Das „Kastellum“ im Herzen der City: eine „anspruchsvolle“ Baustelle
Neuss · Es ist derzeit das größte und vielleicht auch prominenteste Bauprojekt in der Neusser Mitte: Neben dem Kaufhof entsteht im Bereich Niederstraße/Kastellstraße und Rheinwallgraben das „Kastellum“: Die „Interboden Innovative Gewerbewelten GmbH“ aus Ratingen investiert dort mindestens zwölf Millionen Euro in den Bau eines Wohn- und Einzelhandel-Gebäudes.
Doch es gibt Komplikationen.
Schon weit vor Bau- beziehungsweise Abrissbeginn waren bereits 90 Prozent der Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss langfristig vermietet. Auf über 1000 Quadratmetern entstehen dort Verkaufs- und Nutzfläche für den Einzelhandel. 32 Mietwohnungen zwischen 55 und 90 Quadratmetern Größe werden in den oberen Etagen untergebracht.
Im Frühjahr 2017 soll das „Kastellum“ fertigestellt sein. Damit dieser Termin eingehalten werden kann, ist jetzt das gesamte handwerkliche Können der Fachleute gefragt. Nach der Hälfte der Abrissarbeiten stellte der Bau-Statiker fest, dass die Situation auf der Baustelle nicht so war, wie er sein sollte. Durch die eigentlich geplante Art des Abrisses wären die Nebenhäuser gefährdet gewesen. So kommt es, dass die letzten Reste des Gebäudes „von Hand“ abgerissen werden müssen.
Polier Peter Dobras von der Firma Preusche: „Ich warte Tag für Tag darauf, dass ich endlich richtig durchstarten kann! Eigentlich sollte es hier schon Ende September weitergehen.“
In den kommenden Tagen treten die Männer mit den Presslufthämmern an, die das obere Stockwerk des Gebäudes „von Hand“ abtragen werden. Erst nachdem das Nebengebäude richtig abgesichert ist, können wieder die Bagger und großen Maschinen ihr Werk übernehmen. Neben den Stützkonstrukten gibt es auch umfangreiche Fundamentarbeiten in dem Abrisshaus. Allein in den letzten Tagen wurden dort 200 bis 300 Tonnen Erdreich im Keller bewegt.
Klaus Hermann von „Interboden“ sieht die unvorhergesehenen Komplikationen allerdings gelassen: „Das ist eine Situation, wie sie bei größeren Bauvorhaben immer mal wieder vorkommen kann. Das gesamte Ausmaß können wir zwar noch nicht abschätzen, aber wir gehen davon aus, dass es allerhöchsten zu sehr geringfügigen Verzögerungen kommen wird.“
Für Projektleiter Dieter Paul vom Unternehmen Prangenberg & Zaum war die Baustelle von Anfang an „sehr ansprusvoll“, da dort Abbrucharbeiten auf engstem Raum durchgeführt werden mussten und das Gelände in einer dicht besiedelten und stark frequentierten Gegend – immerhin dem Herzen der City – liegt.
Zwischen Fußgängerzone mit ganztägigem Straßenbahnverkehr, einer Hauptverkehrsstraße und einer zwischengebauten Gewerbeimmobilie ohne eigene Giebelwand, in der direkten Nachbarschaft von Wohnhäusern, Ladenlokalen und Gastronomie müssen er und seine Männer nahezu „mit Samthandschuhen“ arbeiten.
Lärmintensive Abbrucharbeiten dürfen darüber hinaus nur in der Zeit von 7 bis 9 Uhr, von 9.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr ausgeführt werden.
Die Bäume auf der Baustelle wurden mit Holzbohlen im Stammbereich geschützt, da sie erhalten werden müssen. Die Abbrucharbeiten werden ein Gesamtvolumen von rund 10 000 Kubikmetern umbauten Raum haben.
Die Gebäude aus den 50er Jahren wurden zunächst von Hand entkernt. Gefährliche Baustoffe wurden entsprechend dem vorliegenden Gutachten und den gesetzlichen Vorschriften saniert und entsorgt. Erst mit Abschluss der Sanierungsmaßnahmen konnten mit den eigentlichen Abbrucharbeiten begonnen werden.
Aus Gründen der Verkehrs- und Arbeitssicherheit durfte nur unter Einsatz einer 18 Meter langen, 6 Meter breiten, etwa 10 Tonnen schweren und 5 Zentimeter dicken Gummimatte, die von einem 80 Tonnen-Autokran vor die Fassade gehalten wurde, gearbeitet werden konnte. Damit wurde unkontrollierter Splitterflug durch Beton- und Mauerwerksteile zu verhindert.
Unterhalb der Gummimatten wurde ein „Fallbett“ aufgeschüttet, um den Aufprall der Materialien zu dämpfen und ein abprallen von Material in Richtung Fußgängerzone zu verhindern.