr.

Fühlen sich die Sappeure unter den anderen großen Korps manchmal verloren?

"Klare Antwort: Nein", so Busch. Vielmehr sei über die Jahre eine gute Freundschaft zwischen den Korps entstanden. "Auch wenn wir viel weniger sind, wir fühlen uns immer gleichberechtigt und akzeptiert", sagt der Hauptmann. Das sei ein großer Verdienst des ehemaligen Obersts Sandmann gewesen, der besonders viel Wert auf diesen Aspekt gelegt habe.

(Kurier-Verlag)