Taubenplage: Verwaltung soll rechtliche Schritte gegen DB prüfen Bahn soll endlich für saubere Unterführungen sorgen
Neuss · Als „Hausmittel“ gegen eine Taubenplage werden im Internet unter anderem eine große Vogelattrappe, in Raben- oder Eulen-Form, Windräder oder das Verteilen von Hunde- oder Katzenhaaren empfohlen. Wenn das so einfach wäre: Seit Jahren kämpft die Stadtverwaltung – an vielen Stellen leider vergebens – gegen eine unkontrollierte Verbreitung und die damit einhergehende Verschmutzung durch diese Vögel. Vor allem einige Unterführungen sind stark betroffen (wir berichteten mehrfach) – für die ist allerdings die Deutsche Bahn zuständig, die nach Ansicht der Kooperation von SPD, BÜNDNIS 90/Die Grünen und UWG/Aktiv für Neuss zu wenig gegen Taubendreck und Co. unternimmt. Die Ratspolitiker wollen jetzt kräftig Druck machen: Die Verwaltung soll prüfen lassen, ob rechtliche Schritte gegen die Bahn eingeleitet werden können.
Bürgermeister Reiner Breuer hatte in der Vergangenheit immer wieder das Gespräch mit der Deutschen Bahn gesucht, zuletzt zur Brücke über die Stephanstraße. Nun trudelte die Antwort beim Stadtchef ein: Die Bahn hat schriftlich mitgeteilt, dass dort langfristig keine Maßnahmen zur Abwehr der Tauben an den Bahnunterführungen geplant seien.
Das hört Marc Vanderfuhr, umweltpolitischer Sprecher der SPD Neuss, gar nicht gern: „Das Nisten und Ruhen von Tauben unter den Brücken muss endlich wirksam unterbunden werden.“ Die Deutsche Bahn dürfe sich da nicht aus ihrer Verantwortung stehlen und damit die Verschmutzung öffentlichen Eigentums mit Taubenkot billigend in Kauf nehmen oder gar tolerieren. Das Rechtsamt der Stadt soll nun prüfen, inwieweit rechtliche Mittel gegenüber der Deutschen Bahn möglich sind. Ziel soll laut Kooperation sein, die Sauberkeit unter der Brücke zu gewährleisten und einer weiteren Verschmutzung wirksam zu begegnen.
Neben der Stephanstraße sind auch weitere Eisenbahnbrücken im Stadtgebiet betroffen. Zwar wurden die Brücken an der Rheydter Straße und die Straßenbrücke der Haltestelle „Neuss am Kaiser“ inzwischen mithilfe von Gittern vermeintlich taubensicher verschlossen, dennoch ist auch dort das Problem nicht gänzlich gelöst. Die größten Verschmutzungen durch Tauben gibt es allerdings weiter an den beiden Brücken am Hauptbahnhof (Salzstraße und Further Straße).
An Letzterer und der Eisenbahnbrücke an der Haltestelle „Neuss am Kaiser“ gibt es erst gar keine Vernetzung, was freie Bahn für die Verschmutzung durch Taubenkot bedeutet. An der Further Straße hatte die Bahn nach Anbringen von Spikes und Blechen letztendlich auf die Installation von Netzen verzichtet. Die damalige Begründung: Für die Installation müsse die Unterführung komplett für den Verkehr gesperrt werden – zu aufwändig und zu teuer. Und der Stadt sind hier die Hände gebunden, da sich die beiden Brücken am Hauptbahnhof im Besitz der Bahn befinden. Die Stadt ist nicht befugt, bauliche Maßnahmen wie das Anbringen eines Netzes vorzunehmen.
Die Kooperation erinnert daran, dass die Bahn 2018 einen Sanierungsplan für die Brücke am Hauptbahnhof in Aussicht gestellt habe. Die Brücke wurde grundgereinigt, auch eine mit der zuständigen Naturschutzbehörde besprochene Vergrämung der Tauben sei geplant gewesen. Passiert ist das aber nie. Darüber zeigt sich die Kooperation sehr enttäuscht. „Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, dass auch endlich die betroffenen Eisenbahnbrücken mit einer sinnvollen und funktionierenden Taubenabwehr ausgestattet werden“, sagt Carsten Thiel, Fraktionsvorsitzender von UWG/Aktiv für Neuss.