Chaos an der Ohrenbrücke: Bauwerk wird teurer – Riesenstau auf der L 390 Baukosten steigen um eine Million Euro+++Stadt bessert Beschilderung nach

Holzbüttgen · Die Ohrenbrücke sorgt in diesen Tagen gleich zweifach für reichlich Diskussionsstoff: „Der Bau der Ohrenbrücke ist offenbar knapp eine Millionen Euro teurer geworden als veranschlagt“, so Christian Gaumitz, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, „warum wurde das nicht rechtzeitig öffentlich gemacht?

Grünen-Chef Christian Gaumitz weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll: Der Kreisverkehrsausschuss wurde bereits vor Wochen über die Mehrkosten in Höhe von einer Million Euro für die Ohrenbrücke informiert — die Kaarster Politiker blieben außen vor.

Foto: Fotocollage: V. Buciak/Grüne

“ Zudem herrscht hier nicht nur in der Rushhour Verkehrschaos.

Bereits 2015 hatte es die über L 390, Nordkanal und Regiobahn führende Ohrenbrücke in das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler geschafft: Damals wurde die rund 150.000 Euro teure Aussichtsplattform als Steuerverschwendung entlarvt. Und jetzt wird die neue Kreisstraße K 37n samt Brückenbauwerk teurer – statt der geplanten 15 Millionen Euro müssen 16 Millionen Euro gezahlt werden. 60 Prozent trägt der Rhein-Kreis, je 20 Prozent die Stadt Kaarst und Ikea. Das Kreistiefbauamt bestätigt, dass im Zusammenhang mit dem Bau der K 37n-Brücke mit Mehrkosten von rund einer Million Euro gerechnet werden müsse. „Hauptgründe dafür sind die Insolvenz der Firma BETAM, die Baustellenstillstand, Rückbaumaßnahmen und Material-Neuanfertigungen zur Folge hatte, sowie erhöhte Ablösekosten an das Land NRW. In beiden Fällen können aber auch noch Gelder zurückfließen: Zum einen aus dem noch laufenden Insolvenzverfahren der Brückenbaufirma, zum anderen nach der Schlussrechnung des Landes zu den gesetzlichen Ablösekosten. Die erfolgt aber erst nach Abschluss aller Arbeiten“, teilt das Kreispresseamt mit.

Und auch beim Brückengeländer müsse für die Abnahme noch nachgearbeitet werden. Dazu seien Rhein-Kreis, Stadt und Ikea mit der ausführenden Firma in Kontakt. Apropos: Die Bauleitung hat jetzt den Auftrag bekommen, der Stadtverwaltung eine Kostenübersicht zur Ohrenbrücke zu erstellen – die ist aber erst voraussichtlich nächste Woche fertig.

Doch damit nicht genug: Auch bei der Beleuchtung sieht’s duster aus – zumindest bei der Zierbeleuchtung, die das Geländer vom Boden aus per LED in ein extravagantes Licht tauchen soll. „In dieser Form nicht genehmigungsfähig“, lautete jetzt das Urteil von Straßen NRW. „Nun muss geprüft werden, ob es eine genehmigungsfähige Variante der Beleuchtung gibt“, sagt Stadtsprecher Peter Böttner. Gleichzeitig macht er deutlich, dass es sich hier nur um eine Zierbeleuchtung handele: „Die eigentliche Beleuchtung der Brücke funktioniert einwandfrei.“

Daran kann es also nicht liegen, dass im Bereich der Ohrenbrücke zu bestimmten Zeiten die Blechkarawane zum Stehen kommt. Aus leidvoller Erfahrung weiß der Autor dieser Zeilen, dass eine halbe Stunde Zwangspause im Stau auf der

L 390 keine Seltenheit ist. Doch die Stadt gelobt Besserung: „Die Umleitung und die Beschilderung sollen optimiert werden“, sagt Peter Böttner. Zudem hoffe man, dass nach einigen Tagen Eingewöhnungsphase viele Autofahrer wissen, wie sie die Ohrenbrücke zu befahren haben. Zurzeit kommt es sogar vor, dass Autofahrer versuchen, auf der Neersener Straße zu wenden, weil sie sich verfahren haben. Und auch für Fußgänger und Radfahrer ist die Gümpgesbrücke gesperrt. „Bitte die Holzbrücke am Haltepunkt Ikea-Kaarst, den Fußweg Neersener Straße und dann die Baustellen-Ampel am Subway nutzen“, bittet Böttner um Verständnis.

Rolf Retzlaf

(Kurier-Verlag)