Das Jüdische Alexander-Bederov-Gemeindezentrum und die Synagoge wurden eingeweiht Das jüdische Leben in Neuss hat wieder ein Zentrum

Neuss · Das ist ein Meilenstein in der Neusser Stadtgeschichte: Vor einigen Tagen wurde in der Nordstadt das Jüdische Alexander-Bederov-Gemeindezentrum eingeweiht. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich die neue Synagoge – die erste, seitdem Neusser und Düsseldorfer SA-Männer am 9. November 1938 die Synagoge an der Promenadenstraße verwüstet und in Brand gesteckt hatten.

Dima Sirota (links), Koordinator des Jüdischen Gemeindezentrums Neuss, und Bert Römgens, politischer Koordinator der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss, vor dem Schrank, in dem die Tora-Rolle aufbewahrt wird.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Noch ist es ruhig im Gemeindezentrum, aber bald soll das Gebäude mit Leben gefüllt werden. Dafür wollen Dima Sirota, Koordinator des Jüdischen Gemeindezentrums Neuss, und Bert Römgens, politischer Koordinator der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss, sorgen. Ersterer ist der Mann vor Ort. Er will den rund 600 Gemeindemitgliedern im Rhein-Kreis Neuss ein abwechslungsreiches Programm bieten.

„Bisher besuchen viele ältere Menschen das Zentrum. Das wird so bleiben, aber wir wollen auch verstärkt Kinder und Jugendliche ansprechen“, erklärt Sirota. Dabei hat die Kultur einen hohen Stellenwert; kein Wunder, denn schließlich ist Sirota Berufsmusiker, hat sowohl solo als auch mit seiner „exclusive Show Band“ CDs veröffentlicht. „Ich freue mich schon auf das Kinderlachen in unserem Gemeindezentrum“, sagt Sirota.

Und das wird nicht mehr lange dauern: Sieben Schulen haben bereits Kontakt aufgenommen, die Offene Tür Barbaraviertel zeigt großes Interesse. Aber auch die „Großen“ sind neugierig: „Seit Eröffnung habe ich täglich ein bis zwei Anfragen bezüglich Kooperation oder Besichtigung“, so Römgens.

Der Davidstern wird bald stimmungsvoll beleuchtet.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

„Neuss hat wieder eine Synagoge!“, freut sich Bürgermeister Reiner Breuer. „Nach der Reichspogromnacht im November 1938 blieb von der alten Synagoge nur ein Tora-Mantel übrig, der von mir zur Eröffnung des Alexander-Bederov-Zentrums restauriert an die Jüdische Gemeinde in Neuss übergeben wurde. Er soll uns Mahnung gegen aktuellen Antisemitismus sein. Ich freue mich über ein lebendiges jüdisches Leben in Neuss, das eine neue Heimat hat. Schalom!“

Und Römgens führt aus: „Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich den beleuchteten Davidstern sehe.“ Und dazu hat er guten Grund: Das jüdische Leben gehört zur Neusser Stadtgesellschaft – und jetzt hat es endlich wieder ein Zentrum mit Synagoge.