PAUL lebt Inklusion: Menschen mit Handicap ins Arbeitsleben bringen

Kaarst · „Prima Arbeiten und Leben“: Der Kaarster Verein PAUL will ein Lebensumfeld für Menschen mit geistiger Behinderung schaffen, die langfristig Begleitung und Unterstützung auf ihrem Lebensweg benötigen.

Den Menschen mit und ohne Handicap macht das gemeinsame Kochen in der PAUL-Küche Riesenspaß.

Foto: Fotos (2): Andrea Steffen, wbm

Hauptzweig des Vereins ist die erst vor wenigen Wochen gegründete GmbH „PAUL kocht!“ – und für die wird jetzt dringend eine große Küche mit Lagerraum gesucht.

Sybille Hermeling-Krön setzt sich mit PAUL für gelebte Inklusion ein.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

Wenn Chefkoch Klaus Krön in seiner Küche des Classic-Hotels an der Friedensstraße Feierabend macht, treffen sich hier Menschen mit und ohne Handicap zum gemeinsamen Kochen. Dann wird die Hotelküche zu PAULs Manufaktur: Die geistig behinderten Jugendlichen im Alter von 16 bis 22 Jahren produzieren schmackhafte Leckereien: Suppen, Saucen, Senfvariationen, Chutneys, Liköre und Würzsalze – alles handgemacht und nach Möglichkeit unter Verwendung von Produkten aus der Region. Die Erzeugnisse werden in Gläser abgefüllt und in den freien Verkauf gebracht. „Bei Rewe Röttcher an der Neusser Straße haben wir das schönste Regal im Laden, direkt gegenüber der Fleischtheke“, freut sich Sybille Hermeling-Krön, Vorsitzende des Vereins PAUL, „und unsere Produkte werden wirklich gekauft, wir liefern regelmäßig nach.“ Auch bei Rewe-Nahkauf Lange an der Königstraße in Holzbüttgen und in der Metzgerei Matzner an der Büttger Straße in Neuss sind PAUL-Produkte zu haben.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf, aber auch mithilfe zahlreicher Spenden wird das gemeinnützige Projekt finanziert. Doch langsam stößt es an seine räumlichen Grenzen. „Die Küche im Classic Hotel ist auf Dauer zu klein“, weiß Hermeling-Krön. Sie erinnert sich an die bescheidenen Anfänge des Vereins: Im November 2012 fanden Eltern zusammen, um für ihre eigenen Kinder mit Handicap die Lebensbedingungen zu verbessern. Jetzt sollen den Behinderten-Werkstätten Außenarbeitsplätze angeboten werden. „Wir wollen den Menschen eine sinnvolle und erfüllende Arbeit geben, mitten in unserer Gesellschaft, gut sichtbar“, macht Hermeling-Krön deutlich, dass der Verein gerne in ein Ladenlokal mit großer Glasfront ziehen würde. „Wir wollen mit den Menschen in Kontakt kommen“, schwärmt die Vorsitzende von einer „gläsernen Manufaktur“, in der die Kunden auch die Möglichkeit haben sollten, die Produkte vor Ort in einer Probierstube zu testen.

Mit einem nächsten Schritt soll die Außenwirkung des Vereins deutlich verbessert werden. Ab dem Frühjahr wird PAULs Suppenmobil auf dem Kaarster Wochenmarkt zu finden sein. Dann werden die Jugendlichen mit Handicap ihre selbst hergestellten Waren anbieten. „Ein tolles Gefühl für die jungen Menschen; wir geben ihnen die Möglichkeit, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden“, erklärt Hermeling-Krön. Und so kann auch ihre Tochter Constanze den ersten Einsatz von PAULs Suppenmobil kaum abwarten. Die 21-Jährige mit geistigem Handicap arbeitet von Beginn an beim Verein mit.

Auch wenn „PAUL kocht!“ auf dem besten Wege ist, Erfolgsgeschichte zu schreiben, sollen die anderen Ziele des Vereins nicht aus den Augen verloren werden. Die Vision: ein Ort für gemeinsames Wohnen und die Schaffung von inklusiven Freizeit- und Förderangeboten. „Es bleibt noch viel zu tun“, ist Sybille Hermeling-Krön voller Tatendrang.

Wer den Verein bei seinen Projekten unterstützen möchte, die möglich machen sollen, dass Menschen mit und ohne Handicap „Leben gemeinsam erleben“, kann dies mit einer Mitgliedschaft (60 Euro pro Jahr) oder einer Spende tun. Auch wird dringend eine große Küche mit Lagerraum gesucht.

Weitere Informationen gibt es bei Sybille Hermeling-Krön im Classic Hotel an der Friedensstraße 12 in Kaarst, Telefon

96 95 66, und im Internet unter

www.prima-arbeiten-und-leben.de.

(Kurier-Verlag)