Ärger auf der Drususallee: Von gefährlichen Längsrillen und ungeduldigen Autofahrern

Neuss · Neulich auf der Drususallee, einer der neuen Fahrradstraßen: Ein Radler fährt mitten auf der Fahrbahn, dahinter ein Autofahrer. Er hupt, will vorbeigelassen werden. Der Radfahrer lässt sich nicht beeindrucken, auch nicht von der sich von hinten immer mehr annähernden Stoßstange.

Nachdem die Verwaltung den rot markierten Fahrradstreifen auf der Drususallee hat abtragen lassen, blieben eine Fräskante und Längsrillen auf der Fahrbahn zurück.

Foto: Kurier Verlag/Thomas Broich

Schließlich steigt der Radfahrer mitten auf der Straße aus dem Sattel, es folgt eine harsche Auseinandersetzung zwischen den beiden Verkehrsteilnehmern. Von gegenseitigem Verständnis keine Spur. Dabei machen es die Reste der Fahrbahnmarkierung dem Radfahrer schwer, rechts ran zu fahren. Eine Fräskante und tiefe Rillen durchziehen hier den Asphalt. Die CDU hatte diesen Mangel bereits angemahnt, jetzt hakt die FRaktion jetzt! nach: „Insbesondere bei Nässe und Dunkelheit besteht die Gefahr, dass Radfahrer auf diesen Hindernissen ins Rutschen geraten und stürzen. Auf dieser Straße können sich Radfahrer nicht sicher fortbewegen“, kritisiert die planungspolitische Sprecherin der FRaktion jetzt!, Ingeborg Arndt, den aktuellen Zustand der Drususallee, die von vielen Kindern und Jugendlichen als Schulweg genutzt wird.

Das sieht die Stadtverwaltung ganz anders: „Der Betrieb erfolgt reibungslos, Verkehrsgefährdungen sind nicht festzustellen, außer dass ab und zu der Sicherheitsabstand beim Überholen von Radfahrern nicht eingehalten wird“, erklärt Stadtpressesprecher Marc Bohn. Die Reste der entfernten Fahrbahnmarkierungen auf der Drususallee würden kein Risiko für den Verkehr darstellen. „Die Straße ist verkehrssicher, weshalb es auch keinen Handlungsbedarf gibt. Auch bei gefrierender Nässe oder Schneefall bedeuten die Markierungsreste kein erhöhtes Gefahrenpotenzial. Die Drususallee als eine Hauptverkehrsachse der Innenstadt gehört außerdem zu den Straßen mit der höchsten Priorität und wird daher vordringlich geräumt und gestreut“, so Bohn weiter. Also sollen die „Rillen“ nicht beseitigt werden? „Auch wenn die ,Rillen‘ verkehrstechnisch keine Gefahr darstellen, werden diese aus rein optischen Gründen noch verfüllt. Hierzu haben bereits Gespräche mit entsprechenden Firmen stattgefunden. Witterungsbedingt konnten jedoch bisher noch nicht ausreichend Testflächen eingerichtet werden“, sagt Bohn. Wann und zu welchen Kosten die „Rillen“ verfüllt werden könnten, sei derzeit nicht vorherzusagen. Die Kosten seien abhängig vom verwendeten Verfahren und der Zeitpunkt richte sich insbesondere nach der Witterung.

„Aber nicht nur der schlechte Zustand der Fahrbahn ist eine potenzielle Unfallursache, sondern auch die Unwissenheit und sich daraus ergebende Unsicherheit der Verkehrsteilnehmer“, befürchtet Michael Klinkicht, Fraktionsvorsitzender der FRaktion jetzt, „viele wissen gar nicht, wie sie sich auf einer Fahrradstraße zu verhalten haben“. Hier sei noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten. Ansonsten könnten sich Szenen wie die eingangs beschriebene häufiger wiederholen. Bohn erklärt hier die Rechtslage: „Das Fahrrad ist das vorherrschende Verkehrsmittel, der Kfz-Verkehr ist nur nachrangig zu berücksichtigen. Die Radfahrer dürfen die komplette Breite der Fahrbahn benutzen und bestimmen auch das Tempo. Dem Kfz-Verkehr muss auch keine Gelegenheit zum Überholen geboten werden. In weiten Teilen der Drususallee ist ein Überholen aus Platzgründen unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes auch gar nicht möglich.“ Also ist auf der Drususallee und auf den weiteren Fahrradstraßen in der Innenstadt gegenseitiges Verständnis angesagt – damit hier keine „Kampfzone“ zwischen Autofahrern und Radlern entsteht.