Der CDU-Chef fordert einen barrierefreien Zugang vom Markt zum Freithof Jörg Geerlings will Barrieren abbauen

Neuss · Selbst mit voller Kraft und einer ordentlichen Portion Mut traut sich Dr. Jörg Geerlings nicht, die steile Rampe auf den Markttreppen mit dem Rollstuhl zu benutzen. Das bedeutet einen langen Umweg...

Das schafft Dr. Jörg Geerlings (CDU) nicht allein: Um mit dem Rollstuhl zum Freithof hochzufahren, braucht er die Hilfe von Max Fischer, Behindertenbeauftragter der Stadt Neuss.

Foto: Hanna Loll

Der CDU-Chef wagt das Experiment "Rollstuhlfahrer" und muss schnell feststellen, dass es gerade am Neusser Markt kein Zuckerschlecken ist. Zum Freithof gibt es zwar eine Rampe neben den Markttreppen — doch die steile Steigung und die hohe Kante am unteren Ende verwehren es jedem behinderten Menschen, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, diesen Weg zu nutzen. Das hört auch Max Fischer, seit zehn Jahren Behindertenbeauftragter der Stadt Neuss, zur Genüge. Er weiß: "Mit viel Kraft und viel Risiko könnte man es vielleicht zu zweit schaffen. Aber man braucht nur mit den Händen abzurutschen..."

Foto: Hanna Loll

Die Stadt sehe laut Geerlings keinen Handlungsbedarf, da Rollstuhlfahrer doch außen um den Markt herumfahren könnten, am Quirinusmünster vorbei. Für eine Maßnahme zur Barrierefreiheit sei kein Geld da. Er persönlich sieht das ganz anders: "Warum sollten wir behinderten Menschen einen solchen Umweg zumuten? Gerade im Rahmen der Umgestaltung des Freithofes würde ein solches Vorhaben Sinn machen", so der Landtagskandidat, "und die Aufenthaltsqualität der Neusser Innenstadt auch für behinderte Menschen langfristig deutlich erhöhen." Doch es sind nicht nur die Rollstuhlfahrer, die von einem barrierefreien Zugang zum Freithof profitieren würde, wie Fischer deutlich macht: "Etwa 60 Prozent der Neusser Bevölkerung würden einen Nutzen daraus ziehen — da wären Rollstuhlfahrer, ältere Menschen mit Rollatoren, Mütter mit Kinderwagen..." Das würde auch Barbara Herzog so unterschreiben. Als sie versucht, Töchterchen Hannah im Kinderwagen die steile Rampe hochzuschieben, muss sie ganz schön aufpassen, denn die Räder passen nur knapp darauf und sie muss außerdem ihre ganze Kraft aufwenden.

Barbara Herzog gelingt es zwar, den Kinderwagen hochzuschieben — doch leicht ist es nicht.

Foto: Hanna Loll

Geerlings möchte das Thema in den Haushaltsberatungen anbringen, da die Arbeiten am Freithof bereits 2017 anlaufen sollen. Er fordert: "Was die Barrierefreiheit angeht, haben wir in der Vergangenheit viele Kompromisse gemacht. Der Rest des Marktes ist jetzt schon behindertengerecht ausgebaut — nur dieses letzte Stück fehlt. Würden wir hier eine ordentliche, flache Rampe anbringen, könnten wir endlich einen Haken an die Sache machen..."