Eigener Wagen wurde im Blitztempo gebaut 100 Neulinge ziehen für verstorbenen Freund beim Kappessonntagszug mit

Neuss · In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli verstarb Thomas Hamacher alias Johnny Moped ganz plötzlich im Alter von nur 48 Jahren an einem Herzinfarkt. Auf seiner Beerdigung haben seine Freunde den Entschluss gefasst, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen: mit eigenem Wagen beim Kappessonntagsumzug mitzuziehen.

Augen offen halten: Diese Zugneulinge marschieren beim morgigen Kappessonntagszug mit, um ihrem verstorbenen Freund Johnny Moped zu gedenken.

Foto: Foto: Violetta Buciak

Es ist den Organisatoren eine Herzenssache. Viele sind zum morgigen Kappessonntagszug (geht um 13.11 Uhr los) aus ganz Deutschland angereist. Dutzende haben in den vergangenen Tagen bis in die Nacht am eigenen Wagen gewerkelt. Das alles, um den letzten Wunsch von Johnny Moped wahr zu machen.

Und es war bis zum Schluss eine spannende Angelegenheit. Erst am 31. Januar bekamen die Neu-Jecken den Wagen von einem Garten-Landschaftsbauer geliehen. Den TÜV gab es erst Anfang Februar, erst dann konnten die Arbeiten beginnen. Unter anderem musste der Boden komplett erneuert werden, Materialien, Technik und Co. noch auf die Schnelle organisiert werden. Nur das Motto stand sofort fest: "RoppenPoppen Neuss" — so hieß der Zusammenschluss, den sieben Freunde um "Captain Moped" gründeten.

Das alles passierte vor rund zehn Jahren beim Festival Rock 'n' Roll Butterfahrt auf der Insel Helgoland — hier nahm die Truppe bei einem Piraten-Fünfkampf teil. Da lag es nahe, dass der Mottowagen in ein gigantisches Piratenschiff verwandelt wurde. Die rund 100 Zugteilnehmer — für viele ist es eine absolute Premiere — werden in maritimen Outfits vorneweg marschieren. Auf dem Wagen spielt die Band "Die Mimmis" — auch die Musiker waren gute Freunde von Johnny Moped. Die Zug-Neulinge haben viel Hilfe von außerhalb bekommen, die Technik wurde vom Dienstleister "Der Gute Ton" gesponsert, die Bretter für die Außenverkleidung gab's vom Nachbarn der Wagenbauhalle. Hergerichtet wurde das Gefährt "frei nach Schnauze".

Unter der bunt gemischten Truppe sind Steuerfachangestellte, Studienberater, aber auch Handwerker. Geschraubt wurde "bis es nicht mehr ging". Eine Hommage an einen "feinen Kerl", wie seine Freunde sagen. "Johnny war ein sehr sozialer Mensch, hat sich für Tiere engagiert, war politisch aktiv. Und er liebte die Musik, war selbst eine Zeit lang als DJ tätig — sein Wissen über Bands war beeindruckend", erinnert sich Thomas Schössler. Die meisten kennen sich noch aus Jugendtagen, damals hat die Clique oft zusammen im Hamtorkrug gefeiert — deswegen ziert auch ein Insider die Innenwand des Mottowagens: "Vom Hamtorkrug nach Helgoland".

Besonders wichtig war Johnny Moped zuletzt der Kampf um verbesserte Lebensbedingungen für Seehunde. Ein Anliegen, das seine Freunde fortführen wollen. "Wir hoffen, dass viele auf seine Aktion aufmerksam werden und an die entsprechende Organisation spenden", so Schössler.

Spendenkonto:
Seehundstation Nationalpark-Haus Norden-Norddeich
IBAN: DE 62 2836 1592 0007 7771 11
BIC: GENODEF1MAR
Verwendungszweck: RoppenPoppen Neuss

(Kurier-Verlag)