Was Politik und Stadtelternrat zur Anschaffung von Luftfiltern sagen Wie SPD und Co. für saubere Luft in Klassenräumen sorgen wollen
Neuss · Die Ratspolitiker sind sich einig: Die Rückkehr zum Homeschooling soll vermieden werden. Doch wie schafft man es, die Klassenräume möglichst optimal mit Frischluft zu versorgen? Auf der Ratssitzung hatten die Kooperation von SPD, Grünen und UWG/Aktiv für Neuss einen Antrag zum Thema gestellt, ebenso wie FDP, Linke und PARTEI und CDU. Ersterer wurde schließlich mit Ergänzungen verabschiedet, wobei die Christdemokraten deutliche Kritik übten – ebenso wie der Vorstand des Stadtelternrates sowie Nicolas Krämer als betroffener Vater und Gesundheitsexperte.
„Als Kooperation setzen wir auf einen Dreiklang aus raumlufttechnischen Anlagen, mobilen Luftfiltergeräten und einer stufenweisen Optimierung der Frischluftversorgung in Schulklassen durch moderne Lüfteranlagen“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen.
Bürgermeister Reiner Breuer verwies im Stadtrat auf einen einstimmigen Beschluss im Städtetag NRW, „den auch sämtliche CDU-Bürgermeister unterstützt haben“, sieht Jansen ein Abrücken der Neusser Christdemokraten von der CDU-Landeslinie. Der Städtetag empfehle, Luftfilteranlagen nur in den Klassen einzusetzen, die nur eingeschränkt belüftet werden können. „Diese Klassen haben wir in unserer Stadt bereits mit mobilen Luftfiltern ausgestattet, wir beschaffen für diese Räume aber auch noch weitere Geräte“, so Breuer.
Dem Ansinnen von CDU, FDP und Linken, für alle Klassen mobile Luftfilter zu beschaffen, traten der Bürgermeister und die Kooperation deutlich entgegen. Da für die Geräte eine europaweite Ausschreibung notwendig sei, könnten die Geräte frühestens im Frühjahr nächsten Jahres in den Schulen aufgestellt werden. Auch das Stoßlüften im Winter und das dauerhafte Tragen einer Maske könnten diese Geräte nicht ersetzen. Zudem hätten auch die CDU- und FDP-Landesregierung klargestellt, dass das Land nur für die Räume einen finanziellen Zuschuss für Filtergeräte leiste, die nicht ausreichend gelüftet werden könnten.
Einstimmig im Rat beschlossen wurde schließlich der Antrag der Kooperation zur raumlufttechnischen Optimierung von Schulklassen. „Beim Neubau und bei Umbaumaßnahmen sollen alle Schulen mit festen raumlufttechnischen Anlagen ausgestattet werden“, erklärt Arno Jansen. Diese werden derzeit bereits in Räumen der St.-Peter-Grundschule in Rosellen installiert.
Zudem soll durch den Einbau von speziellen Lüftungsanlagen nach dem „Herforder Modell” zusammen mit CO2-Ampeln in allen Grundschulklassen die Belüftung der Räume verbessert werden. „Damit kann der erforderliche Luftaustausch deutlich verbessert und das Öffnen der Fenster reduziert werden“, sagt Henny Roenneper, die schulpolitische Sprecherin der Grünen.
Sven Schümann, Fraktionsvorsitzender der CDU, macht deutlich, dass man dem Antrag der Kooperation zwar zugestimmt habe, „aber eigentlich wollten wir erreichen, dass möglichst schnell und passgenau Hilfe kommt, das heißt, Luftfilter dorthin, wo sie notwendig sind, vor allem an den Grundschulen“.
Das sieht auch Nicolas Krämer so: Der ehemalige Geschäftsführer des Rheinland Klinikums und Vater einer siebenjährigen Grundschülerin fordert eine „rasche und unkomplizierte Lösung“ und verweist auf benachbarte Städte wie Meerbusch und Düsseldorf, die bereits Luftfilter für Schulklassen angeschafft hätten. Auch blickt er auf Pressemeldungen, nach denen die Schulen Bundes-Fördergelder in Höhe von 200 Millionen Euro bisher nicht abgerufen hätten.
„Wir müssen schnellstmöglich zu einem normalen Schulleben zurückkehren“, weiß Stefan Gollnick, stellvertretender Vorsitzender des Stadtelternrats. Und der Vorsitzende Dirk Jansen führt aus: „Eine Null-Prozent-Risiko-Strategie gibt es nicht, aber wir brauchen einen möglichst optimalen Schutz.“ Es gebe bereits Schulen, die über den jeweiligen Förderverein Luftfilter ordern wollten.
„Das lehne ich ab und appelliere an den Gemeinsinn. Was ist mit den sozial schwachen Schulen, die sich dies nicht leisten können? Das ist nicht mit einer sozial gerechten Bildungspolitik mit Chancengleichheit vereinbar“, so Dirk Jansen. Und Nicolas Krämer fordert „jetzt mobile Luftfiltergeräte für die Schulklassen in Verbindung mit Lüften“.