Bis zu 37 Grad: Eltern wollen Hitze in Kindertagesstätte nicht mehr dulden Dritter Sommer ohne Lösung+++Stadt empfiehlt morgens die Fenster zu öffnen
Allerheiligen · „Die Kinder sind völlig nass geschwitzt und ganz lethargisch, wenn wir sie aus der Kita abholen“, schimpft der zweifache Vater Karl-Heinz Goebel. Bereits im dritten Sommer herrsche in der Kita Zauberhügel in Allerheiligen unerträgliche Hitze.
Trotz massiver Proteste passiert nichts. Das Gebäudemanagement empfiehlt stattdessen morgens die Fenster zu öffnen.
„Genau das tun die Erzieherinnen doch. Aber es hilft nicht“, erklärt Goebel. Am Montag zeigte das Raumthermometer in der Kita bereits morgens um 8 Uhr 26 Grad an, mittags, gegen 13.45 Uhr, kletterten die Temperaturen auf 33 Grad und erreichten schließlich um 16.30 Uhr, zur Abholzeit, unerträgliche 37 Grad. Und eben dieses Problem kommuniziert der Elternrat – der aus Protest vor wenigen Wochen geschlossen zurückgetreten ist – seit zwei Jahren. Hinzu käme der fehlende Sonnenschutz im Außenbereich, denn die notdürftig aufgestellten Sonnenschirme seien nicht ausreichend. „Besonders nicht, wenn die Mittagssonne hoch steht, dann spenden sie kaum Schatten. Das ist doch jedem bekannt“, so Goebel. Immerhin wurde am Dienstag ein Sonnensegel auf dem Außengelände installiert – einen Tag, nach dem der Stadt-Kurier die Recherchen aufgenommen hatte. Bestellt sei es schon vor Wochen gewesen.
Das Problem mit der Hitze in den Räumen bleibt. Bülent Öztas, Geschäftsführer der AWO, Träger der betroffenen Kita, erklärt: „Bereits während der Bauphase hatten wir als Mieter der neuen Einrichtung darauf hingewiesen, dass für die Räume Klimaanlagen installiert werden sollten, um Kinder und Mitarbeiter vor Hitze zu schützen, die baubedingt (modularer Stahlbau, Flachdach, große Fensterbereiche) unserer Meinung nach entstehen würde.“ Der Hinweis konnte scheinbar nicht in die Tat umgesetzt werden. „Um die Sicherheit und Gesundheit der Kinder nicht zu gefährden, mussten wir auf den Einsatz von mobilen Klimageräten verzichten“, so Öztas. Dafür seien Ventilatoren im Einsatz. Hinzu sollen die Kinder an wärmeren Tagen in die kühleren Räume im Erdgeschoss ausweichen können und das Obergeschoss meiden. „Maßnahmen, die alle nicht zielführend sind“, beschwert sich Goebel. „Wenn die Gruppe aus dem Obergeschoss zu der ins Erdgeschoss gesteckt wird, dann sitzen dort auf einen Schlag 40 statt 20 Kinder. Natürlich heizt sich der Raum dann trotzdem auf“, klagt der zweifache Vater.
Noch mehr ärgern ihn die beschwichtigenden Hinweise der Stadt Neuss. „Da solche Extremtemperaturen nur an wenigen Tagen im Jahr vorkommen, empfiehlt das Gebäudemanagement Neuss (GMN) an diesen Tagen eine Querlüftung in den frühen Morgenstunden“, so Peter Fischer, Pressesprecher der Stadt Neuss. „Da kann ich mir nur an den Kopf fassen“, kritisiert Goebel. Die AWL habe das Gebäudemanagement und das Jugendamt bereits im Sommer 2016 auf die Überhitzung der Räume hauptsächlich im Obergeschoss (und in einigen Räumen im Erdgeschoss) hingewiesen. „Wir haben hier auch wiederholt um Abhilfe gebeten und einen Beschwerdebrief des Elternrates zu dieser Problematik an die Stadt weitergeleitet“, so Öztas.
„Leider nicht mit Erfolg“, so Goebel. „Wir wissen, dass die Erzieherinnen alles dafür tun, dass es den Kindern gut geht. Aber auch sie können eben keine Wunder vollbringen und für sie sind diese Bedingungen ebenfalls unzumutbar“, meint der Allerheiligener. Immerhin macht Fischer Hoffnung: „In den angegebenen Räumen wurden Anfang der Woche sogenannte Datenlogger (Geräte zur kontinuierlichen Messung und Erfassung der Temperaturen) aufgestellt. Die Auswertung der Daten erfolgt in der kommenden Woche. Sollten die Temperaturen 35 Grad über einen längeren Zeitraum überschreiten, sind gemäß Arbeitsstättenrichtlinien (ASR) weitere Maßnahmen erforderlich“, so der Pressesprecher.
Das GMN werde zudem auf den Betreiber der Kita zugehen und das Gespräch suchen um zeitnah weitere technische Möglichkeiten zu finden, damit sich die Situation an den extrem heißen Tagen verbessert.
Violetta Buciak