Gibt es kaum Chancen für Familien, in Neuss ein Eigenheim zu erwerben? Hohe Preise lassen den Traum vom eigenen Haus oft zerplatzen
Neuss · Ist der Traum vom Eigenheim unerreichbar für die meisten Familien? So scheint es zumindest, denn in Neuss suchen derzeit viele Familien ein neues Zuhause. Wer nicht zu wenig verdient, um Fördermittel zu erhalten, aber auch kein Vermögen angehäuft hat, hat kaum noch eine Chance. Die meisten Häuser gehen schon unter der Hand weg. Und wenn doch mal Häuser offeriert werden, stehen die Interessenten Schlange.
Neuss. Ein Blick in einschlägige Immobilienportale reicht, um diesen Eindruck zu verstärken. Bei einem der größten Immobilienanbieter erscheinen bei der Suche nach einem Haus in der Stadt Neuss nur 92 Angebote. Was soll es sein? Ein 62 Quadratmeter-Haus für 210.000 Euro oder vielleicht ein renovierungsbedürftiges Haus mit 115 Quadratmeter für schlappe 335.000 Euro? Kurz mal überschlagen, was man noch reinstecken muss, ist die Summe schnell bei 400.000 Euro – wenn man damit auskommt. Wer soll das bezahlen können? Denn für Häuser in gutem Zustand und mit einer passenden Größe für einen Vier-Personen-Haushalt muss entsprechend mehr auf den Tisch gelegt werden. Das Problem kennen auch Ippolito Mallia und Cornelia Dahmen. Die beiden suchen schon seit Jahren Eigentum – bisher erfolglos: „Wir verdienen zu viel, um Fördermittel zu erhalten, aber zu wenig, um mal eben 400.000 Euro für ein Haus hinlegen zu können.“ Und so bleiben kaum noch Möglichkeiten, denn dazwischen gibt es kaum Angebote. Der Familie bleibt das Durchforsten von Zeitungen und Internetportalen. „Wir möchten in Neuss bleiben, hier ist unsere Heimat. Aber langsam verzweifeln wir. Wenn wir schon mal Häuser angeschaut haben, gab es so viele Interessenten, dass man kaum eine Chance hat.“ Auch keine Seltenheit: Wer finanziell gut steht, bietet eben mehr und erhält dann den Zuschlag. Wer mit einem durchschnittlichen Einkommen auskommen muss, steht hinten an.
Sich für den Übergang eine größere Wohnung zu suchen, ist ebenfalls kaum möglich: Vier - oder Fünf-Zimmer-Wohnungen sind ebenfalls rar. Und wenn mal eine frei ist, ist sie unverhältnismäßig teuer. Das Geld könnte auch in Eigentum gesteckt werden. Wohin also mit den Familien in Neuss?
Der Bauverein möchte entgegensteuern: Im Augustinus-Park und in Norf sollen in den kommenden fünf Jahren mehr als 200 Wohneinheiten entstehen. „Der Start ist aber noch unklar, deshalb steht auch noch nicht fest, was sie kosten werden. Aber die Idee ist, dass die Käufer günstige Kredite über die NRW.Bank abschließen können“, so Bauverein-Sprecher Heiko Mülleneisen.
Aktuell wohnt Familie Dahmen/Mallia in einer Drei-Zimmer-Wohnung. „Eigentlich war unser Ziel, vor der Einschulung von Sohn Matteo im kommenden Jahr endlich im eigenen Haus angekommen zu sein. Aber die Zeit rennt. Wenn natürlich noch jemand einen Geheimtipp hat, kann er sich gerne an die Redaktion wenden. Denn eigentlich haben wir nur einen Wunsch: Wir möchten in der Quirinusstadt bleiben, denn hier sind nun mal unsere Wurzeln, unser Zuhause.“
Wie die Neusser Parteien zu dem Problem stehen, lesen Sie auf Seite 3.
Julia Schäfer