Blüht und grünt es bald in Neuss? Was die Parteien zur Landesgartenschau-Bewerbung 2026 sagen
Neuss · "Es grünt so grün..." sang einst Eliza im Musical "My Fair Lady" — aber ob sie dabei Neuss im Sinn hatte...? Dabei fehlt es hier offenbar an eben diesem Grün. Doch das könnte sich in Zukunft ändern: Werner und Benjamin Küsters, Gartenbauer aus Rosellen, wollen die Landesgartenschau (LGS) 2026 in die Quirinusstadt holen.
Die Ratsparteien geben sich von optimistisch bis verhalten kritisch.
Neuss. "Neuss muss sich neu erfinden in Sachen Grün", weiß Werner Küsters, ehemaliger Präsident des Bundesverbandes für Garten- und Landschaftsbau. Aus dem Grünentwicklungsplan Neuss sei bisher so gut nie nichts umgesetzt worden. Da sieht er die Chance in der Landesgartenschau: "Das ist keine Blumenschau, sondern die Möglichkeit zur absoluten Stadterneuerung." Schon bei der Dachbegrünung könne dies anfangen "und das sozial-ökologische Bauen in Neuss weit voran bringen". Weitere Punkte könnten die Vernetzung und die Aufwertung von Grünanlagen sein.
Umweltdezernent Dr. Matthias Welpmann erklärt: "Eine Landesgartenschau muss auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet werden. Wenn Neues geschaffen wird, muss dies auch über Jahrzehnte funktionieren und zur Identität der Stadt passen." Vorschläge könnten zum Beispiel von den Landschaftsarchitektur-Studenten der Hochschule Geisenheim kommen, die am vergangenen Wochenende in Neuss unterwegs waren mit dem Ziel, im Rahmen eines Wettbewerbs die städtischen Grünflächen zu optimieren.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Helga Koenemann sieht in einer LGS "eine Chance für Neuss" und findet Unterstützung beim Neusser Landtagsabgeordnete Dr. Jörg Geerlings: "Wichtig ist uns, dass das Gelände der Schau anschließend weiter von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden kann und die weiterhin deutlich verbesserungswürdige Grünpflege in unserer Stadt unter den Vorbereitungsarbeiten nicht weiter leidet", so Koenemann. Die Verwaltung müsse jetzt nachweisen, dass eine solche Landesgartenschau möglich sei.
Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen ist optimistisch gestimmt: "Eine Landesgartenschau in Neuss würde die Attraktivität der Stadt weiter steigern. Es könnte zudem eine Grünspange geschaffen werden, die alle Stadtteile verbindet. Darum haben wir als SPD bereits 2010 eine Landesgartenschau gefordert." Dieser Antrag sei aber von CDU und Grünen abgelehnt worden. Im August 2018 erfolgte ein neuer Anlauf gemeinsam mit der FDP.
Michael Klinkicht, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, gibt sich eher verhalten: "Die Landesgartenschauen der vergangenen Jahrzehnte waren unbefriedigend, sie kosteten viel Geld." Meistens habe man die Ausgaben nicht durch die Einnahmen decken können, so dass die Städte auf den Kosten sitzen geblieben seien. Klinkicht: "Nachdem die Blumen verblüht waren, verkümmerten auch die Flächen, von Nachhaltigkeit keine Spur. Diese Art von Landesgartenschau brauchen wir in Neuss nicht." Solle die geplante Landesgartenschau unter Nachhaltigkeitsaspekten gesehen werden, durch mehr Begrünung in der Innenstadt, zum Beispiel von Dächern und Fassaden, stünden die Grünen der Sache aufgeschlossener gegenüber.
Die Neusser FDP hatte den LGS-Stein gemeinsam mit Werner und Benjamin Küsters sowie der SPD ins Rollen gebracht. Der FDP-Chef Michael Fielenbach meint, die Rennbahn sei zwar ein wesentlicher, aber nur ein sogenannter "Trittstein" in der gesamten bereits bestehenden Grünvernetzung der Stadt Neuss, die im Grünordnungsplan 2025 beschrieben sei. "Eine sehr gute Basis für eine Landesgartenschaubewerbung" sind sich Fielenbach und der Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig einig. Dabei müsse das Konzept neben dem Grünflächenvernetzungsgedanken, in dem auch eine intensivere Dachbegrünung von Gewerbe- und Wohnbauten enthalten sein solle, die zukünftige urbane Mobilität sowie die Verbindung der Innenstadt über den Wendersplatz, die Rennbahn bis zu den Neusser Rheinauen und dem Rhein als "Erlebnisraum"miteinbezogen werden. Im Vorfeld der LGS könne eine breite Bürgerbewegung für ein grünes Neuss entstehen.
Roland Sperling, Fraktionschef Die Linke, plädiert "für eine sorgfältige Prüfung statt blindem Jubel. Für mich sind die entscheidenden Fragen: Was wollen die Neusser? An vielen Orten gab es zuletzt starke Bürgerproteste gegen geplante Landesgartenschauen. Wie hoch ist das Kostenrisiko?" Meist seien die Städte auf riesigen Verlusten sitzen geblieben, laut Sperling oft im zweistelligen Millionenbereich. Die versprochenen Besucherzahlen seien ausgeblieben. "Und würde die Verwaltung durch dieses Mammutprojekt lahmgelegt, so dass wichtige Maßnahmen wie die Schulsanierung weiter verzögert werden?", fragt Sperling.