Gedankenspiele zu neuer Brücke „Green-Bridge“ – spektakuläre Ideen für eine Super-Brücke über den Rhein
Neuss/Düsseldorf · Die Theodor-Heuss-Brücke ist in die Jahre gekommen und muss früher oder später gründlich überarbeitet oder sogar neu gebaut werden. Sie verbindet die Düsseldorfer Stadtteile Golzheim und Niederkassel miteinander. Das Düsseldorfer Büro RKW Architektur und JLL bringt jetzt das Prinzip „Neubau statt Sanierung“ ins Spiel. Pläne, die auch Neuss betreffen könnten.
Das Motto der Düsseldorfer lautet: „Vision statt Flickwerk“. Eine „Green Bridge“ soll zukünftig die beiden Rheinufer verbinden und weit mehr werden als nur eine schnöde Brücke über den Rhein. Der Autoverkehr wird dabei geradezu zu einer Nebensache. Er soll in einer vierspurigen Röhre verschwinden und stattdessen Platz machen für einen Landschaftspark mit Wohnungen, Hotel und Büroflächen über dem Rhein – im Mittelpunkt: der Radschnellweg. Einen Dämpfer gibt es allerdings schon von Düsseldorfer Seite: Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagt in der Presse, dass er den RKW-Entwurf zwar interessant findet, aber bezweifele, dass er zur Stadtsilhouette Düsseldorfs passe. Doch ein Brückenneubau muss nicht an exakt derselben Stelle erfolgen... Ein Neubau könnte die Theodor-Heuss-Brücke komplett ersetzen, und es ist sogar vorstellbar, dass ein neuer Standort das Neusser Rheinufer mit einbezieht, wie das Presse-
amt der Stadt Neuss bestätigt. Insbesondere dann, wenn die neue Brücke den Radschnellweg aufnehmen muss. Dieser soll nämlich die Strecke von Neuss über Düsseldorf bis nach Langenfeld und Monheim abdecken. Er ist der südliche Teil des Radschnellwegekonzeptes für die Region Düsseldorf. Der knapp 30 Kilometer lange Radschnellweg verbindet die Zentren der Städte miteinander.
Dem Neusser Planungsdezernenten Christoph Hölters gefällt die Idee grundsätzlich. Er gibt jedoch zu bedenken: „Bei so einem Bauvorhaben handelt es sich um eine interkommunale Aufgabe – das heißt: Neuss und Düsseldorf müssten sich einig sein. Es muss ein Standort gefunden werden, an dem sich das Bauwerk sowohl in das eine als auch das andere Stadtbild einfügt. Außerdem ist das Rheinufer an vielen Stellen Schutzgebiet. Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und so weiter. Dort kann man nicht ohne Weiteres bauen. Es wäre ein Projekt mit vielen Herausforderungen. Es müsste alles passen, aber ich bin auch der Meinung, dass es keine Denkverbote geben darf. Gerade in einem so verdichteten Raum wie Düsseldorf und Neuss ist Grund und Boden knapp, da wirken die Pläne sehr attraktiv.“
Bis jetzt ist das Ganze nicht mehr als nur ein Gedankenspiel. Marcel Abel, Geschäftsführender Direktor und Niederlassungsleiter JLL Düsseldorf: „Die Brücke muss ohnehin neu gebaut werden, doch heute lässt sich deutlich mehr daraus machen als nur ein Verkehrsweg – ein nachhaltiges Bauwerk, das den Menschen qualitative Fläche in optimaler Lage schenkt.“
„Wir wollten weg von der Idee einer Brücke als monofunktionalem Bauwerk. Stattdessen haben wir die Idee der ‚Green Bridge‘ für uns weiterentwickelt, die eine Vielzahl von Funktionen und Angeboten miteinander verbindet“, so Jabra Soliman, assoziierter Partner bei RKW.
RKW rechnet mit einer Bauzeit von drei bis vier Jahren. Die Kosten für ein solches Projekt werden derzeit auf rund 700 Millionen Euro geschätzt.
Die „Green Bridge“ soll vielfältige Möglichkeiten für eine langfristige Belebung bieten. Rund 400 Wohneinheiten vom Mini-Apartment bis zur Maisonette-Wohnung sollen dort untergebracht werden, öffentlich geförderter und freifinanzierter Wohnraum sollen sich abwechseln, lebendige, generationenübergreifende Nachbarschaften ganz nah am oder direkt über dem Wasser. Außerdem ist ein Hotel mit rund 350 Zimmern inklusive Spa und Panoramarestaurant geplant.
Thomas Broich