Politiker kämpfen für den historischen Weg
Neuss · Beschmierte Schilder, herausgerissene Tafeln und vollgesprayte Bänke — der Zustand des historischen Rundgangs in Gnadental ist alarmierend. Vergangene Woche berichtete Stadt-Kurier über das blamable Aushängeschild für die Stadt Neuss.
Besorgniserregend dabei war das Statement des Bürgermeisters, dass darauf schließen lässt, dass die Stadtverwaltung das Kulturgut aufgegeben hat. Jetzt melden sich Politiker zu Wort, die den historischen Weg retten wollen.
"Es wurden in der Vergangenheit mehrmals Reinigungsmaßnahmen durchgeführt. Der Erfolg war jedoch leider nicht von Dauer, da es in Folge immer wieder zu weiteren Beschädigungen kam", so lautete die Antwort des Bürgermeisters auf die Frage, ob es in naher Zukunft Maßnahmen geben würde, die zur Verbesserung des Historischen Wegs beitragen sollen. Damit wollen sich Ratsherr Thomas Kaumanns (CDU) und Ratsfrau Hohlmann (SPD) nicht abfinden. Bereits am Erscheintag des Stadt-Kurier-Artikels postete Kaumanns auf Facebook einen Beitrag. "Ich finde es jammerschade, wie viele historische Denkmäler in Neuss vergammeln! Heute berichtet Stadt Kurier über die römische Siedlung in Gnadental, aber das ist leider kein Einzelfall. Auch die mittelalterliche Stadtmauer ist total beschmiert!", klagt der Ratsherr und appelliert gleichzeitig an die Außenwelt: "Neusserinnen und Neusser, kriegen wir es gemeinsam hin, das zu ändern? Wie wäre es, wenn wir Kulturamt/Denkmalpflege und die vielen Heimat- und Schützenvereine mal an einen Tisch bringen? Vereine oder Schützenzüge könnten Patenschaften übernehmen, vielleicht auch Schulklassen, Kirchengemeinden etc. Die Stadt könnte das Material für die Pflege bereitstellen... Was meint Ihr?" Ein erster guter Ansatz, auf den leider kaum Resonanz folgte. Dabei sind die Neusser keineswegs tatenlos, wenn es um ihre Kulturgüter geht. Das zeigte jüngst das Beispiel, als der Eierdieb im Stadtpark beschmiert wurde. Noch am selben Tag machte sich eine Gruppe Jugendlicher auf, das Kultobjekt zu reinigen. Ein Paradebeispiel und eine vorbildliche Aktion, die auch dem historischen Rundgang guttun würde. Ratsfrau Gisela Hohlmann bittet in einem öffentlichen Brief den Bürgermeister zur Einsicht. "In den letzten Jahren hatte ich mich mehrfach an die Stadt-verwaltung gewandt und im Sinne der Bürger Verbesserungen im Bereich des Parkplatzes Ecke Kölnerstraße/ Dunantstraße gefordert oder auf die Erneuerung der großen Schautafel zu den früheren römischen Lagern gedrängt. In beiden Fällen wurden die Mängel erfreulicherweise recht zügig und unbürokratisch behoben. Ich möchte Sie dringend bitten, auch diesmal die überdeutlichen Mängel schnell beseitigen zu lassen. Manches lässt sich auch ohne hohe Kosten realisieren — insbesondere ein regelmäßiger Grünschnitt oder die Säuberung von verschmierten Schildern", fordert Hohlmann in ihrem Schreiben. "Die Pflege des historischen Erbes der Stadt ist eine wichtige Aufgabe zur Identitätswahrung — dazu bedarf es nicht nur Heimatliebe, sondern auch steter Aufmerksamkeit und sorgfältiger Wartung", heißt es in Hohlmanns Schreiben weiter. Vom Bürgermeister gab es dazu bislang noch keine Reaktion...