Tierschützer wettern gegen Anti-Tauben-Pläne der Stadt

Neuss · Taubendreck wo das Auge nur hinsieht. Das ist das momentane Bild am Neusser Hauptbahnhof. Dagegen will die Politik jetzt vorgehen, indem die Taubenpopulation geschrumpft werden soll — und erntet damit den Protest von Tierschützern.

Taubenhäuser sind aus Sicht von Thomas Schwarz, Vorsitzender im Landesvorstand der Partei Mensch Umwelt Tierschutz NRW, der falsche Weg.

Foto: Fotos: Violetta Buciak

Es ist ein altes Problem, das die CDU und Grünen jetzt wieder auf den Tisch gebracht haben. Aufgrund zahlreicher Beschwerden seitens der Bürger soll die Taubenzahl in der ganzen Innenstadt dezimiert werden. Thomas Kaumanns hatte die Problematik bereits vor fünf Jahren angestoßen, nahm die immer mehr werdenden Kritiken seitens der Menschen aus seinem Wahlkreis ernst.

Der durch die Vögel verursachte Dreck sei untragbar. Aus Sicht der Verwaltung gibt es nur einen Weg: Taubenhäuser. Drei solcher Einrichtungen wären nötig, weil in der Stadt drei Taubenschwärme ansässig sind: am Hauptbahnhof, im Hafen und im Neusser Süden. Die Eier der durch gezielte Fütterung sesshaft gemachten Vögel könnten durch Gipseier ausgetauscht, ein Bruterfolg so verhindert werden.

Foto: Violetta Buciak

Für Thomas Schwarz, Vorsitzender im Landesvorstand der Partei Mensch Umwelt Tierschutz NRW, der falsche Weg: "Die Veterinärmedizinerin Dr. Elisabeth Heiderich hat 2014 die Sterilisation männlicher Stadttauben als Maßnahme zur Populationsregulierung untersucht. Demnach habe sich die Anwendung im Feldversuch bewährt: Die Kosten für den chirurgischen Eingriff seien mit Blick auf die jährlichen Aufwendungen, die den Städten für die Beseitigung von durch Tauben verursachten Verschmutzungen und Schäden an Gebäuden entstehen, relativierbar", so der Diplom-Pädagoge. Im Klartext: Eine Vielzahl der Tauben soll einfach sterilisiert werden. Kann die Stadt diesen Aufwand realisieren?

"Ja", findet Schwarz "die Stadt Neuss könnte diesen wissenschaftlichen Feldversuch als fallbezogenes Pilotprojekt aufgreifen, die entstehenden Kosten aus dem zur Verfügung stehenden Fonds decken und für andere Städte mit diesem innovativen Konzept in eine vielbeachtete Vorbildfunktion treten. Kooperationspartner und Sponsoren werden sich mit Sicherheit finden lassen." Angehende Veterinärmediziner könnten das Neusser Taubenproblem für ihre Dissertationen nutzen und nebenbei für die Lösung sorgen. Schwarz will das Konzept den Verantwortlichen der Stadt jetzt vorlegen und hofft auf Kooperation.

(Kurier-Verlag)