Viel Spaß auf der Kirmes! „Und los geht die wilde Fahrt ...“
Neuss · „Das wird wieder eine tolle Familien-Kirmes!“ Ralf Weyers muss es wissen: Er ist seit rund 15 Jahren im Ordnungsamt als Teamleiter für den Bereich Kirmesse tätig. Sein „feines Händchen“ für die Festplatzbestückung brachte ihm die liebevolle Bezeichnung „Kirmesplatzarchitekt“ ein. Auch in diesem Jahr hat er wieder dafür gesorgt, dass auf dem Kirmesplatz Spiel und Spaß für Jung und Alt geboten werden. Dabei gibt es gleich zwei besondere Anlässe zum Feiern.
„Seit 200 Jahren wird in Neuss Kirmes gefeiert, seit 50 Jahren findet die große Eröffnung am Schützenfest-Freitag statt“, freut sich Weyers. Eine Erfolgsgeschichte, die nicht ohne die Schützen hätte geschrieben werden können. Weyers spricht von einer „Synergie zwischen Schützenfest und Kirmes – das eine geht nicht ohne das andere“.
Aber gerade in diesem „kleinen Jubiläumsjahr“ hatten der „Kirmesplatzarchitekt“ und sein Team mit einem Problem zu kämpfen: Der Kirmes-Termin liegt diesmal extrem früh. Fahrgeschäfte, die auf konkurrierenden Plätzen stehen, geraten so in Zeitnöte; der ist zum Beispiel der Kettenflieger zum Opfer gefallen. Eigentlich eins der Wahrzeichen auf der Neusser Kirmes, wird er in diesem Jahr fehlen, weil er bis zum morgigen Sonntag auf dem Volksfest „Hamburger Dom“ steht – da ist die Aufbau-Zeit einfach zu kurz.
Aber Weyers hat natürlich für Ersatz gesorgt. Auf gut 50.000 Quadratmetern werden etwa 300 Geschäfte aufgebaut. „Wir hatten rund 1.400 Bewerbungen (Vorjahr: 1.300, Anmerkung der Redaktion)“, macht Weyers deutlich, dass die Neusser Kirmes einen hervorragenden Ruf in der Schausteller-Szene hat.
Möchte sich der Kirmes-Besucher jedes Geschäft anschauen, muss er stolze 3,5 Kilometer zurücklegen (zwei Kilometer Kirmesplatz, 1,5 Kilometer Hammer Landstraße – auch „Rollmopsmeile“ genannt). Den Besucher erwarten zum Beispiel 21 Kinderkarussells, 18 Fahrgeschäfte, 35 Ausschank- und 22 Imbissbetriebe.
„Einsteigen! Anschnallen! Los geht die wilde Fahrt!“
Echte Hingucker und absolute „Spaßmacher“ – falls man „karusselltauglich“ ist – sind die Fahrgeschäfte. Neu in Neuss ist „Mr. Beat“ (ähnelt dem „Polyp“). Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr wieder dabei ist der „Fighter“, bestehend aus zwei Gondeln, die an einem riesigen Ausleger montiert sind, der die Mitfahrer mit bis zu 125 Kilometer pro Stunde auf rund 42 Meter Höhe bringt. Ein Fahrgeschäft mit Lokalkolorit: Der Besitzer Marco Mages kommt aus Neuss.
Für Ralf Weyers ein echtes Highlight („den will ich schon seit 14 Jahren nach Neuss bringen“) ist der „Big Bamboo“, ein Laufgeschäft, das mit „Wasserspielen, Floßfahrt, Wegen mit Hindernissen über Wasser und Planken-Strand und purer Lebensfreude am Meer“ wirbt. Ebenfalls in Neuss dabei sind natürlich „Dauerbrenner“ wie der „Commander“, die „Wilde Maus“, der „Music Express“, die „Krake“, das Riesenrad, der „Voodoo Jumper“ und der „Breakdancer“. Ob der „Commander“ aufbauen darf, wird sich erst in den nächsten Tagen klären: Das Fahrgeschäft ist mit hoher Fahrgeschwindigkeit unterwegs. Dafür gilt ein neuer Sicherheitsstandard, in dessen Erfüllung der Inhaber mehr als eine Million Euro investiert hat. Das Problem: TÜV-Termine sind schwer zu bekommen ...
Kinder können sich freuen auf die Achterbahn „Willi der Wurm“, klassische Karussells, Bungee-Trampolin, Wasserspiele und mehr.
Das kulinarische Angebot hat sich dem Trend angepasst: Es gibt zahlreiche fleischlose Speisen wie Knoblauchbrot, Gemüse auf Champignons, Kartoffelspezialitäten und Pasta. Aber auch Leckereien wie Burger, Chicken Nuggets und Flammlachs stehen auf der Speisekarte.
Wird die Rollmopsmeile verbreitert?
Beigeordneter Holger Lachmann (Dezernat für Bürgerservice, Sicherheit und Soziales) weiß: „Das Tiefbaumanagement Neuss hat eine Punktlandung hingelegt.“ Er meint die Fertigstellung des Radschnellwegs entlang der Hammer Landstraße; die könne zu 80 Prozent genutzt werden. Es kommt also nicht zu dem „worst case“, bei dem die Hammer Landstraße nur einseitig hätte genutzt werden können. Dies wurde den „Stammkunden“ rechtzeitig mitgeteilt – lediglich vier davon sprangen vorsichtshalber ab.
Allerdings wird die „Rollmopsmeile“ nicht auf den vier Meter breiten Radschnellweg ausgeweitet; er dient lediglich als Fluchtweg. Bei einer Verbreiterung würden die Bordsteine mitten auf der Wegefläche Stolperfallen darstellen, erklärt Lachmann.
Mit Blick in die Zukunft sagt der Dezernent: „Das Gelände ist einer dynamischen Entwicklung unterzogen.“ Aber er ist sicher: Auch 2025 wird es die „Rollmopsmeile“ geben. Schließlich sei sie enorm wichtig als Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Kirmesplatz.
Das Sicherheitskonzept müsse in Abstimmung mit der Kreis-Polizeibehörde bedarfsgerecht angepasst werden. So stünden verschiedene Rettungswege wegen der Bauarbeiten nicht mehr zur Verfügung. „Aber das haben wir in einem Ortstermin mit den Hilfsorganisationen durchgespielt“, so Lachmann. Und er spart nicht mit Lob: Ohne das Engagement der Rettungsdienste sei eine große Kirmes wie in Neuss nicht zu stemmen. Da ist es für ihn selbstverständlich, dass er nicht nur mit seinen Kindern die Kirmes genießt, sondern auch eine „Dankes-Runde“ macht.
Kirmesplatz-Eröffnung am Schützenfest-Freitag
Der Kirmesplatz wird am Freitag, 23. August, um 17 Uhr auf der Hammer Landstraße – etwa in Höhe Hessentorbrücke – eröffnet. Bürgermeister Reiner Breuer und Josef Kremer vom Schaustellerverein Rhein-Kreis Neuss schlagen das erste Fass an; danach gibt es Freibier – so lange, bis das Fass leer ist. Schützenfestsamstag bis -dienstag öffnen die Geschäfte auf der Kirmes gegen 11 Uhr, von Freitag bis Montag ist gegen 2 Uhr Schluss, am Dienstag um 24 Uhr.