Neusser Politik reagiert auf „Spaziergänger“ Gemeinsam gegen Corona: Lichteraktion und Impf-Aufruf
Neuss · Seit einigen Wochen sind sie auch in Neuss zu sehen – die so genannten „Spaziergänger“, die gegen die von der Regierung festgelegten Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen. Jetzt reagiert die Politik mit zwei Gegen-Aktionen: einem Gedenken an die Corona-Opfer am morgigen Sonntag und einem öffentlichen Impf-Aufruf am kommenden Montag.
Für die beiden Aktionen haben sich die demokratischen Parteien im Stadtrat – CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und UWG/Aktiv für Neuss – zusammengetan. Der FDP-Stadtverbandsvorsitzende Thomas Schommers hatte die Idee, für jeden an oder mit Corona Verstorbenen im Rhein-Kreis Neuss (Stand Donnerstag: 427) auf dem Münsterplatz jeweils eine Kerze anzuzünden. Beginn ist am morgigen Sonntag um 17 Uhr. Es wird je ein Vertreter der katholischen, evangelischen, alevitischen und jüdischen Gemeinde sprechen – politische Parolen sollen ausbleiben. Thomas Schommers freut sich über die parteiübergreifende Aktion und zeigt sich „ganz persönlich schockiert, dass teilweise auf den Plakaten der ,Spaziergänger‘ eine Verhöhnung all der Opfer der Pandemie stattfindet“. Er halte viel von Meinungsfreiheit, setze andererseits aber auch auf Solidarität. Bürgermeister Reiner Breuer begrüßt die Lichteraktion und erinnert an eine ähnliche von ihm vor einigen Monaten initiierte Veranstaltung auf dem Markt. Die „Spaziergänger“ seien eine „absolute Minderheit“. Er findet es aber richtig, dass Parteien und Bürger deutlich machten, dass die absolute Mehrheit der Bevölkerung und Stadtgesellschaft hinter den Corona-Maßnahmen stünden und keine Impfgegner seien.
Und genau da setzt die Aktion am kommenden Montag an: Von 17.30 bis 19.30 Uhr werden die eingangs genannten Parteien mit jeweils einem Infopavillon vor dem Rathaus zu finden sein – eine Zeit, in der auch die „Spaziergänger“ in der City unterwegs sein werden. „Aber wir setzen nicht auf Konfrontation, sondern auf Information“, erklärt SPD-Chef Sascha Karbowiak. Unter dem Motto „Gemeinsam fürs Impfen – Solidarität gegen Corona“ sollen Gesprächsangebote für Impf-Skeptiker und -Gegner bereitstehen. „Wir müssen zeigen, dass die Impfung ein ganz wichtiger Mosaikstein ist, um die Pandemie hinter sich lassen zu können“, erklärt Karbowiak. Für fachlich kompetente Aufklärung im Rahmen der Aktion sorgen zwei Ärzte. Auch besteht die Möglichkeit, sich vor Ort spontan impfen zu lassen.
Das Informations- und Gesprächsangebot vor dem Rathaus feiert am Montag Premiere; ob diese Aktion wiederholt wird, steht noch nicht fest. „Mal sehen, wie sich die ,Spaziergänge‘ weiter entwickeln“, so Karbowiak. Die SPD hat vorsichtshalber die Infostand-Erlaubnis für die nächsten vier Montage und Freitage eingeholt, ist aber auch bereit, diese an andere Vereine oder Institutionen abzutreten – ganz im Sinne einer Solidarität im Kampf gegen Corona und zum Wohle der Stadtgesellschaft. Rolf Retzlaff