„Wiederholungstäter“ Axel Hebmüller Hoher Reitersieger hält Tradition hoch

Neuss · „Beim zweiten Mal ist das Ganze ein bisschen entspannter. Man kennt schon alles und weiß über die Abläufe Bescheid“, schmunzelt Axel Hebmüller, seines Zeichens amtierender Hoher Reitersieger des Neusser Reitercorps. Nach 2014/15 sicherte er sich die Würde im vergangenen Jahr zum zweiten Mal im traditionellen Ringstechen.

Hoher Reitersieger Axel Hebmüller mit seiner Frau Nicole.

Hoher Reitersieger Axel Hebmüller mit seiner Frau Nicole.

Foto: Susanne Dobler

Und damit ist der Chef des Reitercorps persönlich in diesem Jahr Hoher Reitersieger. Eine besondere Doppelrolle, weiß Axel Hebmüller. Aber damit kennt er sich aus, schließlich war er beim ersten Mal parallel dazu in seiner Heimatstadt Kaarst Schützenkönig.

Bereits seit fünf Jahren hat der 57-Jährige den Vorsitz des Reitercorps inne: „Das Hochhalten der Tradition und das Weiterführen eines Corps macht Spaß und ist sehr wichtig. Ich mache das sehr gerne, das ist eine sehr schöne Aufgabe. Zumal man nicht nur mit den Reitern, sondern auch mit den Pferden zu tun hat. Das ist etwas anderes als in einem ,normalen‘ Schützenverein.“

Tatsächlich spielen Pferde schon früh eine große Rolle im Leben von Axel Hebmüller, der heute auch Präsident des Kreis-Pferdesportverbands Neuss ist. Viele Jahre widmete er sich dem Modernen Fünfkampf und blieb dem Reitsport, auch nachdem er den Fünfkampf an den Nagel hängte, treu. Seine Leidenschaft teilt er außerdem von Beginn an mit seiner Frau, die unter anderem Reitunterricht auf Gut Mankartzhof in Kaarst, dem Zuhause der Hebmüllers samt ihres Sohns und seiner Familie, gibt.

„Die Reiterei ist bei uns ein Stück weit Lebensmittelpunkt“, bringt Axel Hebmüller auf den Punkt. Da verwundert es auch nicht, dass er dadurch als „Spätberufener“ den Weg zum Schützenwesen fand: „Da wir als Familie schon immer viel mit Pferden zu tun gehabt haben, kennen wir viele Leute aus Reiterkreisen. Da ist man dem Reiterkorps näher als den anderen.“ Und so startete seine Schützenkarriere 1989 im Reitercorps auf der Neusser Furth, zum Reitercorps des Neusser Bürger-Schützenvereins kam er schließlich 2012.

Es sei eine kurzfristige Entscheidung gewesen, ein weiteres Mal um die Würde des Hohen Reitersiegers anzutreten, verrät der 57-Jährige. Lange im Voraus plane man so etwas nicht: „Das macht man aus einem Spaß heraus und weil man es gerne macht. Eine Woche vorher habe ich mit meiner Frau darüber geredet, dann haben wir gesagt: Wir machen das nochmal.“ Eine entsprechende Vorbereitung auf das traditionelle Ringstechen gebe es daher auch nicht, verrät Axel Hebmüller. Doch da auf dem Gut Mankartzhof Reitercorps und -vereine immer mal wieder Ringstechen veranstalten, sei er zumindest nicht ganz aus der Übung.

Nach dem Ringstechen wurde das Reitersiegerpaar direkt auf der Bühne gefeiert.

Nach dem Ringstechen wurde das Reitersiegerpaar direkt auf der Bühne gefeiert.

Foto: Kurier-Verlag/Thomas Broich

Auch wenn Axel Hebmüller nun schon zum zweiten Mal Hoher Reitersieger ist und das eine oder andere aus seiner ersten Amtszeit kennt, sei es nach wie vor schön, in dieser besonderen Rolle Teil des Neusser Bürger-Schützenfests zu sein. Ein erstes Highlight stand schon direkt kurz nach dem Fest im vergangenen Jahr an, als zum Krönungsball zu Ehren von Schützenkönig Christoph II. Heusgen und seiner Frau Ina sowie Reitersiegerpaar Hebmüller geladen wurde. „Christoph Heusgen ist ein toller König und wir haben auch privat Spaß zusammen“, so Hebmüller. Mit Blick auf das kommende Schützenfest verrät er, dass er sich besonders auf die Königsparade am Sonntag freue. Die werde mit Sicherheit ein weiteres Highlight.

Apropos Parade: Axel Hebmüller weiß, dass das Thema Pferde beim Schützenfest immer wieder aufkommt und bisweilen kritisch betrachtet wird. Doch für ihn – und viele andere – gehören Pferde zum Schützenfest dazu. Deswegen setzt sich der Reitercorps-Chef für den Erhalt der Tradition ein und wünscht sich mehr Verständnis: „Als Laie guckt man vielleicht anders auf die ganze Sache als jemand, der sich damit auskennt. Eine Diskussion darf es gerne geben, aber es muss Verständnis auf beiden Seiten da sein. Nach der Parade am Sonntag gehen die Pferde zum Beispiel auf die Festwiese, dort weiden sie ganz normal und werden top versorgt. Da guckt aber keiner drauf.“ Das Miteinander zwischen Pferd und Reiter sei außerdem enorm wichtig, es werde immer auf einen guten Umgang mit den Pferden geachtet.

Für Axel Hebmüller steht nun also bald der Höhepunkt seines zweiten Jahres als Hoher Reitersieger an. Ob er sich bei all den schönen Erlebnissen rund um diese würdevolle Rolle vorstellen könnte, ein weiteres Mal im entscheidenden Ringstechen anzutreten? „Das wird, wenn überhaupt, wieder eine Entscheidung aus dem Moment heraus“, schließt er die Möglichkeit nicht ganz aus. Bei dem doch eher kleinen Corps – gut 25 Mitglieder sind es aktuell, von denen 15 aktive Reiter dieses Jahr bei den Umzügen dabei sein werden – sei eine Wiederholung eben auch nicht ganz unwahrscheinlich. Und wie heißt es doch so schön: Aller guten Dinge sind drei!

Einmal Schützenkönig in Neuss zu werden, sei allerdings kein Thema, verrät der 57-Jährige. Aber man solle niemals nie sagen: „Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen und in Kaarst habe ich mir bekanntlich ja schon den Traum der Königswürde erfüllt. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht.“ Und immerhin erlebe er als Hoher Reitersieger der Neusser Schützen außerdem sehr viel an der Seite des amtierenden Schützenkönigs mit.

Eines steht für Axel Hebmüller mit Blick auf die Zukunft aber auf jeden Fall fest: „So lange ich aufs Pferd komme, möchte ich weiter aktiv sein.“ Und schon jetzt freut er sich auf das große 200-jährige Jubiläum des Neusser Reitercorps in vier Jahren. Damit ist es nachweislich die älteste existierende reitsportliche Vereinigung in Deutschland. „Das ist etwas ganz Besonderes“, strahlt Hebmüller.