Neuss wuchert zu: Ist unser Grünflächenamt überfordert?
Neuss · In nahezu jedem Stadtteil sind sie zu finden: die völlig überwucherten Ecken. Seit Sturm Ela scheint sich das Problem verschlimmert zu haben. Noch immer sehen in Neuss manche Stellen exakt wie einen Tag nach dem verheerenden Sturm aus.
Besonders dann schlimm, wenn die Bäume zur echten Gefahr werden. Erst vor einem Monat ist ein dicker Ast auf die Kaiser-Friedrichstraße gestürzt — glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt. "Die Mitarbeiter des Grünflächenamts sind stark überlastet", warnt Ingeborg Arndt (Bündnis 90 / Die Grünen). "Ich weiß von zahlreichen Krankmeldungen, weil es manchen einfach zu viel geworden ist", so die Lokalpolitikerin. Jetzt gehen auch einige Bürger auf die Barrikaden.
Ob am Jröne Meerke in der Nordstadt, dem Waldstück nahe des Biotops in Norf oder im Neusser Stadtgarten: Was Grünflächen angeht, ist die Quirinusstadt derzeit alles andere als vorzeigbar. Hans-Willi Tepper ärgert sich: "Ich habe den Wald hinterm Norfer Gymnasium immer gern zum Spazieren genutzt, aber das ist seit dem Sturm vor über einem Jahr nicht mehr möglich. Schade, dass sich hier nichts tut." Mit dieser Meinung ist er nicht alleine. Gabriele Sodemann rief jetzt die Initiative "Green Flees" auf Facebook ins Leben und hofft auf viele Gleichgesinnte. Sie appelliert an die Stadt, dass sich dringend was an der desaströsen Situation ändert, betont dabei gleichzeitig, niemandem die Schuld zuweisen zu wollen.
Dass das Grünflächenamt überlastet scheint, zeigen nicht nur die zugewachsenen Ecken in Neuss. Erst am Donnerstag rief es die Neusser Bürger zur Mithilfe auf, die Bäume bei der Hitze zu bewässern. "Sechs bis zehn Gießkannen Wasser pro Baum und Woche reichen in den meisten Fällen aus, um das gefürchtete Austrocknen zu verhindern", heißt es in der Pressemitteilung. Ob die Bürger dieser Bitte nachgehen werden, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass sich viele Neusser ein von Grund auf gepflegteres Erscheinungsbild für ihre Stadt wünschen. "Das ist auch eine Frage der Planung. Es gibt Stellen, die ganz anders bepflanzt werden müssen, sodass sie nicht schon nach wenigen Wochen ungepflegt wirken", fordert Arndt.
Sodemann von "Green Flees" hofft jetzt auf die Unterstützung der Neusser: "Kommt Leute, liked uns. Wir wollen nicht, dass unsere Grünflächen irgendwann verschwinden."