Schausteller-Chef zieht sich zurück Jupp Kremer: Ein Start in den Ruhestand mit gemischten Gefühlen

Neuss · Die besten Jahre genießen, das hat sich jetzt auch Jupp Kremer (60), Chef der Schausteller im Rhein-Kreis Neuss und Betreiber des Neusser Weihnachtsmarktes, vorgenommen. Am Mittwoch gab er völlig überraschend seinen Rückzug ins Privatleben bekannt. Mit unserer Zeitung sprach er über Vorfreude und Ängste vor dem Ruhestand.

Jupp Kremer gibt den Staffelstab ab an Sohn Felix (rechts). Job und Familie hängen bei Kremers eng zusammen.

Neuss/Kaarst. „Liebe Kolleginnen und Kollegen, leeveFründe! Der Tag ist nach langer Überlegung nun gekommen: Es ist Zeit für mich, zu gehen. Nach acht Jahren als Vorsitzendergeht es so langsam in den Ruhestand (was man so als Schausteller Ruhestand nennt)“, mit diesen Worten leitete er seinen Rückzug ein.

„Allein das Wort ,Ruhestand´ löst in mir eine gewisse Unruhe aus“, gibt er zu. „Bedeutet dieses Wort denn nicht, dass man alt und müde ist? Nicht mehr in der Lage ist, seiner beruflichen Tätigkeit entsprechend nachzukommen? Unproduktiv zu sein?“

Doch die Antwort gibt er sich selbst: „Nein, das kann Ruhestand nicht bedeuten. Denn ich fühle mich weder alt noch unzuverlässig noch unproduktiv. Also muss die Bedeutung eine andere sein. Vielleicht bedeutet es eher: Mehr Zeit dafür zu haben, was man am meisten liebt, die Familie! Hobbys und eventuell längere Urlaube?“

Wer Jupp Kremer kennt, der weiß, dass er sich nicht plötzlich und vor allem nicht sang- und klanglos verabschieden wird. Die Leitung des Weihnachtsmarktes haben bereits in den vergangenen Jahren nach und nach seine Kinder Lena und Felix übernommen, denen er auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. „Dass ich nicht mehr im Orchester spiele, heißt ja nicht, dass ich nicht mehr weiß, wie man ein Instrument bedient“, bekennt der Holzheimer. Und Jupp kann sich auch vorstellen, dass Felix einmal beim Schaustellerverband (in dem er seit 43 Jahren Mitglied ist) in seine Fußstapfen treten wird.

Die Pläne des Best-Agers für die Zukunft: „Aufstehen und den Tag flexibel und spontan planen können. Sich neue Aufgaben suchen! Zum Ruhestand wird man nicht verurteilt, sondern man hat ihn sich durch harte Arbeit verdient. Und das Schönste auf der Welt, ist und bleibt, wie gesagt, die Familie, und ich bin stolz zwei Kinder zu haben, die den Betrieb mit Herzblut und voller Leidenschaft als Schausteller weiterführen möchten.“

Und dennoch bleibt eine leichte Unruhe: „Arbeit war und ist für mich immer mehr als Geldverdienen: Schausteller zu sein, ist eine Erfüllung und befriedigende Tätigkeit, die mich mit großem Stolz erfüllt hat. Zusätzlich gab und gibt mir meine Tätigkeit als Schaustellereinen festen Zeitrahmen und Tagesablauf, der auch Sicherheit und Kontinuität bedeutet.“

Das Schönste für ihn war immer, bei der Arbeit viele interessante Menschen kennen- und schätzen zu lernen. „Und genau aus diesem Grund fällt mir der Abschied besonders schwer... Aber wie bereits zu Anfang gesagt: Es ist Zeit, zu gehen. Und trotz Abschiedsschmerz überwiegt die Freude und die Neugier auf das, was jetzt kommen mag!“