Freie Aktivschule Neuss lädt zum Infotag in Holzheim ein Neue Schulform in Neuss geplant
Neuss · Diese Einrichtung könnte die Schullandschaft in Neuss vielfältiger gestalten: Einige Eltern haben sich zusammengetan, um die Freie Aktivschule Neuss zu gründen, eine Grund- und Gesamtschule, angelehnt an das Lernkonzept der Pädagogin Maria Montessori. Sie könnte in dem Gebäude der ehemaligen Realschule Holzheim an der Reuschenberger Straße eine Heimat finden. Hier lädt die Initiative am Sonntag, 24. November, zur Infoveranstaltung ein.
Bereits seit Jahren sind die engagierten Eltern auf der Suche nach einem Domizil für die Freie Aktivschule. Das Gründerteam besteht aus vier Personen.
Justine Kleier ist Geschäftsführerin der Fördergemeinschaft. Sie hat Germanistik und Soziale Arbeit studiert, mit vielen unterschiedlichen Gruppen gearbeitet „und ich bin seit acht Jahren intensiv damit beschäftigt, die Bildungslandschaft zu verändern“. Die Mutter von vier Kindern erlebt selbst hautnah mit, „wie die Kinder sich entwickeln, von sich aus lernen, Freude haben, vorwärtszukommen, neugierig zu sein aufs Weiterkommen“.
Dr. med. Jördis Claure Oviedo ist Kinderärztin, Assistenzärztin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Mutter von drei Töchtern. Sie befasst sich seit Längerem mit intrafamiliärer beziehungsorientierter Begleitung. „Ich habe zum Teil großes Leid beim Thema Schule mitbekommen – bei Schülern, Eltern und Lehrern.“
Kai Spitzley, Vater von zwei Kindern, setzt sich seit einiger Zeit mit Themen wie Bedürfnisorientierung, Hochbegabung, Hochsensibilität, gewaltfreier Kommunikation, Achtsamkeit und natürlichem Lernen auseinander. „So keimte in mir der Wunsch auf, daran mitzuwirken, in unserer Umgebung einen alternativen Lernort entstehen zu lassen, in dem freies, individuelles, bindungsorientiertes Lernen möglich ist und die Neugier niemals erlischt.“ Und er weiß: „Die Regelschule ist nicht pauschal schlecht, aber die FAN ist eine ergänzende Säule in der Schullandschaft.“
Anna d‘Alquen ist Sonderpädagogin und Mutter von zwei Kindern. „Meine beiden Kinder beim Aufwachsen zu begleiten hat mich motiviert, gängige Erziehungsmodelle und insbesondere die Kommunikation zu hinterfragen“, macht sie deutlich. Zurzeit absolviert sie eine einjährige Weiterbildung zur Pädagogik und der Arbeit mit den besonderen Materialien von Maria Montessori.
Und was macht die Freie Aktivschule Neuss aus? Jördis Claure Oviedo erklärt es mit einem anschaulichen Bild: Ein Surfer paddelt auf dem ruhigen Meer und müht sich ab, um an Land zu kommen; der andere Surfer wartet auf die perfekte Welle und lässt sich von ihr ans Ufer tragen. Demnach sollen die Kinder in der FAN dort abgeholt werden, wo sie zurzeit stehen. „Sie sollen sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln können“, sagt Justine Kleier. Trotzdem soll der Lehrplan erfüllt werden, denn es handelt sich um eine sogenannte Ersatzschule – und die muss nach dem Curriculum NRW die Lernziele erfüllen.
In der FAN sollen altersgemischte (Lern-)Gruppen entstehen. Die Eingangsgruppe besteht aus Schülern der ersten bis vierten Klasse (jeweils sechs bis sieben), Klasse fünf ist vorerst nicht altersgemischt. Die Klassen sollen aus jeweils 25 Schülern bestehen. Klassenräume soll es nicht geben, dafür aber Funktionsräume wie zum Beispiel der Mathe-, der Deutsch-, der Kreativ- und der Bewegungsraum. Die Kinder werden morgens von den Lernbegleitern empfangen; sie sollen den Schülern die Möglichkeit geben, über Freiarbeit selbstständig zu lernen, gemäß dem Montessori-Motto „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Das Kollegium steht laut Justine Kleier bereits: Neun Lehrkräfte – zwei für die Grundschul-, sieben für die fünfte Klasse – haben sich für eine Tätigkeit an der Freien Aktivschule Neuss entschieden. Einer von ihnen ist Michael Schwirn. Er war zehn Jahre lang Konrektor der Realschule Holzheim, in der FAN will er den Posten des Schulleiters übernehmen.
Die Schulgründer bereiten sich voller Elan auf die Eröffnung vor, laden am Sonntag zur Infoveranstaltung ein (siehe Infokasten). Aber es fehlt noch die Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Fördergesellschaft rechnet mit einem positiven Bescheid Anfang des Jahres; schließlich gebe es in NRW bereits zahlreiche Schulen, die nach dem Konzept arbeiten, das auch in Neuss angewandt werden soll. „In Wülfrath zum Beispiel arbeitet eine Freie Schule bereits seit 20 Jahren erfolgreich nach diesem Konzept“, erklärt Jördis Claure Oviedo. Und dann muss der Stadtrat der Nutzung des stadteigenen Gebäudes an der Reuschenberger Straße zustimmen. Nachdem die FAN im Bezirksausschuss breite Zustimmung fand, wurden im Schulausschuss kritische Stimmen laut. Befürchtungen, dass die FAN die Stadt Geld kosten werde, weist die Trägergesellschaft der Schule zurück. 87 Prozent trägt das Land, 13 Prozent bringt der Träger auf – unter anderem durch einen freiwilligen Elternbeitrag. Und die Stadt macht zudem deutlich: „Wir sehen keine Probleme in der Schulentwicklungsplanung durch die potenzielle Ansiedlung der FAN“, weiß Stadtsprecher Marc Bohn.