Düsseldorf und Neuss Anschlagsziel Terroristen als Flüchtlinge getarnt

Neuss/ Düsseldorf · Mit Sprengstoff und Maschinengewehren: Sie wollten 200 junge Menschen töten, die in der Düsseldorfer Altstadt feiern. Die Bundesanwaltschaft bestätigte soeben die Festnahme von drei Personen, die im Auftrag des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) einen Terroranschlag in der Düsseldorfer Innenstadt begehen sollten.

Ein vierter Verdächtiger sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft, wie die Karlsruher Behörde am Donnerstag mitteilte. Der "Spiegel" hatte zuvor über die Festnahmen berichtet. Zunächst sollten sich zwei Selbstmordattentäter nahe der Heinrich-Heine-Allee in die Luft sprengen. Im Anschluss daran sollten weitere Terroristen Menschen töten.

Experten: Sie suchen sich Ziele wie die sündige Altsatdt-Meile aus, wo leichtbekleidete, junge Frauen donnerstags, freitags und samstags abtanzen. Männer suchen hier Sex und ein Abenteuer. Gerade im Sommer findet die Party draußen vor dem "Ballermann" und den anderen Tanzlokalen statt. Extreme Muslime fühlen sich berufen, dem "sündigen Treiben" ein Ende zu setzen. Auch in Neuss haben viele Angst. Sie feiern gerne in Düsseldorf. In Neuss steigt im August zudem das größte Volksfest weit und breit: Schützenfest! Für Außenstehnde ist Neuss und Düsseldorf ein Ballungsraum.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bestätigte dem WDR: "Die Festnahmen zeigen deutlich, dass die Sicherheitsbehörden gut zusammenarbeiten." Nach Angaben des Ministers gibt es wegen der IS-Terrorzelle ein von der Bundesanwaltschaft geführtes Verfahren. Jäger bestägte drei Festnahmen, eine davon in NRW. Jäger äußert sich auch am frühen Nachmittag im Landtag vor der Presse zu den Festnahmen. Deutsche Großstädte seien im Fadenkreuz der Terroristen. Jäger sagte, er sei sehr froh, dass der Anschlag sehr früh vereitelt wurde. Der Anschlag auf die Düsseldorfer Altstadt hätte ablaufen sollen wie in Mumbai, also auf weiche Ziele zeitgleich an mehreren Orten. Die Terror-Anschläge im indischen Mumbai fanden am 26.11.2008 statt: An zehn unterschiedlichen Stellen kam es innerhalb kurzer Zeit zu 17 Explosionen, Geiselnahmen und Angriffe mit Maschinenpistolen. Dabei starben 174 Menschen, 239 wurden verletzt.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft handelt es sich bei den Tatverdächtigen um den 27-jährigen Hamza C., den 25-jährigen Mahood B. und den 31-jährigen Abd Arahman A. K. - die Festnahmen erfolgten in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg. Der vierte Tatverdächtige, der 25-jährige syrische Staatsangehörige Saleh A., hatte sich den Angaben zufolge am 1. Februar 2016 in Paris gegenüber den französischen Strafverfolgungsbehörden offenbart. Er sitzt seither in Frankreich in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft will sich um seine Auslieferung nach Deutschland bemühen.

"Es liegen keine Hinweise dafür vor, dass die Beschuldigten bereits mit der Umsetzung ihres Anschlagsplanes konkret begonnen hatten", erklärten die Ermittler weiter. In der Düsseldorfer Altstadt sollten die Tatverdächtigen einen Anschlag verüben."Nach den weiterführenden Planungen"sollten zwei Selbstmordattentäter in Düsseldorf auf der Heinrich-Heine-Allee jeweils eine Sprengweste zünden. Anschließend sollten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und weiteren Sprengsätzen töten, so die Bundesanwaltschaft.

Einreise über Balkanroute

Insgesamt sollen vier Männer aus Syrien an dem Terrorplan beteiligt gewesen sein. Zwei von ihnen sollten bereits 2014 mit Billigung der IS-Führung zu ihren Anschlagsplänen aus Syrien in die Türkei reisen, 2015 sollen sie laut "Spiegel" über die Balkanroute nach Deutschland gekommen sein. Die Bundesanwaltschaft werfe den vier Männern nun die Verabredung zu einem Verbrechen vor. Drei von ihnen werde zudem die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Gegen den vierten Mann werde wegen der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt.

Nach WDR-Informationen aus den Sicherheitsbehörden besteht nach derzeitigem Stand offenbar kein Zusammenhang mit dem SEK-Einsatz in Herne. Dort waren am Donnerstagmorgen vorübergehend zwei Syrer wegen Terrorverdachts festgenommen worden. Einen Zusammenhang mit der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Frankreich gebe es ebenfalls nicht.