SG Kaarst fühlt sich von der Verwaltung im Stich gelassen Keine Unterstützung bei Sporttests an Grundschulen

Kaarst · Die SG Kaarst fühlt sich von Politik und Verwaltung im Stich gelassen: Bei ihren Sporttests an Kaarster Grundschulen erhalte sie keinerlei Unterstützung — im Gegensatz zu benachbarten Kommunen, in denen die Vereine bei der Durchführung ihrer Projekte nicht allein gelassen würden.

Der Vorstand der SG Kaarst hofft auf Unterstützung durch die Verwaltung (v.l.): Sigmar Thieme, Andreas Warnt und Heinz Wieland.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

"Wir sind das kleine gallische Dorf, das gegen die Widerstände aus Politik und Verwaltung seine Arbeit macht, ohne sich als Verein in den Vordergrund zu stellen", ärgert sich SG-Vorsitzender Andreas Warnt. Was war passiert? Vor zwei Jahren hatte der Verein die Grundschüler der zweiten Klassen an der Stakerseite Tests zur Koordination, Beweglichkeit und Ausdauer unterzogen. Anschließend wurden die Testergebnisse ausgewertet und den Eltern sowie der Schule mit Empfehlungen, welche Sportart dem Kind besonders liegen könne, zur Verfügung gestellt. Dieses "Kaarster Modell" basiert auf dem "Düsseldorfer Modell" zur Bewegungs-, Sport- und Talentförderung. Jetzt steht der Re-Check an: Wie haben sich die Kinder in den zwei Jahren entwickelt? Und auch die Katholische Grundschule Kaarst will das Angebot der SG wahrnehmen. Die Sportgemeinschaft möchte das "Kaarster Modell" weiter ausbauen, denkt auch über Ernährungsberatung oder zusätzliche Sportstunden an den Schulen nach — doch ihr fehlt das Geld. Als Anschubhilfe spendierte die Stadt vor zwei Jahren einen Koffer mit für die Testdurchführung erforderlichen Utensilien. "Dann ist nichts mehr passiert", weiß der SG-Präsident Heinz Wieland. Sein Verein ließ Mitarbeiter schulen und führte die Tests eigenständig durch. Kosten für einen Testtag: rund 700 Euro, die zurzeit die SG trägt. Und das ist in anderen Städten offenbar ganz anders geregelt: "Bei einem Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen in Düsseldorf wurde deutlich, dass nur Kaarst nicht finanziell oder personell von der Verwaltung unterstützt wird", so Warnt. Ob Dormagen, Mönchengladbach, Viersen, Hilden, Mülheim oder Neuss — die Vereine würden stets kommunale Hilfeleistungen erfahren. Dabei sieht Warnt in den Tests viel mehr als "nur" einen allgemeinen Fitness-Check. Die Schulen könnten die Ergebnisse als Grundlage bei ihren Lerninhalten im Fach Sport sowie für eine passende Geräteausstattung verwenden. Es könnten Bedarfsangebote im Bereich der Defizitschulung geschaffen werden. Und nicht zuletzt seien die Resultate auch für die Stadtentwicklung von großem Interesse. Warnt spricht von einer "Anpassung an die Bedürfnisse der Kaarster Kinder an zielgerichteter Bewegung." Ein weiterer positiver Effekt des "Kaarster Modells": Alle Vereine in der Stadt würden laut Warnt davon profitieren. "Bei den Empfehlungen nach der Testauswertung machen wir keine Werbung für die SG, wir halten sie ganz allgemein."

Michael Wilms, städtischer Bereichsleiter Schule und Sport, kann die Kritik der SG nicht nachvollziehen: "Wir haben das ,Kaarster Modell' im Schul- und Sportausschuss präsentiert und eine Anschubfinanzierung mit dem Utensilien-Koffer geleistet." Sollten sich weitere Schulen für dieses Projekt interessieren, könne man durchaus über eine Teilfinanzierung nachdenken. Er verweist auch auf 20.000 Euro, die den Grundschulen zur Finanzierung zusätzlicher Schulprojekte aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung stünden. Aber jede Schule müsse für sich entscheiden, welche Projekte sie durchführen wolle.

Einen ausführlichen Artikel zum "Kaarster Modell" finden Sie auch in unserem Magazin KAARSTer Leben unter http://www2.wi-paper.de/book/read/id/00029DBC6417576D

(Kurier-Verlag)