„Es war wie in einem Albtraum“+++Wer hat etwas gesehen?+++Polizei sucht Zeugen Pfefferspray-Attacke auf junge Mutter am Hauptbahnhof

Neuss · „Es war wie in einem Albtraum, ich konnte nichts sehen, nicht richtig atmen und wusste nicht, wo mein Sohn ist“, berichtet Vanessa Oräopoulos. Die 32-Jährige wurde vergangene Woche nach einer verbalen Auseinandersetzung Opfer eines Pfefferspray-Angriffs am Hauptbahnhof. Die unbekannte mutmaßliche Täterin flüchtete.

Vanessa Oräopoulos wurde vergangene Woche am Hauptbahnhof Opfer eines Pfefferspray-Angriffs.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Loll

Für Oräopoulos war es zunächst ein ganz normaler Tag. Sie bestieg am vergangenen Mittwoch, 30. September, gegen 17.10 Uhr an der Haltestelle Glehner Weg gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem vierjährigen Sohn einen Bus der Linie 849 Richtung Erfttal. „Wir sind in der Mitte eingestiegen, weil es dort aber schon sehr voll war, wollten wir weiter nach hinten gehen. Der Weg wurde allerdings von dem roten Trolley einer Frau blockiert. Als ich sie bat, ihn zur Seite zu nehmen, wurde sie laut und fing gleich an, mich heftig zu beleidigen“, erinnert sich Oräopoulos. Auch ihr Kind sei von der Fremden beleidigt worden.

„Daraufhin habe ich sie konfrontiert und gebeten, uns einfach in Ruhe zu lassen“, so die junge Mutter. Ihr Gegenüber habe zu provozieren versucht: „Schlag mich doch, schlag mich!“, soll die mutmaßliche Täterin gerufen haben. „Dann habe ich wieder versucht, sie zu ignorieren. Gegen 17.30 Uhr sind dann sowohl wir, als auch die Frau mit zwei Begleitern am Hauptbahnhof ausgestiegen. Ich bin gemeinsam mit meinem Sohn und meiner Mutter etwas zur Seite gegangen, um sie durchzulassen“, schildert die Neusserin weiter.

Statt aber vorbeizugehen, sei die Frau mit dem Trolley auf die Familie zugegangen und habe eine schwarze Dose Pfefferspray gehoben. „Ich konnte mich nur noch schnell vor mein Kind stellen, damit zumindest der Kleine so wenig wie möglich abbekommt – er ist doch erst vier Jahre alt! Ich habe richtig viel abbekommen, ich konnte nichts mehr sehen und nicht richtig atmen. Ich war so hilflos und mit dieser Hilflosigkeit komplett überfordert. Ich wusste nicht wo mein Sohn ist, konnte ihn nicht sehen oder ertasten – ich bin durch die Hölle gegangen“, so Oräopoulos.

Ihre Mutter sei der mutmaßlichen Täterin noch hinterhergelaufen, um sie festzuhalten – ansonsten habe zunächst niemand geholfen. „Es standen so viele Menschen hier – um 17.30 Uhr an der Bushaltestelle am Hauptbahnhof –, aber keiner hat geholfen“, zeigt sich die 32-Jährige schockiert über so wenig Zivilcourage. Erst eine Angestellte des Friseursalons, vor dem die Tat passierte, eilte zur Hilfe, rief die Polizei und einen Krankenwagen, spülte der Geschädigten die Augen aus und legte nasse Handtücher auf die Haut, die mit dem Reizstoff in Berührung gekommen war und gebrannt habe. „Ich bin so dankbar, wie herzlich und menschlich mir hier geholfen wurde“, freut sich Oräopoulos.

Vom Rettungswagen wurde sie schließlich zur Uniklinik Düsseldorf in die Augenklinik gefahren. Besonders angegriffen war aber auch ihre Lunge – die junge Mutter ist Asthmatikerin und gehört damit zu einer Gruppe Menschen, für die ein Angriff mit Pfefferspray schneller zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Ihr Sohn habe auch etwas abbekommen („zum Glück nicht viel, da ich mich vor ihn gestellt habe“), ihre Mutter sowie zwei weitere unbeteiligte Personen wurden durch das Spray ebenfalls leicht verletzt. Auch wenn die Mutter der Geschädigten noch versuchte, der mutmaßlichen Täterin zu folgen, konnte sie doch entkommen.

„Ich hoffe, dass sie mit Hilfe von Zeugen vielleicht doch noch ermittelt werden kann – sie soll das nicht noch ein weiteres Mal bei jemand anderem tun können. Anscheinend macht sie ja nicht einmal vor Kindern Halt...“, sorgt sich Oräopoulos und hofft, dass sich mögliche Zeugen bei der Polizei melden. Die hat nämlich die Ermittlungen aufgenommen und bittet um Hinweise unter Tel. 02131/30 00.

Die Tatverdächtige kann wie folgt beschrieben werden: Die Frau soll braune Haare und braune Augen haben. Ihre Größe wird auf 168 bis 170 Zentimeter geschätzt, ihr Gewicht auf 100 bis 120 Kilogramm. Oräopoulos schätzt sie auf etwa 40 Jahre und sie trug eine rote Fleecejacke. Auffällig war ihr roter Trolley, auf dem sich weitere Taschen stapelten. Sie schien augenscheinlich eine leichte Behinderung zu haben. Begleitet wurde die Tatverdächtige von einer ebenfalls sehr korpulenten, männlich erscheinenden Person sowie einer etwas kleineren Frau. Das Trio soll sich anschließend in Richtung Bahnhof entfernt haben.