Es böllerte, das gusseiserne Kanonenrohr platzte, ein Metallteil traf den 30-jährigen König in den Bauch. Er war nicht mehr zu retten. Jetzt fragen sich auch viele Neusser, wie sicher das Ritual ist.
Betroffenheit in der Quirinusstadt: Hier, wo das größte Schützenfest Deutschlands gefeiert wird, macht sich nach dem Drama von Marsberg Unsicherheit breit. Auch in Neuss wird das schönste Wochenende im Jahr mit dem so genannten Böllern eröffnet. Dabei ist glücklicherweise noch nie ein Unfall passiert. Nur einmal — vor zwei Jahren — war eine der Kanonen ausgefallen. In manchen Städten, wie Leverkusen, wurde das Böllern bereits aufgegeben.
Wird die Tradition jetzt auch in Neuss abgeschafft? Fakt ist, dass die Kanonen in Reuschenberg am Montag stillstanden. Man wolle erst wissen, was bei der Untersuchung des Falls in Marsberg herauskommt, hieß es aus der Verwaltung. "Passieren kann immer etwas im Leben", sagt Schützenpräsident Thomas Nickel. "Wir müssen abwarten, was die Untersuchungen ergeben und dementsprechend handeln. Dass es nicht mehr gemacht wird, weil es einmal zu einem Unfall passiert ist, wäre der falsche Weg", so Nickel. Immerhin seien die Sicherheitsbestimmungen in Neuss andere. "Nur städtische Mitarbeiter vom Ordnungsamt bedienen die Kanonen. Die Sicherheitsabstände werden streng eingehalten und die Kanonen regelmäßig gewartet", weiß Nickel.
Das bestätigt auch Beigeordneter Stefan Hahn: "Wir verwenden das Modell Bayernland' der Firma Kühner aus Pocking (bei Passau) mit einem Kaliber von 50 Millimeter. Die Kanonen sind 1997 angeschafft worden. In den Jahren 1997, 2002, 2007 und 2012 erfolgte die jeweilige Beschussprüfung. Zuletzt wurden 2014 alle drei Salutkanonen durch die Herstellerfirma runderneuert. Beim Böllern in Neuss sind meines Wissens bislang keine Unregelmäßigkeiten aufgetreten. Durch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes werden selbstverständlich alle Sicherheitsvorschriften eingehalten."