Was das Nibelungenlied mit Neuss zu tun hat und Gedanken zu St. Quirinus
Neuss · Jeder kennt die Saga des Nibelungenliedes: Die Legende um Siegfried, den Drachentöter, seine schöne Frau Krimhild und den sagenumwobenen Schatz: den Nibelungenhort. Der Neusser Verwaltungs- und Finanzwirt Gerd Gustav Peter Schwager hat jetzt ein Buch über das Nibelungenlied herausgebracht — und erklärt darin, was es mit Neuss zu tun hat.
"Der lange Schatten des Nibelungenliedes... die Spur führt nach Köln" ist der Titel des 264 Seiten starken Buches, in dem der Neusser seine jahrelange Forschung und Recherche zu diesem klassischen Sagenkreis des Abendlandes veröffentlicht. Er möchte auf diese Weise Anregungen zu weiteren Forschungen und Betrachtungen der Legende geben. "Mir ist schon vor vielen Jahrzehnten die Idee gekommen, über das Nibelungenlied zu recherchieren", erzählt der 72-Jährige, "und mittlerweile ist für mich klar, dass der Niederrhein das Gebiet sein muss, in dem die nibelungische Landschaft angesiedelt werden muss. Der Niederrhein beschrieb damals sozusagen die Grenze zwischen germanischen Ländern und der römischen Provinz — in diesem Grenzgebiet gab es viele Überfälle und derlei mehr und so sind reihenweise Sagen und Märchen entstanden."
Durch das Übersetzungsbüro, das er in der Neusser Innenstadt betreibt, befasste er sich automatisch mit Sprachunterschieden. "Es hat im Laufe der Zeit eine interessante Lautspracheverschiebung gegeben — beispielsweise wurde ein ,i' früher häufig als ,ei' gesprochen oder Anlaute fielen weg. Damit habe ich mich eingehend beschäftigt und so hat sich mir ein völlig neues Weltbild eröffnet", erklärt der Autor. So ist er jetzt überzeugt, Fehler der Übersetzer haben zur falschen Ansiedlung von Teilen der Saga in beispielsweise Island oder Norwegen geführt.
Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich auch mit der Geschichte, die Schwager als "Verschleierung" bezeichnet — seiner Meinung nach hat sich die Geschichte von Quirinus nämlich ganz anders zugetragen, als die meisten Neusser annehmen. Ein Auszug:
"In 1050 hat es keine Translation der Gebeine nach Neuss gegeben! Das ist nun mal Fakt. Papst Leo hatte auch keine Schwester namens Gepa! Vielmehr hat er von den Neussern bereits 1049 Reliquien des Märtyrers Quirinus erhalten, die er im selben Jahr in Otmarsheim bei der Einweihung der dortigen Kirche einbrachte. (...) Warum ist das Buch ,Anales novesienses' bis heute nicht übersetzt und dem Neusser Publikum zugänglich gemacht? Vielleicht weil dort zu lesen ist, dass die Translation der Gebeine eines Märtyrers Quirinus bereits Mitte des neunten Jahrhunderts nach Neuss erfolgte? Oder war der Verfasser, der Prior des Oberklosters, den Neussern nicht gesonnen genug und kirchenpolitisch zu aufmüpfig? Warum wird übergangen, dass die Quirinuskirche zunächst eine Dyonisiuskirche (archäologisch nachgewiesen) mit Quirinus als ,Nebenheiligen' war?"
Der Autor vermutet: "Bei der Geschichte des Quirinus handelt es sich mittlerweile um festgezurrte Größen, die man nicht abändern möchte. Natürlich möchte niemand zugeben, dass er sich geirrt hat. Interessant ist auch, dass wir immer vom ,Heiligen Quirinus' sprechen — dabei ist er bis heute nicht heilig gesprochen worden..."
Ob die Ansätze, Vermutungen und Recherchen Schwagers nun korrekt sind oder nicht: interessant ist das Buch allemal, denn es setzt nicht nur das berühmteste deutsche Heldenlied in ein anderes Licht, sondern regt zum Nachdenken über unsere eigene Geschichte an.
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann das Buch "Der lange Schatten des Nibelungenliedes... die Spur führt nach Köln" von Gerd G. Schwager, herausgegeben vom Butterfly Verlag Berlin für 12 Euro unter der ISBN-Nummer 978-3-939 849-049 bestellen.