Außergewöhnlicher Zugang für das Kreis-Archiv Archivmitarbeiter entdeckte Tagebuchband eines ehemaligen Landrats

Das Archiv im Rhein-Kreis Neuss hat einen außergewöhnlichen Zugang erhalten: den dritten Band des Tagebuchs des Kaspar von Heinsberg (1820 – 1897). Kaspar von Heinsberg war der einzige Landrat, der beiden Vorgängerkreisen des heutigen Rhein-Kreises Neuss vorstand, dem Kreis Grevenbroich von 1851/52 bis 1876 und dem Kreis Neuss von 1876 bis 1888/93.

 Archivmitarbeiter Martin Lambertz, Archivleiter Dr. Stephen Schröder, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Kreisdezernent Tillmann Lonnes freuen sich über den Neuzugang für das Archiv im Rhein-Kreis Neuss.

Archivmitarbeiter Martin Lambertz, Archivleiter Dr. Stephen Schröder, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Kreisdezernent Tillmann Lonnes freuen sich über den Neuzugang für das Archiv im Rhein-Kreis Neuss.

Foto: Rhein-Kreis Neuss/Wolfgang Walter

Er galt als fleißiger, fachkundiger und bodenständiger Mann, der sich zum Beispiel für den Wiederaufbau der durch einen Brand im Jahre 1869 zerstörten Gebäude der Abtei Knechtsteden einsetzte, wofür ihm später drei Prachtfenster im Westchor der Klosterbasilika gewidmet wurden.

Der jetzt aufgetauchte Tagebuchband, den Archivmitarbeiter Martin Lambertz in einem Online-Antiquariat entdeckt hat, umfasst allerdings nicht seine Landratstätigkeit, sondern die Zeit vom 2. Juni 1846 bis 31. Dezember 1847, als Heinsberg als Referendar bei der preußischen Regierung in Düsseldorf tätig war. Auf 348 eng beschriebenen Seiten gewährt das kleinformatige Buch tiefe Einblicke in den Tagesablauf und die Gefühlswelt des damals 26- bzw. 27-jährigen adligen Junggesellen. Begegnungen mit Freunden und Verwandten, Heinsbergs Reisen z. B. nach Bonn, Diners und Soiréen und auch immer wieder das Thema Heirat spielen eine bedeutende Rolle in den Tagebuchniederschriften. Hinzu kommen persönliche Reflexionen Heinsbergs zu unterschiedlichen Themen.

„Es ist gut, dass dieses wichtige Zeugnis einer meiner bedeutenden Amtsvorgänger nunmehr gesichert ist und für die Nachwelt zur Verfügung steht“, freut sich Landrat Hans-Jürgen Petrauschke über den Zugang. Archivleiter Dr. Stephen Schröder ergänzt: „Ich bin in den letzten Jahren verschiedentlich auf das Tagebuch des Kaspar von Heinsberg angesprochen worden, ohne dass etwas über dessen Verbleib bekannt war. Umso mehr freuen wir uns natürlich, dass dieses bedeutsame Dokument nunmehr zu unserem Archivbestand zählt. Es kann für ganz unterschiedliche Fragestellungen von Interesse sein, zum Beispiel für die Erforschung von Karrierewegen und Netzwerken der preußischen Verwaltungselite in der Mitte des 19. Jahrhunderts.“

Das Tagebuch kann zu den Öffnungszeiten des Archivs im Rhein-Kreis Neuss im Lesesaal des Hauses eingesehen werden. Das Archiv setzt indessen seine Ermittlungen nach den übrigen Tagebuchbänden fort.