Gemeinsam mit der Handwerkskammer soll verstärkt aufgeklärt werden Kreishandwerkerschaft: „Schwarzarbeit schädigt Gesellschaft und Wirtschaft“
Neuss/Kaarst · „Wir sind uns alle einig, dass Wettbewerb etwas Wunderbares ist. Aber wir sind verzweifelt, dass dieser Wettbewerb nicht mehr fair abläuft“, formulierte Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und der Dachorganisation Handwerk.NRW, eine der größten Sorgen des Handwerks in unserer Region: die Auswirkungen von Schwarzarbeit. Dagegen soll jetzt noch mehr getan werden.
Gemeinsam mit der Handwerkskammer Düsseldorf möchte die Kreishandwerkerschaft Niederrhein jetzt noch intensiver gegen Schwarzarbeit vorgehen – und setzt deswegen zwei neue Mitarbeiter ein. Insgesamt sitzen damit jetzt fünf Ansprechpartner im Aufklärungsteam, die auch für den Rhein-Kreis Neuss zuständig sind. Die Initiative dazu ging von der Bau-Innung Rhein-Kreis Neuss aus. Ehlert betont: „Wer schwarz arbeitet oder illegal Personen beschäftigt, schadet unserer Gesellschaft gleich mehrfach. Er zahlt keine Steuern und Sozialabgaben, er vernichtet Arbeitsplätze, er schwächt unsere Sozialversicherungssysteme und untergräbt unsere Wirtschaftsordnung.“
Und das Problem werde größer, die Corona-Pandemie wirke wie ein „Brandbeschleuniger“. Nach Angaben der Universität Linz, Lehrstuhl zur Schwarzarbeitsbekämpfung, drohe in diesem Jahr in Deutschland ein Anstieg des Schwarzarbeitsvolumens um elf Prozent – was sage und schreibe 348 Milliarden Euro entspricht. Der Vorsitzende des Sachverständigenrates Professor Lars Feld habe Anfang August erklärt, dass dieser Umstand für ihn hinnehmbar sei, denn auch unangemeldete Tätigkeit würde zu produktiven Rückflüssen in den Wirtschaftskreislauf führen. „Dieser Position möchte ich aufs Allerschärfste widersprechen! Das ist ein fürchterliches Signal an die regulär arbeitenden Unternehmen, die in einem scharfen Wettbewerb stehen. Es kann nicht sein, dass am Ende der ehrlich Arbeitende der Dumme ist“, ärgert sich Ehlert über diese Sicht der Dinge.
„Durch diesen Umstand können Handwerker Aufträge, Umsätze und manchmal sogar Arbeitsplätze verlieren“, weiß Wilhelm Prechters, stellvertretender Kreishandwerkermeister.Die ehrlich arbeitenden Handwerksbetriebe, die durch Sozialleistungen, Steuern, Lohnkosten und derlei mehr extreme Ausgaben hätten, stünden enorm unter Druck – sie könnten ihre Dienste nicht so günstig anbieten wie Schwarzarbeiter, ohne in die roten Zahlen zu rutschen, erklärt auch Manfred Steinritz von der Handwerkskammer Düsseldorf. „Ein anderer Punkt ist die Gewährleistung. Wenn die Arbeit nicht sachgemäß erledigt ist und schon nach kurzer Zeit Mängel auftreten, sind Schwarzarbeiter häufig gar nicht mehr aufzutreiben und der Kunde bleibt auf den Reparaturkosten sitzen. Bei einem eingetragenen Handwerker passiert das nicht“, so Steinritz weiter.
„Die drei Mitarbeiter, die bisher im Ermittlungsteam saßen, bearbeiten im Jahr rund 400 Fälle. Die Hinweise kommen aus den Handwerkskammern, von den Innungen, den Betrieben selbst oder aus unseren Recherchen im Internet, in Zeitungen und auf Baustellen“, verrät Claudia Toeller, Leiterin der Abteilung Handwerks- und Gewerberecht der Handwerkskammer Düsseldorf. „Selbst dürfen wir zwar keine Ordnungswidrigkeitsverfahren eröffnen, wir leiten aber alle Verdachtsfälle an die Finanzkontrolle Schwarzarbeit vom Zoll weiter. Wir setzen aber nicht nur auf Bestrafung, sondern wollen auch aufklären – so möchten wir beispielsweise nicht gesetzestreu arbeitenden Unternehmen dazu verhelfen, ihren Betrieb zu legalisieren und Kontakte zu knüpfen“, gibt Toeller einen Einblick in die Arbeit des Teams.
Mit Hans-Werner Niesen und Olaf Justen sind jetzt zwei weitere im Thema Schwarzarbeitsbekämpfung erfahrene Mitarbeiter an Bord, die insbesondere auch im Rhein-Kreis Neuss aktiv sind und sogar Sprechtage bei der Bau-Innung, Haus des Handwerks, Oberstraße 18-24, in Neuss anbieten.