Verdächtige bestreiten Vorwurf+++Angeblich wollten sie nur zum Kinderheim Männer wegen geplanter Sprengung am Bankautomaten vorm Amtsgericht

Neuss · Sie hatten schon alles vorbereitet, Gasflaschen und Einbruchswerkzeug im Kofferraum. Dennoch beteuern sie, lediglich ein Kinderheim aus alten Tagen besucht haben zu wollen — mitten in der Nacht. Im Amtsgericht Neuss wurde zwei jungen Männern jetzt der Prozess gemacht.

Die beiden Angeklagten wollen mitten in der Nacht ein Kinderheim aus alten Tagen gesucht haben. In ihrem Kofferraum fanden die Polizeibeamten Werkzeuge...

Foto: Violetta Buciak

Es ist eine haarsträubende Geschichte, die Benjamin E. und Nick G. Richter Krüger auftischten. Demnach wollen sie die Sprengung eines Geldautomaten zwar geplant, von dem Vorhaben dann aber abgelassen haben. Begonnen hat die Geschichte im April 2016. Weil die beiden Männer ihre Jobs als Security gerade verloren und Geldnot hatten, planten sie mit der kriminellen Aktion das große Geld zu machen. Via Internet fanden die Mohnheimer Anleitungen und recherchierten bereits nach möglichen Zielen. Bereits zwei mal hatten sie zunächst die Bankfiliale in Moers Kapellen inspiziert, dabei nach eigenen Angaben Gewissensbisse bekommen. Beim dritten Mal rückten die Männer dennoch mit Gasvorrichtung und Einbruchswerkzeug an, machten jedoch wieder einen Rückzieher und traten den Nachhauseweg an.

... die zur Sprengung eines Bankautomaten geeignet waren.

Foto: Violetta Buciak

Das Kuriose: Auf der Autobahn will G. seinem Kollegen den Vorschlag gemacht haben, die Ausfahrt in Büttgen zu nehmen, um ihm mitten in der Nacht noch das Kinderheim aus alten Tagen zeigen zu können — obwohl sie noch die Gasflasche mit Anzünder im Kofferraum hatten. Dass sie ihr Auto an der S-Bahn-Haltestelle und damit nur 50 Meter entfernt von der Bankfiliale am Robert-Grootens-Platz abstellten und die Türen zum Gebäude bereits weit aufgerissen waren, sei dabei völliger Zufall gewesen. Gegen 4 Uhr morgens fielen die beiden Männer der Polizei bei einer Routinefahrt auf. Zu dem Zeitpunkt standen die Verdächtigen gegenüber der Bank auf der anderen Straßenseite. Weil einer der beiden die geforderten Ausweispapiere im Pkw liegen hatte, stießen die Polizeibeamten auf die dubiosen Werkzeuge — das Vorhaben flog auf. Immerhin wurden die Angeklagten entlastet die Türen zum Haupteingang aufgestellt zu haben. Bilder der Überwachungskamera zeigen, dass ein Kunde sie offensichtlich offen gelassen hatte. Für den ebenfalls offenstehenden Nebeneingang gab es dagegen schlichtweg keine Beweise, da dort keine Kameras installiert wurden.

Die Angeklagten kommen beide aus schwierigen Verhältnissen. Laut Verteidigerin habe sich E. auf das falsche Umfeld eingelassen und litt unter Versagensängsten. Seine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann musste er abbrechen, weil er den theoretischen Prüfungen nicht gewachsen war. Als er dann noch seinen Job in der Securitybranche verlor, verzweifelte er. Ähnlich erging es seinem Kollegen G. "Es kam ein gelber Brief nach dem anderen. Wir wussten uns nicht anders zu helfen. Das war die dümmste Idee, auf die wir je gekommen sind", so der junge Mann schuldbewusst. Welches Urteil die beiden zu erwarten haben, wird frühestens am 15. Februar entschieden. Dann geht das Verfahren in die nächste Runde.

(Kurier-Verlag)