"Betrüger" lockt mit großer Band: Wollte er nur eine Party feiern?

Neuss · Aufwändige Pyrotechnik, eine luxuriöse Cocktailbar, exklusives Catering und halb nackte Tänzerinnen: Ein turbulenter Videodreh im Neusser Süden für die Band "frei.wild" wurde vom "Produzenten" angekündigt — heraus kam jedoch etwas völlig anderes.

Ein "Betrüger" treibt in der Umgebung sein Unwesen, gibt sich als Produzent der Band „frei.wild“ (hier beim "Echo" 2016) aus.

Foto: BVMI / Markus Nass

Der "Produzent" der Band "frei.wild" meldete sich beim Stadt-Kurier und kündigte einen großen Musikvideodreh auf dem Gelände einer Medienproduktionsfirma aus Neuss an. Zu einem ersten Planungstermin hatte Patrick A. (Name der Redaktion bekannt) alle eingeladen, die am Dreh beteiligt sein sollten — einen Pyrotechniker und einen exklusiven Caterer aus Düsseldorf, einen Lieferanten für exotische Pflanzen, den Besitzer einer mobilen Cocktailbar und Sebastian Harding (Name geändert), Geschäftsführer der Medienproduktionsfirma.

"Das soll ein richtig großes Ding werden", erzählt A. von seinen Plänen, "hier oben auf dem Dach sollen Tänzerinnen stehen, das DJ-Pult kommt da drüben hin und die drei Meter großen Palmen sollen von unten beleuchtet werden..." Seine verrückte Idee: Alle Songs der Band als Party-Version zu vertonen — ein Song war sogar schon fertig. So weit gingen die Fantasien von Patrick A., der — wie sich schnell herausstellte — weder der Produzent der Band "frei.wild" ist, noch jeglichen Kontakt zum Management hat.

"Ich bin stutzig geworden, als die Haftpflichtpolice, die ich angefordert hatte, einfach nicht kam", berichtet Harding, der einem großen Videodreh auf seinem Grundstück ohne Absicherung niemals zugestimmt hätte. "Dann kam auch noch völlig unangekündigt der Anruf eines Lieferanten, der mir tonnenweise Getränke liefern wollte — da habe ich alles auf Eis gelegt." Recherchen im Internet ergaben schnell, dass A. bereits eine viereinhalbjährige Haftstrafe wegen Betrugs abgesessen habe, im Raum Düsseldorf schon vor über zehn Jahren mit kriminellen Machenschaften aktiv gewesen sei. "Er soll sich wohl als DJ ausgegeben haben und die Kunden in Vorkasse treten lassen. Damit ist er dann wohl abgehauen", berichtet Harding.

Auf Stadt-Kurier-Anfrage reagierte das Band-Management nicht, Harding weiß jedoch: "Die Band ,frei.wild' hat laut Manager keinerlei Geschäftsbeziehung zu A. und habe bereits rechtliche Schritte eingeleitet. Auch ich habe eine Anzeige wegen Betrugs eingereicht." Nachdem Harding alle Beteiligten informiert hatte, macht er sich noch länger Gedanken über die Motive des Möchtegern-Produzenten. Er mutmaßt: "Zu keiner Zeit hätte er von uns Geld gesehen. Vielleicht wollte er einfach eine große Party feiern?"