Neusser engagiert sich bundesweit Steinmetz Harald Kuhn ist „Botschafter des Immateriellen Erbes Friedhofskultur“
Neuss · Die Friedhofskultur in Deutschland besitzt einen hohen Stellenwert – 2020 wurde sie von der UNESCO in das Verzeichnis des „Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen. Zwei Neusser haben daraufhin eine ganz besondere Aufgabe übernommen: Die Bestattermeisterin Anna Lutter sowie der Steinmetzmeister und Bildhauer Harald Kuhn sind „Botschafter des Immateriellen Erbes Friedhofskultur“ – deutschlandweit gibt es davon 25.
Was bleibt, wenn ein Mensch verstorben ist? Es sind die Erinnerungen, die häufig mit einem Besuch auf dem Friedhof verbunden sind. Der Friedhof ist ein geschützter Raum, an dem die Besucher die Hektik des Alltags kurz vergessen können, sie finden Zeit für Ruhe und Besinnung.
Harald Kuhn ist seit April auch Restaurator im Handwerk. „Ich beschäftige mich gern mit alten Dingen“, sagt er. Jetzt möchte er sich bundesweit für die Friedhofskultur einsetzen. Er macht deutlich, dass die in Parklandschaften eingebetteten Gräber als Gärten der Erinnerung dienen. „Hier geht es um Rituale, um Trauerbewältigung“, erklärt Kuhn. Er möchte die Bedeutung der Friedhofskultur für unsere Gesellschaft bewusst machen, spricht auch von einem Skulpturenpark, von einem starken Halt in der Trauer. Und das für die verschiedenen Religionen – für Muslime, Sinti, Roma, Buddhisten. Friedhofskultur als integrierende Gemeinschaft. „Der Friedhof ist viel mehr als ein Ort, wo die Menschen beerdigt werden“, so Kuhn. Die Friedhofskultur zeige sich auch darin, dass die Sorge für den verstorbenen Menschen über seinen Tod hinaus bestehe. Der wertschätzende Umgang mit dem Verstorbenen sei hier wichtig, „und da zählt nicht die Größe des Grabsteins“.
Harald Kuhn will dafür sorgen, dass – wie schon am Hauptfriedhof geschehen – alle Neusser Friedhöfe mit einem Schild im Eingangsbereich als „Immaterielles Kulturerbe“ ausgewiesen werden. „Wenn ich die Genehmigung bekomme, spendiere ich auch die Schilder und bringe sie selbst an“, bietet Kuhn an. Man merkt: Er ist motiviert, will deutlich machen, dass der Friedhof ein wichtiges Stück deutscher Kultur darstellt. Rolf Retzlaff