Neusser Testzentren öffnen früher Schüler können sich testen lassen

Neuss · Das war eine echte Punktlandung: Pünktlich zum vom Stadtelternrat einberufenen Krisengipfel zur Corona-Situation an Neusser Schulen flatterte den Schulleitungen am Dienstagabend eine neue Verordnung der Landesregierung ins Haus: Liegt bei einem Pooltest ein positiver Befund vor, werden die darauffolgenden Einzeltests künftig mit Antigen-Schnelltests vorgenommen und nicht mehr mit PCR-Tests. Grund dafür sind die in ganz Deutschland knapper werdenden PCR-Testkapazitäten. Einige Testzentren haben bereits reagiert und bieten frühere Öffnungszeiten an.

Die beiden Vorsitzenden des Stadtelternrats, Dirk Jansen (rechts) und Stefan Gollnick, befürchten einen „Kollaps des Schulsystems“.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Dirk Jansen, Vorsitzender des Stadtelternrats, berichtete von zahlreichen „Hilferufen“ aus den Grundschulen und teilweise chaotischen Zuständen; so habe eine gesamte Schulklasse an einem Samstag selbst ins Labor nach Mönchengladbach fahren müssen, weil deren Tests komplett verschwunden seien. „Eltern, Lehrer und Schulleitungen sind an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen“, so Jansen. Jetzt soll mit der neuen Vorgehensweise verhindert werden, dass Schüler unverhältnismäßig lange zuhause bleiben müssen, weil sie auf das Ergebnis des PCR-Einzeltests warten. Unterrichtsausfall, der eigentlich vermeidbar ist. Das machte auch Ralph-Erich Hildebrandt, Vorsitzender des Schulausschusses, deutlich: Er wusste zu berichten, dass in der dritten Kalenderwoche zehn Prozent der Neusser Grundschüler in Quarantäne geschickt, aber nur bei rund 3,1 Prozent eine Corona-Infektion festgestellt worden sei.

Erst nach 22 Uhr am Dienstag erhielten die Grundschulen die Nachricht, dass das Testsystem umgestellt wird – mit sofortiger Wirkung. Jetzt müssen die Kinder eines positiven Pools am nächsten Tag wieder in die Schule gehen und dort einen Schnelltest machen. Aber es gibt eine Alternative: „Anstatt potenziell ansteckende Kinder in den Schulbus zu setzen, können Eltern morgens mit ihrem Kind ins Schnelltestzentrum“, erklärt die SPD-Stadtverordnete Verena Kiechle, die frühere Öffnungszeiten angeregt hatte. Dafür sorgt Daniel Teichmann, dessen Testzentren in Allerheiligen, Rosellen und Holzheim jeweils auf dem Kirmesplatz sowie am Berliner Platz in der Nordstadt spätestens ab kommenden Montag bereits um 6.30 Uhr öffnen. „Wenn Eltern erfahren, dass ihr Kind in einem positiven Pool ist, sollten sie sich am besten möglichst zeitnah anmelden“, rät Kiechle. Ein Angebot vor den Schulen sei leider aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen.

Der Neusser Landtagsabgeordnete Dr. Jörg Geerlings war ebenfalls zu Gast beim Krisengipfel des Stadtelternrats: „Das neue Vorgehen kombiniert Sicherheit mit Schnelligkeit. Eines unserer wichtigsten Ziele in der Corona-Pandemie ist und bleibt, unsere Schulen offen zu halten und damit gerechte Bildung für unsere Schülerinnen und Schüler zu sichern.“ Wichtig sei vor allem, dass negativ getestete Kinder keinen Unterricht versäumen.

Jansen und sein Stellvertreter Stefan Gollnick setzen sich ebenfalls vehement für den Erhalt des Präsenzunterrichts ein. „Wir fordern die Landesregierung und die Bildungsministerin auf, eine tragfähige Lösung für die sichere Bildung unserer Kinder und eine Planungssicherheit für die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten herzustellen.“ Jansen weiß von bisher neun Grundschulen in Neuss, die von positiven Corona-Tests betroffen waren – und das bei zwölf Grundschulen, die vom Stadtelternrat vertreten werden. Gollnick und Jansen mahnen: „Labore sind mit den Auswertungen überlastet. Die Testergebnisse verzögern sich dramatisch. Seit Montag sind noch Testungen der Kindertagesstätten hinzugekommen. Wir rechnen mit einem Kollaps des Schulsystems!“

Rolf Retzlaff