Warum die Schranken hier noch Monate lang unten bleiben Bahnübergang Eselspfad: „Da kannste lange warten ...!“

Neuss · Hier wird die Verkehrswende mal wieder hart ausgebremst: Der Bahnübergang Eselspfad, die Hauptverkehrsader für Radler zwischen dem Neusser Norden und Süden sowie eine beliebte Jogging- und Wanderstrecke, ist bereits seit Mitte September aus technischen Gründen gesperrt – und die Öffnung verschiebt sich erneut um viele Monate. Ein provisorischer Übergang sei laut Bahn nicht zielführend.

Dunkle Wolken über dem Eselspfad: Der Bahnübergang bleibt weiter gesperrt – eine Öffnung ist nicht in Sicht. Laut Bahn sei auch die Einrichtung eines provisorischen Übergangs nicht zielführend.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Die Bahn plant bereits seit Jahren die Erneuerung des Bahnübergangs. Hier handelte es sich um eine sogenannte Anrufschranke. Das heißt, die Schranken waren grundsätzlich geschlossen. Verkehrsteilnehmer mussten über eine Sprechanlage den Fahrdienstleiter am Hauptbahnhof Neuss bitten, die Schranken zu öffnen. Eine technische Störung machte laut Bahn im September 2023 die Schließung des Übergangs erforderlich. Stattdessen soll jetzt hier „die Anrufschranke durch modernste Bahnübergangssicherungstechnik ersetzt werden“, so ein Bahn-Sprecher. Doch dies verzögert sich bis auf Weiteres: Ursprünglich war die Inbetriebnahme für das erste Quartal 2024 vorgesehen. „Aufgrund der Marktlage gab es im Juni 2023 jedoch keine Angebote für die Ausschreibung. Daher konnten die Arbeiten nicht wie gewohnt umgesetzt werden“, erklärt der Bahnsprecher. Für die Arbeiten seien nämlich zwingend Gleissperren (verhindern das Befahren des Gleises mit Schienenfahrzeugen über die mit der Gleissperre gesicherte Stelle hinaus) erforderlich. Diese müssten laut Bahn – wie bei allen Baustellen erforderlich – mit den regionalen, bundesweiten und internationalen Eisenbahnverkehren in Einklang gebracht werden. „Daher müssen Gleissperren in der Regel mehrere Jahre im Voraus geplant werden. Der DB ist es jedoch gelungen, kurzfristig Sperrpausen für das dritte Quartal 2024 einzurichten“, frohlockt der Bahnsprecher, „auf dieser Grundlage arbeiten die Planer gerade an einer neuen Ausschreibung.“

Aber wie sieht es mit dem bereits im Oktober versprochenen Provisorium aus? „Im Herbst 2023 haben unsere Techniker den Einsatz einer mobilen Bahnübergangsanlage getestet. Grundsätzlich ist der Einsatz dieser Anlage möglich. Bei der tiefer gehenden Planung haben wir jedoch festgestellt, dass die Öffnungszeiten der Schranken pro Stunde nur sehr kurz sind“, weiß der Bahnsprecher. Bei regulärem Zugverkehr sei der Bahnübergang lediglich maximal fünf bis zehn Minuten pro Stunde geöffnet. „Das bedeutet, dass Straßenverkehrsteilnehmer gegebenenfalls 15 bis 20 Minuten vor einer geschlossenen Schranke warten müssten, bis sich eine entsprechend lange Pause bei den Zugfahrten ergibt.“ Aus diesem Grund sei der Umweg über den Konrad-Adenauer-Ring derzeit die zeitlich attraktivere Variante.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Sascha Karbowiak hatte sich schon 2016 für den Bahnübergang Eselspfad stark gemacht, als die Bahn diesen komplett schließen wollte. Er fordert jetzt eine kurzfristige Lösung:

„Auch wenn man der Bahn an der Stelle nichts vorwerfen kann: Es muss jetzt zumindest an einer Übergangslösung gearbeitet werden, um die Querung des Bahnübergangs wieder möglich zu machen.“ Der SPD-Bundestagsabgeordnete Daniel Rinkert hat sich schriftlich an den NRW-Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn gewandt und sich ebenfalls für eine Übergangslösung oder einen schnelleren Umbau eingesetzt.

Ausdrücklich in Schutz nimmt Sascha Karbowiak die Stadt Neuss: „Die zuständigen Mitarbeiter stehen regelmäßig in Kontakt mit der Bahn, haben die geplante Modernisierung erst möglich gemacht und bei gemeldeten technischen Problemen die Bahn immer aufgefordert, kurzfristig tätig zu werden.“ Und der Bahnsprecher ergänzt: „Die DB steht im Austausch mit der Stadt Neuss und hat eine Verlängerung der Straßensperrung bis ins zweite Halbjahr 2024 beantragt.“