Blick in die Zukunft Wie der Stadtsportverband Neusser Bürger in Bewegung halten will

Fußball-Drittligist VfR Neuss empfängt in seinem Stadion Mannschaften aus Köln, Magdeburg, Meppen und Dortmund; die Bundesliga-Basketballerinnen der TG Neuss Tigers zeigen in der Multifunktionshalle vor 2.000 Zuschauern ihren Gegnerinnen die Krallen; hier kämpfen auch die Bundesliga-Hockeyspieler des HTC Schwarz-Weiß um Punkte. Ein schönes Zukunftsszenario, das Meinolf Sprink und Gösta Müller begeistern könnte. Doch der Vorsitzende und der Geschäftsführer des Stadtsportverbandes (SSV) Neuss bleiben realistisch: Mit dem breiten Sportangebot sind sie zufrieden, aber es fehlt an einem Verein, der den Neusser Namen öffentlichkeitswirksam über die Stadtgrenzen hinaus in die breite Öffentlichkeit trägt. In einem Punkt sind sich die beiden aber einig: Sport soll weiter möglichst viele Neusser bewegen!

Rasante Sportart auf hohem Niveau: Die Basketball-Damen der TG Neuss Tigers spielen in der 2. Bundesliga.

Foto: Wolfgang Rommerskirchen / TG Neuss/Wolfgang Rommerskirchen

Neuss. „Wir haben in Neuss einige leistungsorientierte Sportarten – zum Beispiel Hockey im HTC Schwarz-Weiß Neuss, die Basketball-Damen der TG Neuss Tigers, die Ringer des KSK Konkordia und die Voltigierer des RSV Neuss-Grimlinghausen –, aber keinen Verein, der überregional in der breiten öffentlichen Wahrnehmung für die Stadt Neuss steht“, erklärt Vorsitzender Sprink. Ob dies auch daran liegt, dass bei den laut Sprink für den Sport wichtigen Faktoren „Beine, Kopf, Beton“ gerade letzterer in Neuss Mangelware ist? „Eine Multifunktionshalle stünde einer Stadt wie Neuss gut zu Gesicht“, so Sprink, mahnt aber, dass dann auch ein „Ankermieter aus dem Sport“ gefunden und ein ganzheitliches Konzept auf die Beine gestellt werden müsse: „Was macht man mit der Halle, wenn sie nicht für den Sport belegt ist?“ Andererseits müsse sich die Stadt fragen: „Was tun, wenn ein Verein mit Erfolg droht?“, so Sprink augenzwinkernd. „Neuss hat keine herausragende Sportstätte für den Spitzensport.“

Also hat Neuss den vielzitierten Zusatz „Sportstadt“ nicht verdient? „Neuss ist eine sportliche Stadt“, sagt Sprink, und Müller ergänzt: „Neuss ist eine sportfreundliche Stadt.“ Die Infrastruktur sei auf einem „soliden Niveau“. Mittlerweile verfügt Neuss über drei Sport- und zwölf Bezirkssportanlagen: „Die waren die Kirchtürme des 20. Jahrhunderts“, so Sprink – in jedem Stadtteil eine, „die Idee war richtig“. Die Möglichkeit des Sporttreibens vor der eigenen Haustür war und ist eine gute Sache für den Breitensport, die auch durch den Stadtsportverband unterstützt wird. Müller lobt besonders die Ludwig-Wolker-Sportanlage (Pomona) mit ihrem Leichtathletikzentrum, der Möglichkeit, abends unter Licht zu joggen, Beachvolleyballfeldern und einem Bewegungsparcours. Er sieht die Zeit gekommen, „dass in dieser Sportstätte einige Vereine kooperieren, um die Leichtathletik in Neuss weiter zu entwickeln“.

Das Führungsduo des Stadtsportverbandes Neuss (v.l.): Der ehrenamtliche Vorsitzende Meinolf Sprink und der hauptamtliche Geschäftsführer Gösta Müller blicken auf die Sportszene in der Quirinusstadt.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Dies geht natürlich nicht nur mit geeigneten Outdoor-Anlagen – auch die Hallenkapazitäten müssen stimmen. „Die Stadt Düsseldorf hat einen Masterplan mit größeren Hallen in verschiedenen Abstufungen, so etwas haben wir in Neuss nicht. In der Vergangenheit wurden lediglich die Elmar-Frings-Halle und die Sporthalle in Allerheiligen neu gebaut“, hofft Sprink künftig auf mehr Möglichkeiten, den Sport in der Halle voran zu treiben. Die Weiterentwicklung der Sportinfrastruktur sei eine permanente Herausforderung, die die Stadt nur mit Fördergeldern meistern könne. (Lesen Sie hierzu auch den Artikel auf Seite 16). Davon könnte auch einiges Geld in Richtung Neuss fließen, sollte der Bewerbung um die Landesgartenschau 2026 in der Quirinusstadt stattgegeben werden. Sprink hofft hier auch auf eine „sportliche Komponente und einen Nutzen für die Vereine und den Sport während und nach der Landesgartenschau“.

Ebenfalls eine Mannschaft, die Spitzensport in Neuss zeigt: Riesenjubel bei den Hockey-Herren des HTC Schwarz-Weiß Neuss. Am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison in der 1. Hallen-Bundesliga sicherte sich das junge Team von (Spieler-)Trainer Matthias Gräber mit einem 7:6-Sieg beim Düsseldorfer HC den Klassenerhalt. Das freute natürlich auch Teammanager Stephan Busse.

Foto: HTC-jgh1968

„Wir sehen uns als Anwälte des Sports“, erklärt Müller, „wir sind als Interessenvertreter auch für die Menschen verantwortlich, die nicht in Vereinen organisiert sind“. So begrüßen sie zum Beispiel die Pläne der SPD, einen Bewegungsparcours rund um das Jröne Meerke in der Nordstadt zu installieren. Sprink: „Wir müssen sehen, wie wir – gerade wegen Corona – die Menschen unter Dampf und auch ältere Menschen am Laufen halten“. Da sind kostenlose und niedrigschwellige Angebote genau richtig. Die soll es zum Beispiel an den sogenannten „Open Sundays“ geben, an denen Vereine in Sporthallen alle Bürger zum kostenlosen Sporttreiben einladen. Vor allem Kinder und Jugendliche werden hier angesprochen. Überhaupt legt der SSV großen Wert auf das Heranführen des Nachwuchses an den Sport: Unter dem Motto „Neuss macht mobil“ führt die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Stadtsportverband sportmotorische Untersuchungen und Förderungen durch. Neuss ist hier spitze: Alle Grundschulen machen bei den Bewegungstests mit – und neuerdings auch alle weiterführenden Schulen. Rolf Retzlaff

Der Stadtsportverband vertritt die Interessen von 114 Sportvereinen, aber auch von Sporttreibenden, die nicht im Verein organisiert sind. 34.000 Menschen sind Mitglieder in einem Sportverein in Neuss, es gibt 104 Sportanlagen. Wer auf der Suche nach einer geeigneten Sportart ist, findet Infos unter www.stadtsportverband.de.