Ärger in Kaarst: Landes-Chef verlässt die Zentrumspartei

Kaarst/Düsseldorf · Die Querelen um den Kaarster Ortsverband der Zentrumspartei sorgen jetzt auch deutschlandweit für Konsequenzen: Nach dem Parteiausschluss von Josef Karis und dem Zusammenschluss des Zentrum-Ratsherren Christian Otte mit dem AfD-Ratsherrn zu einer Fraktion hat der langjährige Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Möller der Zentrumspartei den Rücken gekehrt.

Josef Rütten und Josef Karis (von links) wurden aus der Zentrumspartei ausgeschlossen und sitzen nun für die FWG (Freie Wählergemeinschaft im Ortszentrum) im Rat, Christian Otte (rechts) hat sich als übrig gebliebener Zentrums-„Einzelkämpfer“ mit seinem AfD-Ratskollegen zur Fraktion zusammen getan.

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Die Zentrumspartei sieht das anders und behauptet, Möller sei so einem Parteiausschlussverfahren zuvor gekommen.

„Ich gehöre noch zu den altmodischen Menschen, die von der CSU kein Rechts mehr sehen“, sagt Möller mit Blick auf die Kaarster Koalition Zentrum / AfD. Seines Erachtens habe die „alte Dame Zentrumspartei“ die Chance verpasst, „wie die CSU – nur bundesweit – zu agieren, mit konservativen Werten, abgegrenzt von Populisten.“ Da passt Möller die Kaarster Koalition überhaupt nicht - ebenso wenig wie der Ausschluss der Kaarster Ratsherren Josef Karis und Josef Rütten aus der Zentrumspartei (wir berichteten). Hier werde zurzeit juristisch geklärt, ob diese Ausschlüsse rechtswirksam vorgenommen worden seien. Rütten und Karis hätten mögliche Anhaltspunkte dafür, „dass diese ,Urteile’ des Bundesschiedsgerichts von einem Referenten des Bundesvorsitzenden erstellt wurden und niemals vom Schiedsgericht verhandelt wurden“, so Möller. Karis wurde aus der Partei geworfen, nachdem er den Bürgermeister-Kandidaten des Kaarster Fünfer-Bündnisses, Christian Gaumitz, im Wahlkampf unterstützt hatte – und nicht den aus Neuss kommenden rechtspopulistischen Zentrums-Kandidaten Dr. Klaus Brall. „Es deutet vieles darauf hin, dass die Zentrumspartei künftig in der AfD aufgehen wird oder sich ihr zumindest inhaltlich stark annähert. Da es für mich aber keinen politischen Raum rechts von der CSU gibt und ich jeglichem Populismus eine Absage erteile, war für mich die logische Konsequenz die Partei nach acht Jahren Amtszeit als Landesvorsitzender NRW und stellvertretender Bundesvorsitzender zu verlassen“, kommentiert Möller seinen Austritt aus der Zentrumspartei. Der Düsseldorfer hatte während seiner Amtszeit sieben Landesverbände für die Zentrumspartei aufgebaut. Im Stammland NRW wurden starke neue Kreisverbände errichtet. „Mit der zunehmenden Mitgliederzahl wuchsen die kritischen Stimmen, die mit dem unklaren Führungsstiel des Bundesvorsitzenden Gerhard Woitzik unzufrieden waren. Mahner und Kritiker wurden vom Bundesschiedsgericht reihenweise ausgeschlossen“, verweist Möller auf die jüngsten Vorfälle in Kaarst. Das Resultat der jahrelangen Grabenkämpfe sei das Versinken der Deutschen Zentrumspartei in der Bedeutungslosigkeit. Von den sieben Landesverbänden sei nur noch NRW übrig geblieben. Meerbusch habe sich aufgelöst, Kaarst von 80 auf rund 20 Mitglieder geschrumpft, in Düsseldorf gebe es noch zwei Mitglieder. Möller: „Von den 800 Mitgliedern der Zentrumspartei sind vielleicht noch 120 Mitglieder übrig geblieben.“

Michael Möller wird aber weiter politisch aktiv bleiben: Er hat die Deutsche Sportpartei gegründet – und das sieht die Zentrumspartei als Grund, ein Parteiausschlussverfahren in die Wege zu leiten: Laut Satzung des Zentrums dürfe er nicht als Bundesvorsitzender einer anderen Partei agieren. Möller dazu: „Das Thema Sportpartei ist dem Bundesvorsitzenden und Mitgliedern des Bundesvorstandes seit über einem Jahr bekannt. Führende Mitglieder haben mich gebeten, den ,Laden’ noch bis zur nächsten Landesvorstandswahl zusammenzuhalten.

Rolf Retzlaff

(Kurier-Verlag)