Nach Kommunalwahl-Crash FDP: JuLi fordern Fielenbachs Rücktritt
Neuss · Die Freien Demokraten lecken nach dem Kommunalwahl-Crash noch immer ihre Wunden – und in selbige hinein streuen jetzt die Jungen Liberalen reichlich Salz: Sie fordern den sofortigen Rücktritt des Stadtverbandsvorsitzenden und Bürgermeisterkandidaten der FDP Michael Fielenbach.
Michael Fielenbach erhielt lediglich 1.181 Stimmen (2,1 Prozent) im Kampf um den Posten des Stadtchefs; damit haben nicht einmal alle Neusser FDP-Wähler (3,3 Prozent, 1.869 Stimmen) für ihn votiert. Die Partei zieht im November lediglich mit zwei Freien Demokraten in den Stadtrat ein, 2015 durften sie noch sechs Plätze einnehmen (2009 waren es sieben).
Der Neusser Juli-Chef Marc Wilkowski hat den „Schuldigen“ für die FDP-Talfahrt ausgemacht: „Spätestens nach der Besetzung der Wahlbezirke mit Familienmitgliedern und Ü70-Kandidaten war ein schlechtes Ergebnis zu erwarten. Im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl müssen wir uns erneuern, da wir uns dann keine Drei-Prozent-Ergebnisse erlauben können.“
Nach einem innerparteilichen Richtungsstreit habe sich Michael Fielenbach auf dem Parteitag im Januar durchgesetzt und als Bürgermeisterkandidat aufstellen lassen. Daraufhin hätten zahlreiche junge Mitglieder, welche schon zuvor Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit Fielenbach betont hätten, die Partei verlassen.
Daraufhin habe die FDP anscheinend Probleme bei der Besetzung der Wahlbezirke gehabt, denn als Kandidaten neben Familienmitgliedern von FDP-Funktionären auch Persönlichkeiten aus der alten Riege der FDP Neuss angetreten.
„Bei den Wählern der Stadt Neuss scheinen die Kandidaten dabei offensichtlich nicht gut angekommen zu sein“, so Wilkowski. „Aus der größten Stadt des Rhein-Kreises haben wir deutlich mehr Rückenwind erwartet und die Schwäche hat uns wahrscheinlich die Mehrheit mit der CDU und UWG im Kreis gekostet.“
Als Wunsch hinsichtlich der Bundestagswahl 2021 wünschen sich die Jungen Liberalen in Neuss eine modernere Partei. „Dabei könnte uns beispielsweise Kaarst ein Vorbild sein“, blickt Wilkowski auf die Nachbarstadt, in der mit Uschi Baum eine Freie Demokratin zur neuen Bürgermeisterin gewählt wurde.
Von solch einem Erfolg ist die Neusser FDP weit entfernt, aber dennoch denkt Fielenbach nicht an Rücktritt: „Ich nehme Herrn Wilkowskis Kritik zur Kenntnis und habe dafür Verständnis, dass er das Ganze aus der Sicht der Jugend sieht. Aber er muss auch sehen, dass das Leben keine Bundesliga-Veranstaltung ist, wo nach ein paar verlorenen Spielen Kündigungen ausgesprochen werden.“
Laut Fielenbach sei „ein gewisser Pragmatismus notwendig, um darauf zu reagieren. Ich habe mich nicht jahrelang für die FDP eingesetzt, um sie jetzt im Stich zu lassen!“ Ein Linksruck in Neuss sei mit Sicherheit nicht allein für das schlechte Abscheiden der FDP verantwortlich: „Das müssen wir analysieren.“ Und sondieren...: Gespräche mit CDU, SPD und PARTEI haben in dieser Woche stattgefunden – auf der Suche nach einem Partner für die Zukunft im Rat.