Bau der Synagoge geht voran+++Städtepartnerschaft wird gelebt Jüdisches Leben in Neuss fördern

Neuss · Ein Riesenschritt für das jüdische Leben in Neuss: Anfang kommenden Jahres sollen in einer Synagoge wieder Gottesdienste gefeiert werden. Das jüdische Gotteshaus wird Mittelpunkt des Alexander-Bederov-Gemeindezentrums sein. Die Bauarbeiten in der Nordstadt laufen planmäßig.

Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss auf der Baustelle: Das Alexander-Bederov-Zentrum wird umgebaut, hier entsteht auch eine Synagoge.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Rolf Retzlaff

Auf der Promenadenstraße stand bis zu ihrer Zerstörung die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Neuss. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie von Neusser und Düsseldorfer SA-Männern verwüstet und in Brand gesteckt. Jetzt endlich wird es in Neuss wieder eine Synagoge geben. „Ein Ergebnis der Bemühungen von Alt-Bürgermeister Herbert Napp, der von einer ,Städtereparatur der besonderen Art’ sprach, sowie von Bürgermeister Reiner Breuer“, erklärt Bert Römgens, Koordinator der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss. Der Stadtrat hatte nahezu einstimmig für den Neubau der Synagoge gestimmt. 2018 wurde ein Vertrag zwischen Stadt und Jüdischer Gemeinde geschlossen, der unter anderem die Förderung des jüdischen Lebens in Neuss festlegt.

Bereits 2008 wurde ein ehemaliger Kindergarten in der Neusser Nordstadt in das jüdische Gemeindezentrum umgewandelt. „Hier fand ganz viel jüdisches Leben statt, das Zentrum platzte aus allen Nähten“, weiß Römgens. Die rund 600 Gemeindemitglieder freuen sich jetzt auf einen großen Gemeindesaal, zwei kleinere Räume für Gruppen- und Beratungsangebote sowie zwei Küchen. Im Mittelpunkt des Gebäudes entsteht die Synagoge, „sie wird auch unser spiritueller Mittelpunkt“, erklärt Römgens. Das Gotteshaus wird Platz für rund 80 Menschen bieten.

„Das Zentrum wird ein Ort der Begegnung, wir sind ein Teil der Stadtgesellschaft“, macht Römgens deutlich, dass die jüdische Gemeinde in Neuss sehr engagiert ist. Projekte gegen Antisemitismus und Rassismus werden durchgeführt, die Zusammenarbeit mit Schulen wird gefördert. Auch wird eine Städtepartnerschaft mit Herzliya (Israel) bereits gelebt. „Einige Schulen in Neuss – das Nelly-Sachs- und das Quirnus-Gymnasium sowie das Gymnasium Norf – haben bereits Interesse an einem Partnerschaftsprojekt angemeldet“, freut sich Römgens.

Doch jetzt fiebert die jüdische Gemeinde erst einmal der Eröffnung des Gemeindezentrums und der Synagoge entgegen. Anfang 2021 ist die Fertigstellung avisiert. Die Eröffnung wird dann später über die Bühne gehen – und mit einem ganz besonderen Prozedere verbunden sein. Römgens: „Die Synagoge wird mit dem feierlichen Einzug der Schriftrollen der Thora eröffnet.“ Ein geschichtsträchtiger Moment, auf den die Neusser lange warten mussten.