Leere Regale in Supermärkten Alltag in der Ausnahmesituation

Neuss · Eine Situation wie die derzeitige „Coronakrise“ hat die Bundesrepublik noch nicht erlebt. Das Land bewegt sich zwischen Beschwichtigung und latenter Panikstimmung. Orte, an denen diese emotionale Gemengelage besonders deutlich wird, sind Supermärkte und Discounter. Hamsterkäufe und leere Regale gehören seit einigen Tagen zum normalen Bild.

Supermarktinhaber Carsten Paul zwischen vollen und leeren Regalen.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Thomas Broich

Carsten Paul, Inhaber von zwei Supermärkten in der Neusser Nordstadt, gibt einen kleinen Einblick in den Supermarkt-Alltag im März 2020:Er selbst ist ganz entspannt trotz des Trubels und der allgemeinen Situation, die nahezu stündlich neue Entwicklungen mit sich bringt. „Für uns ist im großen und ganzen alles normal, auch wenn es hin und wieder Grifflücken und sogar leere Regale gibt. Die Lastwagen rollen und der Nachschub ist gesichert. Versorgungsengpässe sind nicht in Sicht“, versichert er.

Den meisten Kunden ist das auch klar, wie Paul in zahlreichen Gesprächen erfahren konnte. Trotzdem ist die Stimmung anders, als er es jemals zuvor erlebt hat. Seiner Einschätzung nach ist es etwa die Hälfte der gesamten Kundschaft, die ein deutlich anderes Einkaufsverhalten an den Tag legt als vorher. Selbst die rationalen Einkäufer decken sich derzeit einen Tick besser ein als sonst. Aber auch lupenreine Panikreaktionen haben Paul und sein insgesamt 72 Mitarbeiter starkes Team bereits erlebt.

Beispiel Toilettenpapier: Derzeit sind Regale im Schnitt gegen 12.30 Uhr leer. An normalen Tagen hätte die Füllung bis mindestens 16 Uhr gereicht. „Und wenn die Vorräte für einen Tag komplett erschöpft sind, setzt auch das Verständnis aus. Am vergangenen Samstag haben wir teilweise echte Endzeitstimmung erlebt. Da bin ich sehr froh, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer die Ruhe bewahrt haben. Sie sind nach wie vor mit vollem Einsatz und Herzblut in der Sache. Niemand hat mich im Stich gelassen und wir haben jede Situation gemeistert. In solchen Zeiten kommt es auch darauf an, mit den Kunden zu reden und so Normalität herzustellen.“

Gibt es in diesen Tagen noch etwas, das Carsten Paul überraschen kann? „Ja“, sagt er, „es ist tatsächlich die Produktauswahl. Die großen Schlager sind neben Toilettenpapier, Desinfektionsmittel und Nudeln Produkte aus der Frischetheke, Fleisch und Käse, da die Leute derzeit vieles einfrieren. Nahezu gar nicht gehamstert wird bei Süßigkeiten und Spirituosen. Da sind sie Verkäufe ganz normal. Das ist doch auch ein schönes Zeichen!“