Fridays for Future in Neuss Neusser Schüler gehen fürs Klima auf die Straße
Neuss · "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" — dieser prägnante Spruch schallte am heutigen Freitagmittag, 29. März, durch die Neusser Innenstadt. Hier hatten über 100 Schüler im Rahmen der globalen Demo-Bewegung "Fridays for Future", die von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg ins Leben gerufen wurde, demonstriert.
Die Jugendlichen traten in den Streik, ließen die Schule sausen. Ihr Ziel: Aufmerksamkeit auf den Klimawandel lenken, ein Umdenken anregen und nicht zuletzt die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens.
Die Organisatoren der Neusser Veranstaltung waren zunächst nicht sicher, ob überhaupt Demonstranten erscheinen würden. Am Ende zogen über Hundert Jugendliche skandierend und Plakate schwingend von der Marienkirche zum Rathaus.
Drei junge Menschen, die derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr auf dem Lammertzhof machen, und ein Praktikant wurden von ihrem Chef mit haufenweise Äpfeln und literweise Wasser zum Markt geschickt, um die Demonstranten zu unterstützen. Nach einer kleinen Stärkung wurde es dann ernst und einige Reden wurden vorgetragen.
Die 14-jährige Jana Hetzel beispielsweise richtete einige Worte an eine zukünftige Generation, ließ dabei schockierende Versionen der Zukunft entstehen — den Amazonas-Regenwald als Amazonas-Wüste beispielsweise. "Es tut mir leid, dass wir uns mehr für Skandale wie Germany's Next Topmodel Fahrradhelmwerbungen interessieren, als für das Schmelzen der Polkappen", so die 14-Jährige und weiter: "Wir benutzen die Natur wie eine Kreditkarte ohne Limit und hatten die Nerven, das ,Fortschritt' zu nennen."
Bürgermeister Reiner Breuer, sein Stellvertreter Sven Schümann, die Beigeordneten Ralf Hörsken, Holger Lachmann und Dr. Matthias Welpmann kamen aus dem Rathaus und sprachen mit und zu den Demonstranten. Als Bürgermeister Breuer seine Ansprache begann, läuteten die Glocken von St. Quirin. "Ihr hört im Hintergrund die Glocken des Quirinusmünsters — das heißt, es ist nicht mehr kurz vor zwölf sondern kurz nach zwölf", so Breuer zu den Schülern.
Er ist sicher: Auch wenn die Stadt Neuss eine Auszeichnung als Klimaschutzaktive Kommune innehabe und bereits ein integriertes Klimaschutzkonzept aufgestellt worden sei so wie viele Maßnahmen ergriffen wurden, müsse noch viel passieren. "Wir möchten mit euch in den Dialog treten, eure Ideen hören und gemeinsam Lösungen finden", meinte der Bürgermeister. "Ich war in eurem Alter, als ich politisch aktiv wurde. Ich freue mich sehr, dass ihr euch einsetzt — bleibt dran!"
Auch Umweltdezernent Dr. Matthias Welpmann lobte das Engagement der jungen Menschen, entschuldigte sich: "Eure Generation bekommt das Problem vor die Füße geworfen und muss es lösen. Wir müssen handeln!" Maßnahmen, die die Stadt und Rat abgestimmt hätten, müssten schneller und umfassender erfolgen, fand der Beigeordnete und lud die Demonstranten zur Woche der Nachhaltigkeit ein.
Das Organisations-Team der Demo möchte jetzt mit Politik und Verwaltung in den Dialog treten — und mit Sicherheit war es nicht die letzte Demo der jungen Klimaschützer vor dem Neusser Rathaus...