Von Neuss nach Hefei Über die Chancen der neuen Seidenstraße

Neuss · Seit dem vergangenen Jahr ist Neuss an die neue Seidenstraße angebunden: Ein Containerzug verbindet einmal pro Woche den Neusser Hafen mit der chinesischen Handelsmetropole Hefei. Welche Chancen und Perspektiven sich daraus ergeben, wurde jetzt in Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsgesprächen mit Bundespräsident a.D. Christian Wulff und China-Experte Dr. Marcus Hernig diskutiert

Von links: China-Experte Dr. Marcus Hernig, Ludger Baten, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Neuss, und Bundespräsident a.D. Christian Wulff sprachen über die Perspektiven der neuen Seidenstraße.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Unter dem Motto „One Belt, One Road. Alle reden über die moderne Seidenstraße. Wir auch.“ hatten die Deutsch-Chinesische Gesellschaft Neuss, die International School on the Rhine (ISR) und die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein in die Turnhalle der ISR eingeladen. Für die besondere Veranstaltung wurden sogar extra Klausuren verschoben.

„55 Prozent, nach den neuesten Zahlen fast 60 Prozent, des Umsatzes unserer Unternehmen wird im Ausland erzielt. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Produkte und Dienstleistungen unserer Unternehmen im Ausland stark gefragt sind. Und da spielt China eine besonders große Rolle“, so Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, „die auslandsaktiven Unternehmen sagen zu gut 20 Prozent, China ist ein wichtiges Exportland. Damit liegt China gleichauf mit Nordamerika.“

Auch Bundespräsident a.D. Christian Wulff betonte in seinem Vortrag die Chancen, die sich durch die neue Seidenstraße ergeben: „Inzwischen sind wir enger miteinander verflochten, als den meisten bewusst ist. China ist heute Deutschlands wichtigster Handelspartner beim Import und Export.“ Um die Verbindung in Zukunft zu stärken und mehr Kunden zu erreichen, sehe er Deutschland aber auch in der Pflicht, mehr über Asien zu lernen. „Hunderttausende in Asien sprechen perfekt Deutsch und in Deutschland sind extrem wenige, die annähernd perfekt Mandarin sprechen“, führt er beispielsweise an. „Mit der Seidenstraße könnte das Beispiel einer internationalen Kooperation gelingen, die für alle Beteiligten gut ist und zeigt, dass wirtschaftlicher Austausch auch zu wirtschaftlichem Erfolg für alle führt und politisch stabilisierend wirkt.“

China-Experte Dr. Marcus Hernig, der seit 1992 in China lebt und unter anderem als Berater für deutsch-chinesische Projekte tätig ist, sieht die Hanse und die Verbindung von Land und See als eine gute Möglichkeit, eine Konnektivität zwischen Asien und Europa zu schaffen: „Genau das hat die neue Seidenstraße der Chinesen wieder mit aufgenommen.“ Und so ist der Güterzug, der Neuss mit Hefei verbindet, vielleicht nur der Anfang.