Das Kurier-Interview mit Daniel Rinkert: „Politik hat nicht nur schöne Seiten“ „Olaf Scholz hat seit einem Jahr keinen oder keinen großen Fehler gemacht“
Neuss · „Die neusten Umfragen stimmen optimistisch, sogar was den Wahlkreis angeht“, freut sich SPD-Bundestags-Kandidat Daniel Rinkert, der das Direktmandat anzielt. „Sonst wäre ich nicht angetreten, wenn ich nicht den Glauben hätte, dass da was geht...“
Seit Wochen gehe es für seine SPD „von niedrigem Niveau bergauf“, betont Rinkert im Gespräch mit dem Kurier Verlag. Vater des Erfolgs sei auf Bundesebene der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten: „Olaf Scholz hat seit einem Jahr keinen oder keinen großen Fehler gemacht“, so der Kreisvorsitzende.
Ganz im Gegenteil: Die von ihm mit ausgestaltete „globale Mindeststeuer für Unternehmen“ sei ein „Jahrhundertbeschluss“. Zudem profitiere Scholz als Vize-Kanzler vom Ära-Ende der Regierungs-Chefin: „Die Merkel-Wähler sagen ganz klar, dass sie Olaf Scholz haben wollen“, lautet Rinkerts Resümee aus dem aktuellen Wahlkampf an den Haustüren in seinem Wahlkreis.
So wundert es ihn auch nicht, dass die Wahlprognose für ebendiesen Wahlkreis ein „to close to call“ ergibt. Mit anderen Worten: Der Abstand zwischen ihm und Amtsinhaber Hermann Gröhe (CDU) liegt unter drei Prozent. Alles scheint möglich, schließt Rinkert. Und schließt an, Gröhe habe „eine respektvolle Arbeit geleistet“, jetzt aber tue ein Wechsel mal gut.
Den will der SPD-Politiker dadurch unterstützen, dass er im Gegensatz zu seinen Mitarbeitern nicht nur über „Mindestlohn und Klimaschutz“ referiere, sondern für alle Städte und Gemeinden in seinem Wahlkreis mit einem „konkreten Zukunftsplan“ aufwarte, der natürlich mit den Genossen vor Ort abgestimmt sei.
Für Grevenbroich ist das die „Campus-Idee“, die irgendwo zwischen Kirmesplatz und Schulgelände an der Bergheimer Straße angesiedelt werden soll. Und die dann in einem neuen Komplex („mit viel Grün und Aufenthaltsqualität“) KiTa, Grundschule und VHS umschließen soll.
Die KiTa sei marode, die Grundschule zu klein, so dass sich so ein Projekt anbieten würde, insbesondere weil von Bundesebene aus derzeit viel Geld in solche Projekte gepumpt werde. Ganz nebenbei würde der große Innenstadtbereich attraktiver gemacht und mit mehr Leben gefüllt. Der Schützenplatz soll dabei natürlich erhalten werden: „Diese Thematik ist gegessen“, so Rinkert entschlossen.
Für Neuss will der SPD-Kandidat eine Neugestaltung des dortigen Bahnhofes („Der Bahnhof ist hässlich.“). Zum einen, weil dies das ISEK-Programm der Stadt Neuss fürs Bahnhofsumfeld ergänzen würde. Zum anderen sei dies aber auch mit Blick auf die Landes-Garten-Schau im Jahre 2026 (die ist beantragt) im Bereich der Rennbahn erforderlich, um die auswärtigen Besucher nicht gleich am Bahnsteig zu verschrecken.
Finanzieren soll diese Umgestaltung überwiegend die „Deutsche Bahn“. Auch für die sei ein grundlegend neues Konzept besser, als „das x-te mal Millionen für neue Farbe in die Hand zu nehmen“. Ziel solle es sein, die „Aufenthaltsqualität auf, unter und neben den Bahnsteigen“ zu verbessern.
„Ich bin ein Freund davon, wenn es konkret wird“, beschreibt Daniel Rinkert seinen Ansatz. Nicht alles sei vielleicht in den nächsten vier Jahren umsetzbar. „Und auch Scheitern gehört mit dazu.“ Aber es sei ihm wichtig, „als junger Mensch mit anderen zusammen Ideen zu entwickeln“, die die Region nach vorne bringen könnten.
„Ich bin immer dafür, die eigenen, positiven Botschaften zu verkaufen“, kommentiert er die Nachfrage nach den hart gerügten Videos seiner Landespartei mit den Matroschka-Puppen. Auch wenn die eigentlich nur für den internen Gebrauch gedacht gewesen wären, halte er nichts von Negativ-Kampagnen. Und er sehe seine Aufgabe auch nicht darin, sich an seinen Gegenkandidaten abzuarbeiten. Es sei denn, es gehe um inhaltliche Diskussionen.
„Wenn wir vor den ,Grünen’ liegen, dann gibt es nur eine Chance. Das ist die Ampel“, macht Daniel Rinkert auf die Koalitionsfrage deutlich. Und er unterstreicht: „Wir gehen nicht noch mal als Junior-Partner in eine Koalition.“
Übrigens: Rinkert rangiert in der Reserveliste auf Platz 33. „Das ist der Grau-Bereich“, konstatiert er. Sollte er also den Wahlkreis nicht direkt gewinnen können, ist sein Einzug in den Bundestag eher ungewiss. Dann müssten „Rot“, „Grün“ und „Schwarz“ sehr eng beieinanderliegen und das Parlament auf über 900 Abgeordnete anwachsen, damit er zum Zuge kommen könnte.