Marc Zellerhoff über die Auswirkungen der Corona-Pandemie „Rettungsdienste bekommen mehr Anerkennung als früher“

Rhein-Kreis Neuss · Marc Zellerhoff begleitet die Arbeit des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis Neuss seit 2011 als dessen Ärztlicher Leiter. Er ist für die medizinische Qualität des Rettungsdienstes verantwortlich und dabei Ansprechpartner für Sanitäter, Ärzte, Krankenhäuser, Ärzte, Verwaltung, Bezirksregierung und Ministerium. Er erläutert, weshalb dies insbesondere jetzt während der Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung ist.

Marc Zellerhoff ist Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis Neuss.

Foto: M. Lübke/Rhein-Kreis Neuss

Sie sind im Rhein-Kreis Neuss für rund 600 Mitarbeiter im Rettungsdienst verantwortlich. Was war in den letzten Wochen besonders?

Zellerhoff: „Alle Kräfte im Rettungsdienst mussten zu Beginn der Pandemie speziell geschult werden. Dabei ging es insbesondere um Handlungs-Anweisungen für den Alltag: Im normalen Einsatz brauchen zum Beispiel zurzeit alle einen Mund-Nasenschutz; bei einem Patienten mit Corona-Verdacht ist weitere Schutzkleidung erforderlich. Außerdem haben wir sechs zusätzliche Fahrzeuge in den Einsatz geschickt, um das Personal zu entlasten.“

Steht ausreichend Schutzmaterial für die Kräfte der Rettungsdienste zur Verfügung?

Zellerhoff: „Wir sind mittlerweile gut ausgestattet, und dies verdanken wir dem Rhein-Kreis Neuss als Träger des Rettungsdienstes. Zum einen hat der Kreis selbst inzwischen ein großes Lager mit Schutzmaterial eingerichtet. Zum anderen erhalten wir regelmäßig Lieferungen von der Bezirksregierung, die wir wöchentlich an die Rettungswachen ausgeben.“

Welche besonderen Einsätze hatten die Hilfsorganisationen zuletzt?

Zellerhoff: „Ein großer Einsatz war Ende April die Testung von 377 Bewohnern des Wabenhauses in Grevenbroich, die das Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit dem DRK erfolgreich durchgeführt hat. Darüber hinaus ist das DRK permanent im Testcenter Neuss im Einsatz. Auch die Zusammenarbeit mit den Maltesern und der Johanniter Unfallhilfe verläuft sehr gut.“

Sie stehen in enger Kommunikation mit den Krankenhäusern. Gab es dort in den vergangenen Wochen Kapazitätsprobleme?

Zellerhoff: „Über eine digitale Plattform haben wir bereits seit mehreren Jahren eine landesweite Übersicht über die Belegung der Betten in den Krankenhäusern. Dies kommt uns jetzt zu Gute, weil wir hier auf einen Blick alle freien Ressourcen sehen. Zum Glück hatten und haben wir bisher keine Engpässe. Dies ist zu einem sehr großen Teil den Krankenhäusern zu verdanken, die in einzelnen Bereichen ihre Kapazitäten verdoppelt haben.“

Wie sah ihr Alltag in den vergangenen Wochen aus, und wie sehen die Pläne für die nächste Zeit aus?

Zellerhoff: „Als Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes sitze ich an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und den am Rettungsdienst beteiligten Strukturen, und durch Corona bin ich seit nunmehr über 90 Tagen in die Arbeit unseres Krisenstabs eingebunden. Ich hoffe, dass wir jetzt schrittweise in den Alltag zurück finden. Wichtig ist zum Beispiel die Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zuletzt haben wir häufig auf E-Learning zurückgegriffen, und ich hoffe, dass die Fortbildungen demnächst wieder in kleinen Gruppen stattfinden, natürlich mit Abstand und ohne Vermischung der Gruppen und Schichten.“

Hat sich durch Corona etwas geändert? Wird die Arbeit der Rettungsdienste mehr wertgeschätzt?

Zellerhoff: „Insgesamt hat Corona dazu geführt, dass die Menschen großes Verständnis für die Arbeit der Rettungsdienste zeigen – zum einen erhalten diese mehr Anerkennung als bisher, zum anderen sind viele Bürger geduldiger als früher. Wir wünschen uns, dass dies so bleibt.“