Klaus Stevens geht in Ruhestand: Er hat die Kaarster Kulturlandschaft stark mitgeprägt Stelle des Kulturmanagers wird nicht mehr besetzt+++Stevens holt Kunstverein ins Boot

Er hat die Kaarster Kunst- und Kulturlandschaft in den vergangenen Jahren wie kaum ein Zweiter geprägt: Der städtische Kulturmanager Klaus Stevens geht in den wohlverdienten Ruhestand, nicht ohne dafür zu sorgen, dass seine beiden „Babys“ – das Stelenkonzept und das Kino Kaarst – weiter wachsen werden.

Klaus Stevens organisierte die Fotoausstellung über Flüchtlinge (oben links) mit, kurbelte mit Unterstützung des damaligen Kulturdezernenten Heinz-Dieter Vogt das Stelenprojekt an (großes Foto) und ließ sich für die Criminale von Krimiautorin Jutta Profijt fesseln.

Foto: Fotos (4): Rolf Retzlaff

Stelenkunst in allen Ortsteilen

Kaarst.

In seinen 28 Dienstjahren im Kaarster Rathaus hat Stevens einiges miterlebt: Als Pressesprecher der Stadt Kaarst begleitete der gelernte Grafik-Designer unter anderem die Entstehung der neuen Stadtmitte, zu der auch das Kunstprojekt „Zur Mitte hin“ gehörte. Als bleibende und sichtbare Ergebnisse enstanden zwischen 1991 und 1995 zum Beispiel das Bürgerschwalbennest im Rathaus, die Rinfgfontäne im See sowie die 23 Kunststelen auf dem Rathausplatz, im Stadtsee und im Stadtgarten. 1998 fand eine Skupltur von Marwine Neumayer seinen Platz auf einer der rund zwei Meter hohen Säulen in der Kaarster Mitte – doch dann war vorerst Schluss. Den Stein erneut ins Rollen brachte Stevens nach seiner Ernennung zum städtischen Kulturmanager vor zehn Jahren. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, das Stelenkonzept in alle Kaarster Ortsteile auszudehnen – und das ist ihm gelungen. Los ging es 2009 mit Anatol Herzfelds „Rabe“ im Vorster Bürgerpark, es folgten Kunstwerke von Jörg W. Schirmer und Klaus Richter in Büttgen sowie von Jürgen Zaun und Yvette Gastauer-Claire in Holzbüttgen. Und mit der Aufstellung des „Sternenguckers“ von Uli Mader in Driesch im August 2016 erhielt auch der letzte Kaarster Ortsteil eine Kunststele. Stevens koordinierte die Planungen mit den Künstlern, kümmerte sich um Sponsoren für die Kunstwerke – die Säulenaufstellung finanzierte die Stadt. Und so schaffte er es, in zehn Jahren Kaarst mit zehn Kunststelen zu bereichern, die von den Künstlern extra für die Aufstellung konzipiert wurden – alles Unikate. Kurz vor Stevens’ Dienstschluss steht ein weiteres Projekt vor dem Abschluss: Stele Nummer 35 könnte der „Ampel-Nistkasten“ von Till Hausmann werden – eine in glänzendem Rot lackierte, ausrangierte Verkehrsampel, in der Vögel ein neues Zuhause finden könnten. In Sachen Sponsoring verhandelt Stevens mit Markus Albiez vom Kunstverein Nordkanal. Im Gespräch ist ein Standort im Vorster Wald oder am Wiegand-Weg in Kaarst.

Und wie geht es mit dem Stelenkonzept weiter? Stevens möchte den Kunstverein Nordkanal mit ins Boot nehmen. Voraussichtlich werden Markus Albiez und seine Mitstreiter diese Erfolgsgeschichte fortschreiben. Dass der Verein das Zeug dazu hat, konnte er bisher mit Projekten wie Wilhelm Schiefers „Brücken über den Nordkanal“, der Umgestaltung des Waldarbeiterhäuschens und der Planung zum Kunstobjekt Trafohäuschen im Vorster Wald unter Beweis stellen.

Kino Kaarst ein Publikumsrenner

Klaus Stevens sorgte dafür, dass die aktuellen Topfilme auch im beschaulichen Kaarst zu sehen sind: Unter seiner Federführung und der des Kulturchefs Dieter Güsgen übernahm der städtische Kulturbereich 2014 das Kino Kaarst. Seitdem genießen alljährlich mehr als 8.000 Menschen die mit modernster Digitaltechnik präsentierten Filme im Albert-Einstein-Forum. „Und es konnten jedes Jahr über 12.000 Euro an die Kämmerei überwiesen werden. Darauf bin ich sehr stolz“, so Stevens. Allerdings muss er einen Wermutstropfen schlucken: Das Kino Kaarst wurde in diesem Monat an den bisherigen Kooperationspartner, die Schaustall GmbH aus Langenfeld, als Veranstalter abgegeben. Doch Stevens beruhigt: „Für die Kinogäste wird sich kaum etwas ändern, denn das bewährte Programm wird wie bisher weitergeführt.“ Und auch mit Stevens wird es ein Wiedersehen geben: Nach seinem Ausscheiden bei der Stadt Kaarst wird er als Mitarbeiter der Schaustall GmbH das Kino Kaarst begleiten.

Von Criminale bis

Städtepartnerschaft

Für Klaus Stevens ist Kaarst eine „Kulturhochburg im Kreisgebiet“. Mit einem Blick auf eine Auswahl seiner weiteren Projekte, die er im Laufe der Jahre angestoßen, vorangetrieben und realisiert hat, wird deutlich: Dies ist zum großen Teil sein Verdienst. Er hat die Ausstellungen in der Städtischen Galerie Büttgen und in der Kaarster Rathausgalerie mitorganisiert, war ein Motor der Städtepartnerschaft Kaarst – La Madelaine, holte mit der Criminale Krimilesungen nach Kaarst, unterstützte die Aktion „Kulturrucksack“, stellte gemeinsam mit der Fotografin Halina Szafranska eine Fotoausstellung über Flüchtlinge auf die Beine, konzipierte die Kunst- und Denkmalroute durch Kaarst... Die Liste seiner Aktivitäten ließe sich beliebig fortsetzen. Doch damit wird bald Schluss sein: Stevens’ letzter offizieller Arbeitstag ist der 31. Mai, aufgrund von Überstunden und Urlaub dürfte er allerdings die Stechuhr im Rathaus sehr viel früher zum letzten Mal betätigen. Einen Nachfolger wird es nicht geben, Stevens’ Aufgaben werden auf mehrere Kollegen verteilt.

Trotz all der Projekte, die Stevens verwirklichen konnte, gibt es doch etwas, das er bedauert: Die geplanten Kaarster Stummfilmtage 2016 konnten nicht realisiert werden. Aber dafür ist ja noch Zeit. Wie zitierte der Kulturmanager bei seiner letzten Eröffnungsrede einer Kunstausstellung in der Städtischen Galerie doch so schön die unvergessene Trude Herr: „Niemals geht man so ganz!“

Rolf Retzlaff

(Kurier-Verlag)