Walter Pesch baut Brücken, ist ein Mann der Versöhnung So tickt unser neuer Neusser Oberst +++ Regiment stark wie nie

Neuss · Er mag keine Polemik, ist ein Mann der Versöhnung, obwohl er knallhart marschiert – und zwar in die Richtung, in die sein Kompass zeigt, der nicht den Namen „Beliebigkeit“ trägt.

Der treue und loyale Ben Dahlmann (rechts) ist Adjutant des neuen Oberst Walter Pesch (51). Trotz Urlaubszeit kamen unglaublich viele Schützen, um den neuen Regimentschef in seine Stadt zu geleiten. Das Regiment hat in diesem Jahr wieder Rekordstärke.

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Wir alle und nicht nur die Schützen haben einen neuen Oberst. Walter Pesch (51) tritt die Nachfolge von Heiner Sandmann (63) an. Als Adjutant reitet von nun an immer an seiner Seite: Ben Dahlmann (31), sympathischer Schütze aus Leidenschaft, Auto-Experte und einer der Frauen in Schützenuniformen steckt (dazu in der Festausgabe mehr).

Ganz Neuss feiert das Duo, die Stadt ist voll, Party bis in die Nacht. Das gibt es nur in Neuss. Der Oberst ist die zentrale Leitfigur, vergleichbar mit König Bhumibol in Thailand, den dort alle lieben, dem alle folgen. In schwerer Zeit braucht die Welt, Deutschland und Neuss besonnene Lenker und gestandene Schützer - nicht mehr und nicht weniger.

Obwohl der Neusser Schützenverein keine katholische Bruderschaft ist, kam der Erzbischof von Berlin, ein guter Freund von Walter Pesch, zum Mitternachtsempfang des Oberst in das Zeughaus und brachte fünf Priester mit. Während die ganze Stadt laut feierte, sprach Regimentskaplan Korfmacher ein Gebet und erteilte den Segen. Der neue Oberst ist ein gläubiger Mann, steht allen Laien-Katholiken im Rhein-Kreis Neuss vor.

„Es ist gut, dass nach Heiner Sandmann jemand kommt wie Walter Pesch“, sagt Grenadier-Chef Rainer Halm, der alle erst auf seinen Vorgänger im Amt der Korpsführung aufmerksam gemacht hatte. Halm, der wahre Oberst-Macher: „In der schweren Zeit ist es gut, dass jemand kommt, der nicht dauernd polarisiert, sondern Brücken baut und immer wieder die Hand zur Versöhnung reicht.“ Zuvor hatte Alt-Oberst Sandmann in der Stadthalle noch einmal nach seiner Art „draufgehauen“ und Präsident Nickel und anderen kräftige „Seitenhiebe“ verpasst.

Walter Pesch ist ein Familienmensch, glaubt an den Himmel und vergisst die Toten nicht. Zum Stadt-Kurier sagte er: „Ich konnte gar nicht gut schlafen, bin früh aufgestanden und dann zum Friedhof gegangen. Habe mit allen gesprochen. Auch Udo Kissenkötter“, sagt der Mann, der fest daran glaubt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und der wie Papst Franziskus und Kardinal Woelki den Flüchtlingen und dem Islam gegenüber offenherzig eingestellt ist.

Dass das Neusser Straßenbild heute auch Burkaträgerinnen und bärtige Muslime prägen, dass der „liberale“, europäische Islam vom arabischen „Kopftuch-Islam“ zurückgedrängt ist, dass die Türkei heute kritisch gesehen wird, habe auch den Effekt, dass wieder mehr über Religion gesprochen wird. Der Regimentschef und oberste Laien-Katholik im Kreis setzt Zeichen: Wir hier in Neuss wollen den Frieden. Mit allen Religionen.

Frank Möll

(Kurier-Verlag)