Der Ex-Genosse spricht von Respektlosigkeit in seiner Partei Streit um Kreistagskandidatur: Harald Holler tritt aus SPD aus

Harald Holler, langjähriges Mitglied der Neusser SPD, des Ortsvereins Neuss-Süd und jahrelang im Kreistag für die Neusser Sozialdemokraten, ließ es am Montag Abend krachen – er verlässt die Partei. Seine Begründung: fortgesetzte und andauernde Respektlosigkeit gegen Mitglieder des Ortsvereins Neuss-Süd aus den Reihen der Sozialdemokraten.

Harald Holler hat die SPDverlassen.

Neuss. Seit Jahren sitzt Harald Holler im Kreistag – bisher für die Neusser Sozialdemokraten, ab sofort parteilos. Der Hintergrund: Die Ortsvereine der Neusser SPD konnten Vorschläge machen, wen die Sozialdemokraten bei der Wahl im kommenden Jahr in den Kreistag schicken wollen. „Die Wahl im Ortsverein Neuss-Süd fiel einstimmig auf mich“, erklärt Holler. Der Stadtverband hatte aber andere Pläne. „Am 1. April bekam ich einen Anruf vom Stadtverbandsvorsitzenden Sascha Karbowiak, der mir mitteilte, dass ich nicht mehr dabei bin“, fühlt sich Holler von der Parteispitze zurückgedrängt und ausgebootet. Denn in einer Sitzung des Vorstandes hatte sich die SPD-Führung einstimmig für eine Liste der Nominierten entschieden, auf der Holler weiter hinten steht – und damit höchstwahrscheinlich nach der Kommunalwahl 2020 nicht mehr im Kreistag sitzt. „Ich erwarte in der Politik nach so vielen Jahren zwar keine Dankbarkeit, aber doch wenigstens Gespräche“, meint Holler.

Die habe es laut Arno Jansen gleich mehrfach gegeben. Der SPD-Fraktionsvorsitzende erzählt: „Im Vorfeld haben wir mit allen Kreistagsabgeordneten der Neusser SPD – das heißt Harald Holler, Gertrud Servos, Rainer Schmitz und Horst Fischer – gesprochen und sie nach ihren Vorstellungen gefragt.“ Auch mit anderen Parteimitgliedern sei gesprochen worden, die ernsthafte Ambitionen für ein Mandat gezeigt hätten. „Zugegeben sind wir der Meinung, dass wir die Partei auch auf Kreisebene verjüngen müssen. Auch den Frauenanteil würden wir gern erhöhen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende. Alle SPD-Kreistagsabgeordneten seien über 70 Jahre alt. Also habe der Vorstand in einer gemeinsamen Sitzung einstimmig über eine Liste von Nominierten entschieden, auf der Harald Holler wenig Aussichten auf eine weitere Amtszeit hätte – der erweiterte Vorstand habe im Anschluss genau so entschieden. „Dieses Prozedere ist gang und gäbe und findet vor jeder Wahl so statt“, erklärt Jansen, „mit dem einzigen Unterschied, dass Holler nicht mehr den Platz erreicht hat, den er wollte. Ob er die ,Respektlosigkeit’, von der er spricht, am einstimmigen Ergebnis fest macht, weiß ich nicht...“ Es läge jetzt an der Kreisfraktion, die Liste der möglichen Kandidaten anzunehmen. „Harald Holler hätte auch eine Kampfkandidatur anstreben und um seinen Listenplatz kämpfen können. Durch seinen Parteiaustritt geht das jetzt natürlich nicht mehr“, meint der Fraktionsvorsitzende.

Holler verbleibt unterdessen parteilos im Kreistag und will sich neue Verbündete suchen. „Die ,Freien Wähler’ wären naheliegend“, überlegt er.

Hanna Loll