Neuss - Großstelen sollen bald auf dem Hamtorplatz aufgestellt werden Die „Wall of Fame“ des Neusser Sports erhält fünf „Neuzugänge“

Neuss · Die 2021 durch den Stadtsportverband (SSV) Neuss anlässlich seines 100-jährigen Bestehens ins Leben gerufene „Wall of Fame“ bekommt fünf Neuzugänge. Der Beirat unter anderem mit Bürgermeister Reiner Breuer und Dr. Jörg Geerlings MdL, Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Neuss, bewertete im Vorfeld eine umfangreiche Vorschlagsliste des SSV Neuss.

Agnes Werhahn Voligieren

Foto: Stadtsportverband Neuss

Der „Jahrgang 2022“ wird durch Agnes Werhahn (RSV Grimlinghausen), Anne Dickmann (Neusser Ruderverein), Sebastian Draguhn (HTC SW Neuss), Jakob Koch (Ringen) und Karl Bongers (Neusser Schwimmverein) repräsentiert. Sie folgen den 16 „Gründungsmitgliedern“ aus dem Jubiläumsjahr. „Die Auswahl ist eine sehr gute und runde Mischung aus verdienten SportlerInnen, TrainerInnen und FunktionärInnen, die bahnbrechende Beiträge für den Neusser Sport geleistet haben“, würdigt Meinolf Sprink, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Neuss, die Auswahl des Beirates. Die „Inductees“ sollen bei der anstehenden Sportlerehrung der Stadt Neuss im alten Ratssaal im Frühjahr 2023 offiziell vorgestellt und mit ihren Erinnerungsstelen ausgezeichnet werden.

Bezüglich des Standortes der Großstelen für die „Wall of Fame“ am Neusser Hamtorplatz ist auch (endlich) eine positive Entwicklung absehbar. „Die Genehmigungen und vorsorglichen Bohrungen haben sich etwas hingezogen. Wir arbeiten gerade am Gestattungsvertrag mit der Stadtverwaltung“, sagt Meinolf Sprink. Der SSV Neuss hofft, die Großstelen in der ersten Jahreshälfte 2023 final aufbauen zu können.

Willkommen auf der „Wall of Fame“ des Neusser Sports:

Agnes Werhahn

Ohne Agnes

Werhahn (65) ist der Voltigiersport in Neuss kaum vorstellbar. Als Voltigierausbilderin und Longenführerin errang sie alleine mit den Voltigierern des RSV Neuss-Grimlinghausen vier Weltmeister- und fünf Europameister-Titel. Diese und zahlreiche weitere Championatsmedaillen im Gruppen- und Einzelvoltigieren machten sie zur erfolgreichsten Longenführerin im Voltigiersport weltweit. Niemand, so sagt man, hat das Voltigieren in Deutschland so geprägt und das „Turnen auf dem Pferd“ von einer Freizeitbeschäftigung für Kinder zu einer echten Sportart gemacht, wie Agnes Werhahn. Auch über das Voltigieren ist sie dem Sport in Neuss als Vorstandsvorsitzende der Stiftung Sport verbunden. Zudem startet sie als Dressurreiterin bei Wettkämpfen bis zur Klasse S.

Karl Bongers

Kaum jemand hat den Sport und die Sportpolitik in Neuss so geprägt, wie der 2017 im stolzen Alter von 92 Jahren verstorbene Karl Bongers. Unter anderem war er Vorsitzender im Stadtsportbund Neuss, dem heutigen Stadtsportverband. 22 Jahre stand er zudem an der Spitze der Stiftung Sport. Seine „Karriere“ als Sportfunktionär begann der frühere städtische Baudirektor als Vorsitzender beim Neusser Schwimmverein. Dem Verein hielt er sein Leben lang die Treue. Karl Bongers genoss allseits und in allen Funktionen Respekt. Er war ein Streiter in der Sache, aber stets zur Aussöhnung bereit. Nach der in der Stadt Neuss ungeliebten kommunalen Neugliederung zog Bongers per Kampfabstimmung in den Vorstand des Kreissportbundes ein. Er trug damit dazu bei, entstandene Gräben zuzuschütten.

Jakob „Kochse Kobes“ Koch

Der Neusser Jakob „Kochse Kobes“ Koch wurde 1902 in London als Berufsringer erstmals Weltmeister im griechisch-römischen Ringkampf. Zwei Jahre später konnte er den Titel in Berlin erneut erringen. Auch bei Europameisterschaften stand der in der Neusser Innenstadt am Glockhammer geborene Schwergewichtler zweimal auf dem Siegerpodest. Seine Ringerkarriere hatte Koch als Jugendlicher einst beim Neusser Turnverein von 1848 mit den Sportarten Ringen, Gewichtheben und Turnen begonnen. Im jungen Alter von 47 Jahren verstarb Koch kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs in Neuss an einem Herzleiden. Im Mai 2009 ehrte die Stadt Neuss ihren erfolgreichen Sportler damit, dass die an der Eissporthalle vorbeiführende Carl-Diem-Straße in Jakob-Koch-Straße umbenannt wurde.

Sebastian Draguhn

Mit Sebastian Draguhn hat ein ganz Großer des Neusser Sports im Januar 2021 mit damals 37 Jahren seine aktive Karriere beendet. Hinter ihm lagen zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre in der Hockey-Bundesliga mit „seinem“ HTC Schwarz-Weiß Neuss. Seit den Kindheitstagen blieb Draguhn den Neussern treu. Die Liste seiner Erfolge ist lang. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er zweimal Weltmeister: 2007 in der Halle in Wien und ein Jahr zuvor bei der Feldhockey-Heim-WM in Mönchengladbach. Insgesamt blickt Sebastian Draguhn auf 43 Tore bei seinen 117 Länderspielen für Deutschland zurück. Mit Schwarz-Weiß Neuss gelangen ihm zudem zwei „Final-Four“-Teilnahmen. In der Halle wurde man 2008 Deutscher-Vize-Meister, auf dem Feld 2007 DM-Dritter.

Anne Dickmann

In den 1970er und 80er Jahren war Anne Dickmann vom Neusser Ruderverein eine der erfolgreichsten Ruderinnen in Deutschland. Zwischen 1978 und 1985 gewann sie im Doppelvierer und Doppelzweier sechs deutsche Meistertitel und fünf deutsche Vizemeisterschaften in der Frauen-Hauptklasse. 1978 wurde sie in Neuseeland Vize-Weltmeisterin im Frauen-Doppelvierer. 1980 verhinderte der Olympia-Boykott die Teilnahme von Anne Dickmann an den Spielen in Moskau.

Die Olympia-Teilnahme holte Anne Dickmann vier Jahre später in Los Angeles nach. Im Finale lag sie mit dem deutschen Doppelvierer lange in Führung. Im Schlussspurt konnten die Boote aus Rumänien, den USA und Dänemark aber noch vorbeiziehen, sodass es nicht mehr für eine Medaille reichte.

Die Diplom-Sportlehrerin engagiert sich im Neusser Ruderverein bis zum heutigen Tage, unter anderem in der Jugend-Anfängerausbildung.

(-skB)