Angst vor Atomkatastrophe: Kaarst unterstützt Klage gegen Kraftwerke
Kaarst/Belgien · Wer erinnert sich nicht an die Nuklearkatastrophe von Fukushima? Deutschland hat mittlerweile den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022 beschlossen – und ist damit allein auf weiter Flur. Viele andere Länder setzen weiter auf Atomkraft.
Das könnte auch für Kaarst Konsequenzen haben: „Das marode Atomkraftwerk Tihange ist lediglich 150 Kilometer von unserer Stadt entfernt“, sagt der Grüne Fraktionsvorsitzende Christian Gaumitz. Auf Antrag der Grünen wurde jetzt im Hauptausschuss beschlossen, eine Klage der StädteRegion Aachen gegen den Betrieb der belgischen Atomkraftwerke in Tihange und Doel politisch zu unterstützen.
In beiden Anlagen ist es in den vergangenen Jahren zu einer Vielzahl von Störfällen gekommen: „Etliche Male mussten die verschiedenen Reaktoren infolge von Bränden oder Ausfall von Pumpen abgeschaltet werden“, erklärt Gaumitz. Ein Abklingbecken in Tihange verliere seit Jahren radioaktives Wasser, Mitarbeiter des Kraftwerk-Kontrollraums seien wegen Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften vom Dienst suspendiert worden. Und dennoch hat die belgische Regierung den Weiterbetrieb der Blöcke Tihange 2 und Doel 3 genehmigt, „obwohl die Druckbehälter dieser Reaktoren tausende Risse aufweisen“, so Gaumitz. Die Reaktorblöcke Tihange 1 sowie Doel 1 und 2 gehören zu den ältesten in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken Europas – sie sollen erst 2025 abgeschaltet werden.
„Nachdem der Städteregionsrat einer gemeinschaftlichen Klage von StädteRegion Aachen und Rhein-Kreis Neuss eher skeptisch gegenüber steht und die von ihm beauftragten Anwälte hierin eher die Gefahr formeller Angriffspunkte befürchten, hat die Verwaltung dem Hauptausschuss in seiner Sitzung am 17. März vorgeschlagen, die Optionen einer möglichen Unterstützung der StädteRegion Aachen gegen den Akw-Betrieb Tihange und Doel zu prüfen und weitere Schritte zum Zwecke einer ideellen Unterstützung in Abstimmung mit dem Rhein-Kreis Neuss vorzubereiten“, weiß Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus. Im kommenden Kreisausschuss solle eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen erfolgen. Dann erst könne das weitere Vorgehen der Stadtverwaltung Kaarst – insbesondere zur Dokumentation der Solidarität mit der StädteRegion Aachen – in enger Absprache mit dem Rhein-Kreis festgelegt werden. „Weiterhin wird sich die Verwaltung jetzt nach den Osterferien mit dem Rhein-Kreis in Verbindung setzen, um Informationen zu den Kaarst betreffenden Katastrophenschutzplänen zu erhalten“, so Nienhaus.
Christian Gaumitz hält die politische Unterstützung der Klage gegen die belgischen Kraftwerke für immens wichtig: „Wir sind als Grüne froh, dass wir auch in Kaarst ein einstimmiges Votum und eine klare politische Haltung in dieser wichtigen Frage haben. Es geht einerseits um die Frage, den europäischen Atomausstieg in allen Kommunen zu befeuern und andererseits auch ganz konkret um unsere Sicherheit.“