„Vielfältig. Wie du.“ Junge Flüchtlinge gestalten Tag der Deutschen Einheit mit

Kaarst · Kriegsschrecken bestimmten Borisch Gogars (15) Leben in Kabul. Er hatte Angst vor den Bombenangriffen durch Taliban und IS, schließlich wurde auch sein Elternhaus zerstört. Daraufhin verließ er seine Heimat, flüchtete nach Deutschland und hofft jetzt, in seiner neuen Heimat Kaarst Frieden und Geborgenheit zu finden.

Diese sechs Jugendlichen aus Syrien und Afghanistan leben in Kaarst. Sie präsentieren die Buttons, die zum Motto „Vielfältig. Wie du.“ an der Elisabeth-Selbert-Realschule gebastelt wurden. Jetzt werden die Anstecker für einen Euro verkauft. Der Erlös soll Flüchtlingen zugute kommen.

Foto: Rolf Retzlaff

Dies ist das Schicksal eines von sechs Jugendlichen, die den Empfang der Stadt Kaarst zum Tag der Deutschen Einheit am morgigen Samstag ab 11 Uhr im Atrium des Kaarster Rathauses mitgestalten werden. Gastredner ist Professor Dr. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung "Haus der Geschichte".

Dem Empfang zum Tag der Deutschen Einheit wird in Kaarst ein besonderer Stellenwert eingeräumt: "Wir verstehen diesen Tag im gesellschaftlichen Sinn — nicht nur als Fest der Wiedervereinigung, sondern auch als Gelegenheit, sich über das Grundgesetz Gedanken zu machen", sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Wie schon in den Jahren zuvor werden Jugendliche das Programm mitgestalten. Diesmal sind es sechs Schüler aus der Integrationsklasse der Elisabeth-Selbert-Realschule. Sie besuchen auch die Regelklassen, leben seit ein bis zwei Jahren in Deutschland. Unter dem Motto "Vielfältig. Wie Du." werden sie sich und die Wege ihrer Flucht aus Syrien und Afghanistan vorstellen. Auch werden sie Texte zum Thema Vielfalt vortragen.

Unterstützt wird der Beitrag der Jugendlichen von der Bürgerstiftung Kaarst. Deren Vorsitzende Gerda Junker-Muck weiß: "Es ist wichtig, dass die Kinder die Grundlagen unserer Gesellschaft kennen lernen." Gemeinsam mit Dalila Belgacem, Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache an der Büttgener Realschule, bereiten sich die Schüler seit Wochen auf ihren Auftritt vor. Das weiß auch der Gastredner zu schätzen: Er spendet seine Gage der Integrationsklasse. Mit den 1.000 Euro soll ein Ausflug finanziert werden — vielleicht nach Bonn zum Haus der Geschichte, dessen Stiftungspräsident Professor Hütter ist. In Kaarst beschäftigt er sich mit dem Thema "Mythos und Realität. Aspekte der deutschen Wiedervereinigung." "25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung entsteht in Deutschland ein neuer, positiver Gründungsmythos. Hierbei werden allerdings wichtige Schritte auf dem Weg zur deutschen Einheit aus der Erinnerung ausgeblendet", so Hütter.

Der Empfang wird musikalisch begleitet vom Chor der Stadt Kaarst unter der Leitung von Hans-Michael Dücker. Der Eintritt ist frei.